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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE STÄNDIGEN DIAKONE DER DIÖZESE ROM

Clementina-Saal
Samstag, 18. Februar 2006

 

Liebe römische Diakone!

Ich freue mich ganz besonders über die heutige Begegnung, die am 25. Jahrestag der Wiedereinführung des ständigen Diakonats in der Diözese Rom stattfindet. Ich grüße mit Zuneigung den Kardinalvikar, dem ich für die Worte danke, die er im Namen aller an mich gerichtet hat. Ich grüße auch Bischof Vincenzo Apicella, den ehemaligen Leiter des Diözesanzentrums für das ständige Diakonat, und Msgr. Francesco Peracchi, den Delegaten des Kardinalvikars, der seit Jahren eure Ausbildung begleitet. Ich heiße jeden von euch sowie eure Familien sehr herzlich willkommen.

Der Apostel Paulus sagt in einem berühmten Abschnitt des Briefes an die Philipper: Christus »entäußerte sich und wurde wie ein Sklave« (Phil 2,7). Er, Christus, ist das Vorbild, auf das wir schauen sollen. Im Evangelium hat er zu seinen Jüngern gesagt, daß er nicht gekommen sei, »um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen« (Mt 20,28). Vor allem hat er beim Letzten Abendmahl, nachdem er den Aposteln erneut deutlich gemacht hatte, daß er unter ihnen sei »wie der, der bedient« (Lk 22,27), die demütige Geste vollzogen, die den Sklaven vorbehalten war: Er wusch den Zwölfen die Füße und gab seinen Jüngern so ein Vorbild, das sie im Dienst und in der Liebe zueinander nachahmen sollten. Die Vereinigung mit Christus, die durch das Gebet, das sakramentale Leben und besonders die eucharistische Anbetung aufrechterhalten werden muß, ist sehr wichtig für euren Dienst, damit durch ihn wirklich die Liebe Gottes bezeugt werden kann. In der Enzyklika Deus caritas est habe ich geschrieben: »Liebe kann ›geboten‹ werden, weil sie zuerst geschenkt wird« (Nr. 14). Liebe Diakone, nehmt mit Freude und Dankbarkeit die Liebe an, die der Herr euch gegenüber empfindet und die er in euer Leben ausgießt, und gebt großzügig all das an die Menschen weiter, was ihr umsonst empfangen habt. Die Kirche von Rom blickt auf eine lange Tradition im Dienst an den Armen der Stadt zurück. In den letzten Jahren sind neue Formen der Armut aufgetreten: Viele Menschen haben nämlich den Sinn des Lebens verloren und besitzen keine Wahrheit, auf der sie die eigene Existenz aufbauen könnten; viele Jugendliche haben das Verlangen, Menschen zu begegnen, die es verstehen, ihnen zuzuhören und sie in schwierigen Lebenslagen zu beraten. Neben der materiellen Armut begegnen wir auch geistlicher und kultureller Armut. Unsere Diözese, die sich der Tatsache bewußt ist, daß die Begegnung mit Christus »unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt« (Deus caritas est, 1), schenkt dem Thema der Weitergabe des Glaubens besondere Aufmerksamkeit.

