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BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN JACQUES DIOUF,
GENERALDIREKTOR DER F.A.O.
ANLÄSSLICH DES WELTERNÄHRUNGSTAGES 2009

 

An Herrn Jacques Diouf
Generaldirektor
der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)

Die Feier des Welternährungstages erinnert nicht nur an die Gründung der FAO und ihren Kampf gegen Hunger und Unterernährung, sondern vor allem an die dringende Notwendigkeit, sich für all jene einzusetzen, die in vielen Ländern, in denen die Bedingungen für eine sichere Ernährung fehlen, ohne tägliches Brot sind.

Die derzeitige Krise hat zwar unterschiedslos alle Sektoren der Wirtschaft ergriffen, betrifft aber ganz besonders den Landwirtschaftssektor, wo die Situation dramatische Ausmaße angenommen hat. Die derzeitige Krise macht es erforderlich, daß die Regierungen und die verschiedenen Komponenten der internationalen Gemeinschaft entscheidende und wirksame Beschlüsse fassen.

Die Personen und Völker haben nur dann die Möglichkeit, die Geißel des Hungers zu besiegen, wenn man ihnen den Zugang zu angemessener und gesunder Nahrung ermöglicht. Dieser konkrete Ausdruck des Rechts auf Leben wird zwar feierlich erklärt, ist aber allzu oft noch weit von seiner Realisierung entfernt.

Das Thema, das die FAO für den diesjährigen Welternährungstag gewählt hat, lautet: »Ernährungssicherheit in Zeiten der Krise«. Es lädt uns ein, die Landwirtschaft als grundlegendes Element der Ernährungssicherheit und folglich als wesentlichen Bestandteil der Wirtschaftsaktivität zu betrachten. Daraus erklärt sich auch, warum es notwendig ist, dem Landwirtschaftssektor ausreichende Investitionen und Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Dieses Thema erinnert uns auch daran, daß die Güter der Schöpfung schon von ihrem Wesen her begrenzt sind: Deshalb ist ein verantwortliches Verhalten erforderlich, das auch im Hinblick auf die zukünftigen Generationen die Ernährungssicherheit gewährleisten kann. Dazu bedarf es tiefer Solidarität und weitblickender Brüderlichkeit.

Die Erreichung dieser Ziele macht eine Modifizierung der Lebensstile und Denkweisen notwendig. Die internationale Gemeinschaft und ihre Institutionen sind gezwungen, angemessenere und entschlossenere Schritte zu unternehmen. Schritte, die, wie ich hoffe, eine Zusammenarbeit fördern, die die jeweiligen regionalen Anbaumethoden respektiert und eine leichtfertige Ausbeutung der Naturressourcen vermeidet. Des weiteren hoffe ich, daß diese Zusammenarbeit im Respekt der Werte der Landbevölkerung und der Grundrechte der Landarbeiter erfolgt. Wenn wir unser Streben nach Privilegien, Profit und Vorteilen beiseite lassen, können wir diese Ziele zum Vorteil jener Männer, Frauen, Kinder, Familien und Gemeinschaften erreichen, die in den ärmsten Regionen der Welt leben und daher am schwächsten sind. Die Erfahrung zeigt, daß auch die fortschrittlichsten technischen Lösungen wenig bewirken, wenn sie nicht auf den Hauptakteur, die Person, bezogen sind, die in ihrer spirituellen und materiellen Dimension Ursprung und Zweck allen Handelns ist.

Die Sicherung der Nahrung ist ein Grundrecht der Personen und der Völker. Ein Recht, das dann Realität, und folglich Gewißheit, werden kann, wenn den verschiedenen Regionen der Welt eine angemessene Entwicklung garantiert wird. Das Drama des Hungers kann nur überwunden werden, »indem man die strukturellen Ursachen, die sie hervorrufen, beseitigt und die landwirtschaftliche Entwicklung der ärmsten Länder fördert. Dies kann geschehen durch Investitionen in die ländliche Infrastruktur, in Bewässerungssysteme, in Transportwesen, in die Organisation von Märkten, in die Bildung und Verbreitung von geeigneten landwirtschaftlichen Techniken – also durch Investitionen, die geeignet sind, die menschlichen, natürlichen und sozioökonomischen Ressourcen, die auf lokaler Ebene am zugänglichsten sind, bestmöglich zu nutzen« (Caritas in veritate, Nr. 27).

Ihrer Berufung gemäß, den Schwächsten zu helfen, fördert, unterstützt und teilt die katholische Kirche die Bemühungen, jedes Volk und jede Gemeinschaft in die Lage zu versetzen, eine angemessene Ernährungssicherheit gewähren zu können.

In diesem Sinne versichere ich Sie, Herr Generaldirektor, erneut meiner Wertschätzung und erbitte für die FAO, ihre Mitgliedstaaten und das Personal reichen himmlischen Segen.

Aus dem Vatikan, 16. Oktober 2009

 BENEDIKT XVI.

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