Lumen Fidei - page 7

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eine übernatürliche Gabe empfangen, erscheint
als Licht auf dem Pfad, das uns den Weg weist
in der Zeit. Einerseits kommt er aus der Ver-
gangenheit, ist er das Licht eines grundlegenden
Gedächtnisses, des Gedenkens des Lebens Jesu,
in dem sich dessen absolut verlässliche Liebe ge-
zeigt hat, die den Tod zu überwinden vermag. Da
Christus aber auferstanden ist und über den Tod
hinaus uns an sich zieht, ist der Glaube zugleich
ein Licht, das von der Zukunft her kommt, vor
uns großartige Horizonte eröffnet und uns über
unser isoliertes Ich hinaus in die Weite der Ge-
meinschaft hineinführt. Wir begreifen also, dass
der Glaube nicht im Dunkeln wohnt; dass er ein
Licht für unsere Finsternis ist. Nachdem Dante
in der „Göttlichen Komödie“ vor dem heiligen
Petrus seinen Glauben bekannt hat, beschreibt
er ihn mit den Worten: »Dies ist der Funke, dies
der Glut Beginn / die dann lebendig in mir auf-
gestiegen / der Stern, von welchem ich erleuch-
tet bin«.
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Genau von diesem Licht des Glaubens
möchte ich sprechen, damit es zunimmt und die
Gegenwart erleuchtet, bis es ein Stern wird, der
die Horizonte unseres Weges aufzeigt in einer
Zeit, in der der Mensch des Lichtes ganz beson-
ders bedarf.
5. Vor seinem Leiden hat der Herr dem Petrus
versichert: »Ich habe für dich gebetet, dass dein
Glaube nicht erlischt« (
Lk
22,32). Und dann hat
er ihm aufgetragen, in ebendiesem Glauben „die
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 Paradies XXIV, 145-147.
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