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FEST DES HL.STEFANUS

BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
Freitag, 26. Dezember 2008

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Das heutige Fest des hl. Stephanus, des ersten Märtyrers der Kirche, steht im geistlichen Licht des Geburtsfestes Christi. Stephanus, ein junger Mann, »erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist«, wie er in der Apostelgeschichte (6,5) beschrieben wird, war zusammen mit sechs anderen in der ersten Gemeinde von Jerusalem zum Diakon geweiht und aufgrund seiner glühenden und mutigen Verkündigung verhaftet und gesteinigt worden. Im Bericht über sein Martyrium findet sich ein Detail, das verdient, im Paulusjahr besonders hervorgehoben zu werden; es handelt sich um die Anmerkung: »Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß« (Apg 7,58). Hier tritt zum ersten Mal der hl. Paulus mit seinem jüdischen Namen Saulus als eifriger Verfolger der Kirche (vgl. Phil 3,6) in Erscheinung, was er zu jener Zeit als Pflicht und Anlaß zu Stolz empfand. A posteriori wird man sagen können, daß gerade das Zeugnis des Stephanus entscheidend für seine Bekehrung war. Sehen wir, auf welche Weise.

Kurz nach dem Martyrium des Stephanus begab sich Saulus, immer angetrieben vom Eifer gegen die Christen, nach Damaskus, um jene zu verhaften, die er dort antreffen würde. Und während er der Stadt näher kam, ereignete es sich, daß ihn plötzlich ein Licht umstrahlte, eine einzigartige Erfahrung, während derer ihm der auferstandene Jesus erschien, zu ihm sprach und sein Leben veränderte (vgl Apg 9,1–9). Nachdem Saulus zu Boden gestürzt war, hörte er, wie ihn eine geheimnisvolle Stimme beim Namen rief. Als er fragte: »Wer bist du, Herr?«, vernahm er die Antwort: »Ich bin Jesus, den du verfolgst« (Apg 9,5). Saulus verfolgte die Kirche und hatte auch an der Steinigung des Stephanus seinen Anteil; er hatte ihn unter den Steinwürfen sterben sehen, und vor allem hatte er die Art und Weise gesehen, in der Stephanus gestorben war: in allem wie Christus, das heißt betend und seinen Mördern vergebend. Auf dem Weg nach Damaskus begriff Saulus, daß er durch die Verfolgung der Kirche den gestorbenen und wahrhaft auferstandenen Christus verfolgte; Jesus, der in seiner Kirche lebt, der auch in Stephanus lebt, den er hatte sterben sehen, der jedoch nun gewiß zusammen mit seinem auferstandenen Herrn lebte. Wir könnten fast sagen, daß er in der Stimme Christi jene des Stephanus hörte und die göttliche Gnade auch durch dessen Fürsprache sein Herz berührte. So geschah es, daß das Dasein des Paulus eine radikale Änderung erfuhr. Von jenem Augenblick an wurde Jesus seine Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung (vgl. 1 Kor 1,30), sein Alles. Und eines Tages wird auch er Jesus auf denselben Spuren wie Stephanus folgen und sein Blut hier in Rom zum Zeugnis des Evangeliums vergießen.

Liebe Brüder und Schwestern, im hl. Stephanus sehen wir, wie sich die ersten Früchte des Heiles verwirklichen, das der Menschheit mit dem Geburtsfest Christi gebracht worden ist: der Sieg des Lebens über den Tod, der Liebe über den Haß, des Lichtes der Wahrheit über die Finsternis der Lüge. Preisen wir Gott, denn dieser Sieg erlaubt auch heute vielen Christen, das Böse nicht mit Bösem zu vergelten, sondern mit der Kraft der Wahrheit und der Liebe. Die Jungfrau Maria, Königin der Märtyrer, möge für alle Gläubigen erlangen, daß sie mutig demselben Weg folgen.


Nach dem Angelus:

