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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DEN NEUEN BOTSCHAFTER VON TOGO,
HERRN
FÉLIX KODJO SAGBO*

Donnerstag, 1. Dezember 2005

 

Herr Botschafter!

Es ist mir eine Freude, Eure Exzellenz zur Überreichung des Beglaubigungsschreiben als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter von Togo beim Heiligen Stuhl zu empfangen.

Ich danke Ihnen für die zuvorkommenden Worte, die Sie an mich gerichtet und mit denen Sie meinen verehrten Vorgänger Papst Johannes Paul II. in Erinnerung gerufen haben, sowie für die Grüße von Seiner Exzellenz, Herrn Faure Gnassingbé, Präsident der Republik Togo, die Sie mir übermittelt haben, und ich möchte Sie meinerseits bitten, ihm meine besten Wünsche auszusprechen. Außerdem grüße ich ganz herzlich das gesamte togolesische Volk und wünsche ihm Segen und Wohlergehen.

In Ihrer Ansprache, Herr Botschafter, haben Sie den Demokratisierungsprozeß erwähnt, der im Hinblick auf die Schaffung eines Rechtsstaates in Ihrem Land in Gang gesetzt worden ist. Darüber freue ich mich besonders, denn schon seit Beginn meines Pontifikats habe ich mir gewünscht, der Bevölkerung Togos, die damals eine leidvolle Situation durchlebte, zur Seite zu stehen (vgl. Regina Caeli, 1. Mai 2005; in O.R. dt., Nr. 18, 6. 5. 2005, S. 1).

Ich wünsche mir aufrichtig, daß eine echte Versöhnung zwischen allen Kindern der Nation die vor allem in den letzten Monaten entstandenen Wunden heilen kann. Gewalt kann niemals das geeignete Mittel sein, um eine gerechte und solidarische Gesellschaft aufzubauen.

Um ein Leben in Frieden und Versöhnung zu erlangen, das jedem Menschen Sicherheit bietet und den Flüchtlingen ermöglicht, ohne Furcht nach Hause zurückzukehren, ist es von grundlegender Bedeutung, Momente des Dialogs zwischen allen Teilen der Nation zu schaffen. Diese geben allen Menschen mit ihren unterschiedlichen Sensibilitäten die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern, gehört zu werden und sich am Aufbau des Landes zu beteiligen. Dann wird das gegenseitige Vertrauen zum Wohl der Nation schrittweise wiederhergestellt werden.

Damit sich die Gesellschaft harmonisch entwickeln kann, ist es nämlich notwendig, zwischen allen Menschen Beziehungen herzustellen, die auf Recht und Gerechtigkeit gründen. Die Suche nach dem Gemeinwohl muß eine Priorität sein, die vor allem für die Verantwortungsträger auf jeder Ebene der Gesellschaft verbindlich ist, zur Förderung der vollen menschlichen und geistlichen Entfaltung jedes Gesellschaftsgliedes durch die Respektierung und Förderung der Menschen und ihrer Grundrechte sowie der grundlegenden sittlichen Prinzipien.

Das Gemeinwohl ist nämlich nicht einfach gleichzusetzen mit sozioökonomischem Wohlstand: Es hat auch eine transzendentale Dimension, weil Gott das letztendliche Ziel seiner Geschöpfe ist.

Die ganzheitliche Entwicklung des Menschen und der Gesellschaft, der oft zahlreiche tiefsitzende Übel, die viele und vielschichtige Ursachen besitzen, im Wege stehen, muß durch internationale Solidarität zielstrebig gefördert und unterstützt werden.

Es ist jedoch auch wahr, daß sich die Bürger und ihre Obrigkeiten als Hauptverantwortliche für sie einsetzen müssen, ebenso wie für die Durchsetzung von Frieden und Versöhnung.

Wie Sie wissen, Herr Botschafter, möchte die katholische Kirche sich mit all ihrer Kraft einsetzen in diesem Kampf für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen und die Förderung einer gerechten und friedlichen Zukunft zum Wohl der ganzen Bevölkerung, ohne Diskriminierungen, in Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens. Um diesen Auftrag erfüllen zu können, muß sie jedoch ungehindert ihre Meinung äußern können, wobei sie die Unabhängigkeit aller Verantwortungsträger in der Gesellschaft respektiert.

Die Sendung, die die Kirche von Christus erhalten hat, ist nicht politischer, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Natur: Der ihr zugeordnete Zweck ist religiöser Natur. Die Kirche sucht keinerlei Vorteil für sich selbst, denn sie hat, wie das Zweite Vatikanische Konzil betont, »keinen dringlicheren Wunsch, als sich selbst im Dienst des Wohles aller frei entfalten zu können unter jeglicher Regierungsform, die die Grundrechte der Person und der Familie und die Erfordernisse des Gemeinwohls anerkennt« (Gaudium et Spes, 42).

Erlauben Sie mir, Herr Botschafter, die Katholiken Ihres Landes durch Sie zu grüßen. Es ist mein Wunsch, daß sie zusammen mit ihren Bischöfen, die mit der Leitung der Kirche Gottes betraut sind, aktive Zeugen der Botschaft des Evangeliums sein und gemeinsam mit ihren Landsleuten großherzig am Aufbau einer brüderlichen und solidarischen Gesellschaft arbeiten mögen.

Zu Beginn Ihrer Mission beim Apostolischen Stuhl entbiete ich Ihnen meine besten Wünsche für ihre erfolgreiche Durchführung. Seien Sie versichert, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets die nötige zuvorkommende Aufnahme und herzliches Verständnis finden werden.

Von ganzem Herzen erbitte ich für Eure Exzellenz, für Ihre Mitarbeiter und Angehörigen, für das togolesische Volk und seine Verantwortlichen die Fülle des göttlichen Segens.


*L'Osservatore Romano 2006 n. 3 p. 6.

 

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