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ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.
AN HERRN SURESH PRASAD PRADHAN, 
NEUER BOTSCHAFTER NEPALS BEIM HEILIGEN STUHL

Sala Clementina
Donnerstag, 16. Dezember
2010

 

Herr Botschafter!

Während ich Sie im Vatikan willkommen heiße und Ihr Beglaubigungsschreiben entgegennehme, durch das Sie als Botschafter der Demokratischen Bundesrepublik Nepal beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, möchte ich Ihnen meine Zufriedenheit über die herzlichen Beziehungen, derer wir uns auch weiterhin erfreuen, zum Ausdruck bringen. Ich danke Ihnen, daß Sie den freundlichen Gruß von seiten Ihres Präsidenten, Ram Baran Yadav, überbracht haben, und möchte Sie höflich bitten, ihm und dem ganzen Volk der Demokratischen Bundesrepublik Nepal meine eigenen guten Wünsche zu übermitteln. In den letzten Jahren hat Ihre Nation viele Veränderungen erfahren, da Nepals Führung versucht hat, zum Wohl ihres Volkes einen neuen politischen Kurs festzulegen. Zu den wichtigsten Aufgaben in diesem Zusammenhang gehört der Entwurf einer neuen Verfassung. Die Zusicherung einer gesetzlichen Gewährleistung ziviler und politischer Rechte sowie die Gewährleistung von Rechten wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Natur ist mit Sicherheit eine der heikelsten und anspruchsvollsten Aufgaben im politischen Leben jeder Nation. Der Heilige Stuhl ist daher zuversichtlich, daß, wenn die gegenwärtigen Schwierigkeiten einmal überwunden sein werden, die verfassunggebende Versammlung in der Lage sein wird, ihre Arbeit zu vollenden und auf diese Weise zur Sicherung einer stabilen, harmonischen und blühenden Zukunft beizutragen.

Der Heilige Stuhl stellt mit Zufriedenheit fest, daß die politische Übergangsordnung, die gegenwärtig in Ihrem Land in Kraft ist, ihre Verpflichtung auf demokratische Ideale und Normen zum Ausdruck bringt. Dazu gehört der Wunsch, eine durch Wettbewerb geprägte Mehrparteiendemokratie, zivile Freiheiten und menschliche Grundrechte, das Erwachsenenstimmrecht, regelmäßige Wahlen, Pressefreiheit, eine unabhängige Gerichtsbarkeit und Rechtsstaatlichkeit zu fördern. Natürlich muß noch viel getan werden, um diese guten Vorsätze zu festigen, aber die öffentliche Verpflichtung darauf durch Nepals Führung verheißt bereits Gutes.

Exzellenz, Sie wissen, daß unter den über eine Million Christen in Ihrem Land sehr wenige der katholischen Kirche angehören und diese dennoch durch ihre Einrichtungen stets versucht hat, einen bedeutenden Beitrag zum Wohlergehen aller Ihrer Bürger zu leisten. Der kirchliche Wohlfahrtsverband »Caritas« führt eine Reihe von Projekten in ärmeren Gebieten durch und kümmert sich um Flüchtlinge.

Von der Liebe Christi gedrängt (vgl. 2 Kor 5,14–15) ist die Kirche stets bereit, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Notleidenden zu helfen, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Hautfarbe oder ihrem Glauben.

Die katholische Kirche kann zwar ihre ersten Kontakte mit Nepal bis ins 17. und 18. Jahrhundert zurückverfolgen, aber in den letzte Jahren war sie in besonderer Weise im Dienst des Volkes tätig durch ihre Krankenhäuser, Wohlfahrtsorganisationen und Schulen. Ich freue mich zu sehen, mit welcher Freiheit diese wichtigen Einrichtungen wirken und welche Achtung ihnen entgegengebracht wird. Es ist sehr zu hoffen, daß Ihre Regierung die Anwesenheit der Kirche im Gesundheits-und Bildungswesen auch weiterhin unterstützen und sicherstellen wird, daß die Menschenrechte im allgemeinen und die Religionsfreiheit im besonderen gebührend geachtet werden.

Im Gegensatz zur langen Tradition der Toleranz des nepalesischen Volkes ist es in den letzten Jahren zu einigen bedauerlichen Gewaltakten gegen das Leben von Katholiken gekommen sowie zu Beschädigungen von Eigentum der Kirche. Lassen Sie mich die Hoffnung zum Ausdruck bringen, daß ein Geist der Toleranz vorherrschen möge und daß die Zusammenarbeit für das Gemeinwohl und die Versöhnung durch den Dialog gestärkt werden und auch weiterhin die brüderlichen Beziehungen zwischen den nepalesischen Katholiken und ihren Mitbürgern anderer Religionen prägen möge.

Schließlich, Herr Botschafter, bin ich zuversichtlich, daß die herzlichen Beziehungen, die zwischen dem Heiligen Stuhl und Nepal bereits bestehen, viel dazu beitragen werden, eine solche Brüderlichkeit und Achtung und einen solchen Dialog zu fördern. Zum Beginn Ihrer Mission als Botschafter beim Heiligen Stuhl bringe ich Ihnen meine guten Wünsche zum Ausdruck und versichere Sie der Bereitschaft der Römischen Kurie, Ihnen in Ihrem hohen Amt beizustehen. Auf Sie und auf das ganze Volk von Nepal rufe ich den reichen göttlichen Segen herab

 

 

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