Liebe Diakone, ich danke euch für die Dienste, die ihr so großherzig in vielen Pfarrgemeinden Roms leistet, wobei ihr euch besonders der Tauf- und der Familienpastoral widmet. Indem ihr das Evangelium Christi lehrt, das euch vom Bischof am Tag eurer Weihe übergeben wurde, helft ihr den Eltern, die um die Taufe für ihre Kinder bitten, das Geheimnis des göttlichen Lebens, das uns geschenkt wurde, und das Geheimnis der Kirche, der großen Familie Gottes, zu vertiefen, während ihr den Verlobten, die den Wunsch haben, das Sakrament der Ehe zu empfangen, die Wahrheit über die menschliche Liebe verkündet und ihnen dabei erklärt: »Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt« (Deus caritas est, 11). Viele von euch gehen beruflichen Tätigkeiten in Büros, Krankenhäusern und Schulen nach: An diesen Orten seid ihr dazu berufen, Diener der Wahrheit zu sein. Durch eure Verkündigung des Evangeliums werdet ihr das Wort weitergeben können, das die Arbeit des Menschen und das Leiden der Kranken zu erhellen und ihnen Sinn zu verleihen vermag, und ihr werdet den jungen Generationen helfen, die Schönheit des christlichen Glaubens zu entdecken. Ihr werdet auf diese Weise Diakone der Wahrheit sein, die frei macht, und werdet die Bewohner dieser Stadt zur Begegnung mit Jesus Christus führen. Den Erlöser im eigenen Leben aufzunehmen ist für den Menschen Quelle tiefer Freude, einer Freude, die auch in Momenten der Prüfung Frieden schenken kann. Seid daher Diener der Wahrheit, um Boten der Freude zu sein, die Gott jedem Menschen schenken will.

Es genügt jedoch nicht, den Glauben nur mit Worten zu verkünden, denn, wie der Apostel Jakobus in Erinnerung ruft, ist der Glaube »für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat« (Jak 2,17). Es ist daher notwendig, der Verkündigung des Evangeliums das konkrete Zeugnis des Liebesdienstes zur Seite zu stellen, und dieser »ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität … sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst« (Deus caritas est, 25). Der Liebesdienst gehörte von Anfang an zum diakonischen Dienst: die sieben Diakone, von denen die Apostelgeschichte berichtet, wurden gewählt, um sich dem Dienst an den Tischen zu widmen. Ihr seid als Glieder der Kirche von Rom Erben einer langen Tradition, die im Diakon Laurentius eine einzigartig schöne und leuchtende Gestalt besitzt. Viele Arme, die oft aus Ländern kommen, die weit von Italien entfernt liegen, klopfen an die Türen der Pfarrgemeinden, um notwendige Hilfeleistungen zur Überwindung schwieriger Momente zu erbitten. Nehmt diese Brüder und Schwestern mit großer Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft auf, versucht, ihnen so weit wie möglich in ihren Bedürfnissen zu helfen, und denkt dabei immer an die Worte des Herrn: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40). Ich bringe denjenigen unter euch, die sich tagtäglich im Verborgenen darum bemühen, auf diese Weise die Nächstenliebe zu bezeugen, meine Dankbarkeit zum Ausdruck. Durch euren Dienst spüren nämlich auch die Armen, daß sie zu jener großen Familie der Kinder Gottes gehören, die die Kirche ist.

Liebe römische Diakone, möge euer Dienst, in dem ihr die grenzenlose Liebe Gottes lebt und bezeugt, stets dem Aufbau der Kirche als Gemeinschaft dienen. In eurer Arbeit werdet ihr von der Liebe und vom Gebet eurer Familien getragen. Eure Berufung ist eine besondere Gnade für euer Familienleben, das auf diese Weise berufen ist, sich immer mehr zu öffnen, um dem Willen des Herrn und den Bedürfnissen der Kirche zu entsprechen. Der Herr vergelte auch die Hilfsbereitschaft, mit der eure Ehefrauen und Kinder euch bei eurem Dienst an der ganzen kirchlichen Gemeinschaft zur Seite stehen.

Maria, die demütige Magd des Herrn, die der Welt den Erlöser geschenkt hat, und der Diakon Laurentius, der den Herrn so sehr geliebt hat, daß er sein Leben für ihn hingegeben hat, mögen euch stets durch ihre Fürbitte begleiten. Mit diesen Empfindungen erteile ich von Herzen einem jeden von euch den Apostolischen Segen, den ich gerne ausweite auf alle, die euch nahestehen, und all jene, denen ihr in eurem Dienst begegnet.

 

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