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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN PETROS TSEGGAI ASGHEDOM, NEUER BOTSCHAFTER
DER REPUBLIK ERITREA BEIM HL. STUHL*

Donnerstag, 1. Dezember 2005

 

Herr Botschafter!

Es freut mich, Sie im Vatikan zu begrüßen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, das Sie als außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Republik Eritrea beim Heiligen Stuhl akkreditiert. Ich danke Ihnen für die Grüße, die Sie mir von Ihrem Präsidenten, Seiner Exzellenz Isayas Afewerki, übermittelt haben, und ich bitte Sie, ihm meinen hochachtungsvollen Dank auszusprechen und ihn meines ständigen Gebets für das Wohl der Nation zu versichern.

Der Heilige Stuhl weiß die diplomatischen Beziehungen zu Ihrem Land sehr zu schätzen, die ihm erlauben, mit Ihrer Regierung zusammenzuarbeiten im Interesse des Friedens und der Stabilität unter der geliebten Bevölkerung des Horns von Afrika. Mit allen Menschen guten Willens teilt die Kirche die Verantwortung, sich für »eine friedliche Gesellschaft einzusetzen, um die Versuchung zu Auseinandersetzungen zwischen Kulturen, Ethnien und verschiedenen Lebenswelten zu überwinden« (Ansprache an das Diplomatische Korps, 12. Mai 2005; in O.R. dt., Nr. 20, 20.5.2005, S. 7). Aus trauriger Erfahrung kennen Sie den erschreckend hohen menschlichen Preis des Krieges; ich möchte Sie dessen versichern, daß der Heilige Stuhl die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft nach Kräften unterstützen wird, um eine weitere militärische Eskalation zu vermeiden und die anhaltenden Konflikte in Ihrem Teil Afrikas zu beenden.

Die Hauptopfer des Krieges sind stets jene Menschen, deren Leben durch Gewalt und Zerstörung vollkommen zerrüttet ist. Viele sind gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen oder in benachbarten Staaten Zuflucht zu suchen. Flüchtlingen und Vertriebenen steht die Kirche nahe, »nicht nur durch ihre pastorale Gegenwart und materielle Hilfe, sondern auch in ihrer Verpflichtung, die menschliche Würde zu verteidigen« (vgl. Kompendium der kirchlichen Soziallehre, 505). In Ihrem Land, wo die Folgen des Krieges mit zusätzlichen Belastungen wie Dürre und Hungersnot verbunden sind, hat die Armut der Menschen schwere Ausmaße angenommen. Die katholische Kirche ist bemüht, ihnen ihre Solidarität zu zeigen, ihr Leid zu teilen und praktische Hilfe anzubieten. Während sich die Verantwortlichen weltweit in zunehmendem Maß der Notwendigkeit bewußt werden, daß Afrika wirksame Unterstützung braucht, schließt sich die Kirche gerne ihrem Kampf gegen Hunger, Armut und Krankheit an.

Auch wenn sie nur einen geringen Teil der Bevölkerung Eritreas darstellen, können die Katholiken durch ihr christliches Zeugnis und ihren Einsatz zur Förderung des Gemeinwohls in bedeutender Form zum Leben der Nation beitragen. Ihrer Natur und Sendung entsprechend ist die Kirche stets bemüht, Armen und Kranken zu helfen und unermüdlich die Würde der nach dem Bild Gottes erschaffenen menschlichen Person zu fördern. Daher begrüßt sie die Gelegenheit, mit der Regierung Eritreas zusammenzuarbeiten und ihre beachtlichen Ressourcen an Personal und Fachkenntnis in den Dienst Ihres Volkes zu stellen. Ich bin überzeugt, daß die Regierung ihrerseits den humanitären Einsatz der Kirche fördern möchte und die aus dem Ausland kommenden Missionare willkommen heißen wie auch die einheimischen Priester und Ordensleute unterstützen wird, die ihr gesamtes Leben dem Gebet und dem pastoralen Dienst widmen. Insbesondere möchte ich darum bitten, ihr Recht auf Befreiung vom Militärdienst zu achten: Sie können Eritrea besser dienen, wenn sie frei sind, ihrer christlichen und ihrer jeweiligen persönlichen Berufung zu folgen.

Ferner möchte ich meiner Hoffnung Ausdruck geben, daß konkrete Schritte unternommen werden, damit die in Ihrem Land gewährte konstitutionelle Garantie der Religionsfreiheit möglichst vollständige Anwendung finden kann. Wie das Zweite Vatikanische Konzil lehrt, handelt es sich um ein Recht, »das auf die Würde der menschlichen Person selbst gegründet [ist], so wie sie durch das geoffenbarte Wort Gottes und durch die Vernunft selbst erkannt wird« (Dignitatis Humanae, 2). Demgemäß ist es ein wesentliches Anliegen der katholischen Kirche, daß alle Bürger ihren Glauben frei praktizieren können und sich niemand in dieser Hinsicht bedroht oder irgendeinem Zwang ausgesetzt fühlt. Auch ist sie bemüht, den achtungsvollen Dialog und die Brüderlichkeit zwischen den verschiedenen christlichen Traditionen und den verschiedenen Religionen zu fördern, um auf diese Weise zur friedlichen Koexistenz aller Gruppen der eritreischen Gesellschaft beizutragen. In dem Bestreben, ihre Sendung der Liebe unter Ihrer Bevölkerung frei erfüllen zu können, hofft die Kirche innig, daß bald der Tag kommen möge, an dem es allen Bürgern Ihres Landes möglich sein wird, in Frieden, Wohlstand und Harmonie zusammenzuleben.

Exzellenz, ich bin überzeugt, daß die diplomatische Mission, die Sie heute antreten, die guten Beziehungen zwischen dem Staat Eritrea und dem Heiligen Stuhl festigen wird. Ich entbiete Ihnen meine besten Wünsche für die kommenden Jahre und sichere Ihnen zu, daß die verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie Ihnen bei der Erfüllung ihres Amtes stets gerne ihre Hilfe und Unterstützung anbieten werden. Für Sie, Ihre Familie und alle Menschen Eritreas erbitte ich von Herzen den reichen Segen Gottes.


*L'Osservatore Romano 2006 n.2 p. 12.

 

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