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HOCHFEST DER UNBEFLECKTEN EMPFÄNGNIS
DER SELIGEN JUNGFRAU MARIA

BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
Montag, 8. Dezember 2008

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis Mariens, das wir heute feierlich begehen, ruft uns zwei grundlegende Wahrheiten unseres Glaubens in Erinnerung: vor allem die Erbsünde und dann den Sieg der Gnade Christi über sie, einen Sieg, der auf wunderbare Weise in der allerseligsten Jungfrau Maria aufscheint. Die Existenz dessen, was die Kirche »Erbsünde« nennt, ist leider, wenn wir um uns herum und vor allem in uns hineinblicken, von erdrückender Offensichtlichkeit. Die Erfahrung des Bösen ist in der Tat so greifbar, daß sie sich von alleine aufdrängt und in uns die Frage aufkommen läßt: Woher stammt es? Besonders für einen Gläubigen stellt sich die Frage in einem noch tieferen Sinne: Wenn Gott, der die absolute Güte ist, alles geschaffen hat, woher kommt das Böse? Die ersten Seiten der Bibel (Gen 1–3) antworten gerade auf diese grundlegende Frage, die jede menschliche Generation anspricht, mit dem Bericht von der Schöpfung und dem Fall der Ureltern: Gott hat alles ins Sein gerufen, insbesondere hat er den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen; er hat nicht den Tod geschaffen, sondern dieser ist durch den Neid des Teufels in die Welt gekommen (vgl. Weish 1,13–14; 2,23–24), der sich zunächst Gott widersetzt und dann auch die Menschen getäuscht hat, indem er sie zur Auflehnung verführte. Es ist das Drama der Freiheit, das Gott aus Liebe bis ins Letzte akzeptiert; dabei jedoch verheißt er, daß ein von der Frau geborener Sohn kommen werde, der die alte Schlange am Kopf treffen wird (Gen 3,15).

Von Anfang an also hat, wie Dante sagen würde, »der ew’ge Ratschluß« ein »vorherbestimmtes Ziel« (Paradies, XXXIII,3): die Frau, die von der Vorsehung dazu bestimmt ist, Mutter des Erlösers zu werden, die Mutter dessen, der sich bis zum äußersten erniedrigt hat, um uns zu unserer ursprünglichen Würde zurückzuführen. Diese Frau hat in den Augen Gottes von jeher ein Antlitz und einen Namen: »die Begnadete« (Lk 1,28), wie der Engel sie nannte, als er sie in Nazaret aufsuchte. Sie ist die neue Eva, Braut des neuen Adam, die dazu bestimmt ist, Mutter aller Erlösten zu sein. So schrieb der hl. Andreas von Kreta: »Maria, die ›Theotókos‹ (die Gottesgebärerin), die gemeinsame Zuflucht aller Christen, ist die erste gewesen, die von dem uranfänglichen Fall unserer Ureltern befreit worden ist« (Homilie IV zu Weihnachten, PG 97, 880 A). Und die heutige Liturgie sagt, daß Gott »im Hinblick auf den Erlösertod Christi […] die selige Jungfrau Maria schon im ersten Augenblick ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt [hat], um [seinem] Sohn eine würdige Wohnung zu bereiten« (Tagesgebet).

Meine Lieben, in Maria, der Unbefleckten Empfängnis, betrachten wir den Abglanz der Schönheit, die die Welt rettet: die Schönheit Gottes, die auf dem Antlitz Christi erstrahlt. In Maria ist diese Schönheit ganz rein, demütig, frei von jeglichem Stolz und aller Eitelkeit. So ist die Jungfrau vor 150 Jahren in Lourdes der hl. Bernadette erschienen, und so wird sie in vielen Heiligtümern verehrt. Heute nachmittag werde auch ich ihr traditionsgemäß an dem ihr gewidmeten Denkmal auf der Piazza di Spagna die Ehre erweisen. Beten wir jetzt vertrauensvoll zur Unbefleckten Jungfrau, während wir mit dem Angelus die Worte des Evangeliums wieder aufnehmen, die uns die heutige Liturgie zur Betrachtung vorlegt. Nach dem Angelusgebet sagte der Heilige Vater: Es freut mich, die »Päpstliche Akademie der Immaculata« und ihren Präsidenten, Kardinal Andrea Maria Deskur, zu begrüßen. Liebe Freunde, 20 Jahre nach der Approbierung der neuen Statuten der Akademie bete ich zur seligen Jungfrau, daß sie immer über euch und euer Wirken wache.


