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242. Auch der Dialog zwischen Wissenschaft und Glaube ist Teil des
evangelisierenden Handelns, das den Frieden fördert.
Der Szientismus
und der Positivismus weigern sich, » neben den Erkenntnisformen der
positiven Wissenschaften andere Weisen der Erkenntnis als gültig
zuzulassen «
Die Kirche schlägt einen anderen Weg vor, der eine
Synthese verlangt zwischen einem verantwortlichen Gebrauch der
besonderen Methoden der empirischen Wissenschaften und den anderen
Lehren wie der Philosophie, der Theologie und dem Glauben selbst, der den
Menschen bis zum Mysterium erhebt, das die Natur und die menschliche
Intelligenz übersteigt. Der Glaube hat keine Angst vor der Vernunft; im
Gegenteil, er sucht sie und vertraut ihr, denn » das Licht der Vernunft und
das des Glaubens kommen beide von Gott
und können daher einander
nicht widersprechen. Die Evangelisierung achtet auf die wissenschaftlichen
Fortschritte, um sie mit dem Licht des Glaubens und des Naturrechts zu
erleuchten, damit sie immer die Zentralität und den höchsten Wert des
Menschen in allen Phasen seines Lebens respektieren. Die gesamte
Gesellschaft kann bereichert werden dank diesem Dialog, der dem Denken
neue Horizonte öffnet und die Möglichkeiten der Vernunft erweitert. Auch
das ist ein Weg der Harmonie und der Befriedung.
243. Die Kirche verlangt nicht, den bewundernswerten Fortschritt der
Wissenschaften anzuhalten. Im Gegenteil, sie freut sich und findet sogar
Gefallen daran, da sie die enorme Leistungsfähigkeit erkennt, die Gott dem
menschlichen Geist verliehen hat. Wenn die Wissenschaften in
akademischer Ernsthaftigkeit im Bereich ihres spezifischen Gegenstands
verbleiben und so im Zuge ihres Fortschritts eine bestimmte
Schlussfolgerung deutlich machen, die von der Vernunft nicht verneint
werden kann, widerspricht der Glaube diesem Ergebnis nicht. Die
189
Vgl.
Propositio
54.
190
J
OHANNES
P
AUL
II., Enzyklika
Fides et ratio
(14. September 1998), 88:
AAS
91 (1999), 74.
191
T
HOMAS VON
A
QUIN
,
Summa contra Gentiles
, I, VII; vgl. J
OHANNES
P
AUL
II.,
Enzyklika
Fides et
ratio
(14. September 1998), 43:
AAS
91 (1999), 39.