... auf italienisch: In der weihnachtlichen Atmosphäre ist vermehrt die starke Sorge um all jene zu verspüren, die sich in leidvollen Situationen und großen Schwierigkeiten befinden. Meine Gedanken gehen unter anderen zu den beiden italienischen Ordensschwestern Maria Teresa Olivero und Caterina Giraudo, die der Kontemplativen Missionsbewegung »Pater de Foucauld« angehören und zusammen mit einer Gruppe örtlicher Mitarbeiter vor mehr als anderthalb Monaten im Dorf El Waq im Norden Kenias entführt worden sind. Ich möchte, daß sie in dieser Stunde die Solidarität des Papstes und der ganzen Kirche spüren. Der Herr, der durch seine Geburt gekommen ist, um uns seine Liebe zum Geschenk zu machen, berühre das Herz der Entführer und gewähre es unseren Schwestern, möglichst bald befreit zu werden, um ihren selbstlosen Dienst an den Ärmsten wieder aufnehmen zu können. Euch alle, liebe Brüder und Schwestern, lade ich ein, dafür zu beten, ohne die zahlreichen Entführungen von Menschen in anderen Teilen der Welt zu vergessen, über die wir nicht immer genauere Informationen haben: ich denke an die sowohl aus politischen als auch aus anderen Gründen Entführten in Lateinamerika, im Nahen Osten, in Afrika. In diesem Augenblick möge unser solidarisches Gebet für sie alle innige geistliche Hilfe sein.

auf französisch: Voll Freude grüße ich die Pilger französischer Sprache. Am Tag nach dem Weihnachtsfest lädt uns die Liturgie ein, das Fest des hl. Stephanus zu feiern, des ersten christlichen Märtyrers. Stephanus wurde als Diakon der ersten Gemeinde der Apostel gewählt und war ein unerschütterlicher Zeuge der Nächstenliebe, der Vergebung und der Liebe zum auferstandenen Christus. Die Fürsprache der Jungfrau Maria, Königin der Märtyrer, und des hl. Stephanus mögen es euch erlangen, glaubhafte Zeugen des in Wahrheit und Liebe gelebten Evangeliums zu sein! Euch allen ein frohes und gesegnetes Fest. Mit meinem Apostolischen Segen!

auf englisch: Herzlich grüße ich englischsprachigen Pilger, die beim heutigen Angelus zugegen sind. In dieser Weihnachtszeit freuen wir uns darüber, daß »die Gnade Gottes erschienen ist« (Tit 2,11); seine Barmherzigkeit und Liebe sind im Antlitz des in Betlehem geborenen Christkindes offenbart worden! Das heutige Fest des hl. Stephanus ruft uns ins Gedächtnis, daß auch wir dazu berufen sind, Christus bis zum Kreuz nachzufolgen: obwohl das Leid Teil des Lebens ist, hat ein Gott, der persönlich in die Geschichte eingetreten ist, die Macht, uns durch das Leid zu retten. Den Blick fest auf den Himmel gerichtet, wollen wir daher »bis zum Schluß standhaft bleiben«, so daß wir in alle Ewigkeit sein Antlitz schauen dürfen (vgl. Mt 10,22). Gott segne euch alle!

auf deutsch: Heute, am liturgischen Festtag des heiligen Stephanus, grüße ich von Herzen auch alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Angesichts des blutigen Todes des Diakons Stephanus mögen wir uns fragen, ob sich das Gute, das mit der Geburt des Erlösers in die Welt gekommen ist, gegenüber dem Bösen überhaupt behaupten kann. Der Märtyrer selbst gibt uns die Antwort: er bittet um Vergebung für die, die ihn töten. Im Tod bewährt er sich als Zeuge der Liebe Gottes, die nicht untergeht. Jesus, dem er in Treue nachgefolgt ist, nimmt ihn zu sich auf und läßt sein Blutzeugnis reiche Frucht bringen. – Euch und euren Familien wünsche ich eine frohe und friedliche Weihnachtszeit!

auf spanisch: Von Herzen grüße ich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum. Am Fest des hl. Stephanus betrachtet die Kirche in diesem ersten Märtyrer den Triumph der Liebe, die Christus mit seiner Menschwerdung und Geburt der Welt gebracht hat. Das standhafte Bekenntnis des Glaubens an den Sohn Gottes und die den Verfolgern gewährte Vergebung zeichnen den wahrhaften Jünger des Herrn aus. Gott schenke uns die Gnade, freudig diese Wahrheit zu leben. Vielen Dank und frohe Weihnachten!

auf polnisch: Ich grüße die Polen. Heute gedenken wir des Martyriums des hl. Stephanus. Das Zeugnis seines Glaubens und der völligen Hingabe an Christus dauert bis in unsere Zeiten an und ist für uns eine anspruchsvolle Aufforderung, gleichzeitig aber Quell der Hoffnung: »Wer bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott« (1 Joh 4,15). Dieser Glaube möge trotz aller Widrigkeiten in uns bleiben. Ich segne euch von Herzen.

... auf italienisch: Zum Schluß geht mein herzlicher Gruß an die Pilger italienischer Sprache. Ich wünsche euch, daß ihr in diesen Tagen die von Freude und Frieden erfüllte geistliche Atmosphäre des Heiligen Weihnachtsfestes bewahrt.

 

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