Nach dem Angelus

... auf französisch: Mit Freude grüße ich euch, liebe französischsprachige Pilger, die ihr hier in Rom oder über Rundfunk und Fernsehen beim Angelus zugegen seid. Am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria sind wir mit den Pilgern in den Marienheiligtümern und ganz besonders in Lourdes zum Abschluß des Jubiläumsjahres der Erscheinungen vereint. Gleiches gilt für die Gläubigen, die in Ars zur Eröffnung des Jubiläumsjahres anläßlich des 150. Jahrestages des hl. Jean- Marie Vianney zusammengekommen sind. Unsere Liebe Frau des Advents möge uns helfen, »Ja« zum Herrn zu sagen, der es verstehen wird, unser Leben zu erfüllen. So werden auch wir nach ihrem Vorbild vertrauensvoll leben können. Mit meinem Apostolischen Segen!

auf englisch: Ich begrüße alle englischsprachigen Besucher und Pilger, die heute hier zugegen sind. Das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria ist eine Gelegenheit für uns alle, uns an der strahlenden Reinheit der Mutter des Erlösers zu freuen. Sie war unter allen Frauen auserwählt, um unser Vorbild an Heiligkeit zu sein, ein Zeichen des Wohlwollens für die Kirche in ihren Anfängen und die Verheißung ihrer Vollkommenheit als makellose Braut Christi. Gott segne euch, eure Familien und all eure Lieben.

auf deutsch: Herzlich grüße ich alle deutschsprachigen Brüder und Schwestern am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Das Vorrecht Marias, vor jeder Sünde bewahrt zu sein, ist ein Geschenk der unbedingten Güte Gottes. Zugleich sehen wir an Maria, daß Gott die Mitwirkung des Menschen erwartet. Je bereitwilliger wir zu Gottes Heilsplan ja sagen, desto mehr können wir unserer Berufung als getaufte Christen gerecht werden; denn wir alle sind in Christus dazu erwählt, heilig und untadelig vor Gott zu leben, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Festtag!

auf spanisch: Ich grüße die Pilger aus dem spanischen Sprachraum an diesem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, das sowohl in Spanien als auch in den lateinamerikanischen Ländern so tief verwurzelt ist. Ich empfehle der allerseligsten Jungfrau Maria, die voll der Gnade ist, die Freuden und Sorgen aller Jünger ihres göttlichen Sohnes, daß sie das Wort Gottes mit großzügigen und demütigem Herzen annehmen und es so standhaft in die Praxis umsetzen und treue Zeugen und Missionare Jesu Christi in allen Bereichen des Lebens sind. Vielen Dank.

auf polnisch: Mein herzlicher Gruß geht nun an alle Polen. Heute erweisen wir Gott die Ehre, der Maria vom Makel der Erbsünde bewahrt und sie in der Gnade geheiligt hat, um sie darauf vorzubereiten, würdige Mutter seines Sohnes zu sein (vgl. Präfation). Sie hat als erste das Geschenk erlangt, das wir alle in der Taufe empfangen haben. Das Vorbild und der Schutz der Unbefleckten Empfängnis mögen uns stützen, auf daß wir frei von Sünde in der Gnade der Heiligkeit leben. Gott segne euch!

... auf italienisch: Ich grüße alle Mitglieder der Katholischen Aktion Italiens, die an diesem Festtag ihre Zugehörigkeit zur Vereinigung erneuern. Gestützt durch den mütterlichen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria mögen sie aufs Beste ihren kirchlichen Dienst und besonders ihren Einsatz in der Erziehung zum Ausdruck bringen können, bei dem die Katholische Aktion auf eine lange und gefestigte Tradition zählen kann. Darüber hinaus grüße ich die Familien der Bewegung »Tra Noi«. Allen einen schönen Festtag!

           

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