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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE TEILNEHMER AM TREFFEN DES OBERSTEN RATES
DER PÄPSTLICHEN MISSIONSWERKE

Samstag, 17. Mai 2008

  

Herr Kardinal,
verehrte Brüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Brüder und Schwestern!

Es freut mich besonders, mit euch allen zusammentreffen, die ihr direkt in den Päpstlichen Missionswerken engagiert seid, den Einrichtungen im Dienst des Papstes und der Bischöfe der Ortskirchen, um den Missionsauftrag zur Evangelisierung der Völker bis an die Grenzen der Erde zu erfüllen. Herrn Kardinal Ivan Dias, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, danke ich zuerst herzlich für die Worte, die er im Namen aller Anwesenden an mich gerichtet hat. Ich schließe in meinen Gruß den Sekretär und alle Mitarbeiter des Dikasteriums für die Mission, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, Männer und Frauen im Laienstand, ein. Meine Lieben, dank eures intensiven Einsatzes wird die Aussage des Konzils, wonach »die ganze Kirche ihrem Wesen nach missionarisch ist«, zutreffende Wirklichkeit. Die Päpstlichen Missionswerke haben das Charisma, unter den Christen die Leidenschaft für das Reich Gottes zu fördern, das durch die Verkündigung des Evangeliums überall gefestigt werden soll. Entstanden aus diesem universalen Geist, waren sie ein wertvolles Instrument in den Händen meiner Vorgänger, die sie in den Rang päpstlicher Werke erhoben und den Bischöfen empfohlen haben, sie in ihren Diözesen einzurichten. Das Zweite Vatikanische Konzil hat ihnen mit Recht den ersten Platz in der missionarischen Zusammenarbeit zuerkannt, »da sie Mittel darstellen, die Katholiken von Kindheit an mit einer wahrhaft universalen und missionarischen Gesinnung zu erfüllen und zur tatkräftigen Sammlung von Hilfsmitteln zum Wohl aller Missionen gemäß den jeweiligen Bedürfnissen anzueifern« (Ad Gentes, 38). Das Konzil hat besonders das Wesen und die Sendung der Ortskirche durch die Anerkennung ihrer vollen missionarischen Würde und Verantwortung vertieft.

Die Mission ist eine Aufgabe und Pflicht aller Kirchen, die, um sie zu verwirklichen, wie kommunizierende Gefäße Personen und Ressourcen miteinander teilen. Jede Ortskirche ist das auserwählte Volk in der Völkerwelt, zusammengerufen in der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, um »die Machttaten dessen zu verkünden, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat« (Lumen gentium, 10). Sie ist der Ort, wo sich der Geist mit der Fülle seiner Charismen zeigt und jedem Gläubigen die Berufung und die Verantwortung für die Mission schenkt. Ihr ist die Mission für die Gemeinschaft aufgetragen. Den Keimen der Entzweiung unter den Menschen, die, wie die tägliche Erfahrung zeigt, aufgrund der Sünde tief in die Menschheit eingegraben sind, setzt die Ortskirche die fruchtbare Kraft der Einheit des Leibes Christi entgegen.

Papst Johannes Paul II. konnte voll Freude sagen: »Es entstanden Ortskirchen mit eigenen Bischöfen, mit Klerus und Laienaposteln… Die Verbindung der Kirchen untereinander bringt einen lebhaften Austausch geistlicher und materieller Güter mit sich… Es zeigt sich insbesondere ein neues Bewußtsein: der Sendungsauftrag gilt für alle Christen, für alle Diözesen und Pfarreien, für die kirchlichen Institutionen und Vereinigungen« (Enzyklika Redemptoris missio, 2). Dank ihrer in diesen Jahrzehnten angestellten Überlegungen haben sich die Päpstlichen Missionswerke in den Rahmen der neuen Paradigmen für die Evangelisierung und des ekklesiologischen Modells der Gemeinschaft zwischen den Kirchen eingefügt. Sie sind natürlich päpstliche Werke, aber rechtlich sind sie auch bischöfliche Werke, da sie Werkzeuge in den Händen der Bischöfe sind, um den Missionsauftrag Christi zu erfüllen. »Die Päpstlichen Missionswerke sind nicht nur päpstliche Werke, sondern auch Werke des gesamten Episkopats und des ganzen Gottesvolkes « (Paul VI., Botschaft zum Weltmissionstag 1968). Sie sind das spezifische, vorrangige und wichtigste Werkzeug für die Erziehung zum universalen missionarischen Geist und für die zwischenkirchliche Gemeinschaft und Zusammenarbeit im Dienst der Verkündigung des Evangeliums (vgl. Statut, 18).

Auch in dieser Phase der Geschichte der Kirche, die sich ihrem Wesen nach als missionarisch definiert, sind das Charisma und die Arbeit der Päpstlichen Missionswerke nicht erschöpft und dürfen nicht nachlassen. Der Auftrag, die Menschheit zu evangelisieren, bleibt weiterhin dringend und notwendig. Die Mission ist eine verpflichtende Aufgabe, die man erfüllen muß: »Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde« (1 Kor 9,16). Der Apostel Paulus, dem die Kirche zum Gedenken an seine Geburt vor 2000 Jahren ein Jubiläumsjahr widmet, hat auf dem Weg nach Damaskus und dann im Laufe des späteren Dienstes verstanden und erfahren, daß Erlösung und Mission Akte der Liebe sind. Es ist die Liebe Christi, die ihn dazu treibt, das Römische Reich zu durchqueren, Verkünder, Apostel und Lehrer des Evangeliums zu sein (vgl. 2 Tim 1,11) und allen alles zu werden, um auf jeden Fall einige zu retten (vgl. 1 Kor 9,22). »Wer das Evangelium verkündet, hat Anteil an der Liebe Christi, der uns geliebt und sich für uns hingegeben hat (vgl. Eph 5,2). Er ist sein Gesandter und bittet im Namen Christi: ›Laßt euch mit Gott versöhnen!‹ (vgl. 2 Kor 5,20)« (Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung, 11). Es ist die Liebe, die uns drängen muß, allen Menschen offen und mutig die Heilswahrheit zu verkünden (vgl. Gaudium et spes, 28). Eine Liebe, die überallhin ausstrahlen und das Herz jedes Menschen erreichen soll. Die Menschen warten nämlich auf Christus.

Die Worte Jesu: «Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe» (Mt 28,19–20) stellen noch immer für die ganze Kirche und für jeden einzelnen Christgläubigen einen verpflichtenden Auftrag dar. Dieser apostolische Einsatz ist eine Pflicht und auch ein unverzichtbares Recht, Ausdruck der religiösen Freiheit, die entsprechende ethisch-soziale und ethisch-politische Dimensionen aufweist (vgl. Dignitatis humanae, 6). Den Päpstlichen Missionswerken ist es aufgetragen, die »Missio ad gentes« zum Paradigma der gesamten pastoralen Tätigkeit zu machen. Ihnen und in besonderer Weise der Päpstlichen Missionsvereinigung obliegt die Aufgabe, «im christlichen Volk das Geheimnis der Kirche bzw. diesen tätigen christlichen Geist zu fördern und immer weiter zu verbreiten» (Paul VI., Graves et increscentes). Ich bin sicher, ihr werdet euch weiterhin mit eurem ganzen Enthusiasmus darum bemühen, damit eure Ortskirchen immer großzügiger ihren Teil der Verantwortung in der Weltmission übernehmen.

Allen erteile ich meinen Segen.

       

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