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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 

Reisegefährte durch das Leben

Dienstag, 24. September 2013

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 40, 4. Oktober 2013

 

Das Sakrament ist kein »magischer Ritus«, sondern ein Werkzeug, das Gott ausgesucht hat, um weiterhin als Reisegefährte auf der Reise des Lebens an der Seite des Menschen zu gehen, um gemeinsam mit dem Menschen die Geschichte zu schreiben, wobei er dann, wenn es erforderlich ist, auf ihn wartet. Und angesichts dieser Demut Gottes muss man den Mut dazu haben, ihn die Geschichte schreiben zu lassen, die auf diese Art und Weise »sicher« wird. Die Gewissheit der ständigen Gegenwart Gottes in den Angelegenheiten des Menschen stand im Mittelpunkt der Predigt, die Papst Franziskus am Dienstag, 24. September, im Verlauf der Messe hielt, die er in der Kapelle von Santa Marta feierte.

Der Papst wiederholte zunächst den bei der Schriftlesung vorgetragenen Aufruf des 122. Psalms: »Ich freute mich, als man mir sagte: ›Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern‹«. Und »wir haben das getan«, so erläuterte er, »weil die erste Schriftlesung uns an einen freudigen Augenblick des Volkes Gottes erinnert. Einen sehr schönen Augenblick«: den, in dem »ein König der Heiden dem Volk Gottes hilft, wieder in sein Land heimzukehren und den Tempel wieder aufzubauen.« Das bezieht sich auf eine Passage im Buch Esra (6,7–8.12.14–20).

»In der Geschichte des Volkes Gottes«, so fuhr Papst Franziskus fort, »gibt es schöne Augenblicke wie diesen hier, die große Freude bereiten, und dann gibt es auch schlechte Augenblicke, solche des Schmerzes, des Martyriums, der Sünde. Sowohl in den schlechten Augenblicken als auch in den schönen gibt es etwas, das immer gleich bleibt: Der Herr ist da. Er lässt sein Volk nie im Stich, denn der Herr hat an jenem Tag der Sünde, der ersten Sünde, eine Entscheidung getroffen, eine Wahl getroffen: die, gemeinsam mit seinem Volk Geschichte zu schreiben.«

»Der Gott, der keine Geschichte hat, weil er ewig ist«, so fügte er hinzu, »hat Geschichte schreiben und an der Seite seines Volkes gehen wollen. Aber noch mehr als das: Er hat einer von uns werden und in Jesus wie einer von uns gehen wollen. Und das spricht zu uns, es sagt uns etwas über die Demut Gottes.« Der gerade in seiner Demut »so unendlich groß« ist. Er »hat an der Seite seines Volkes gehen wollen. Und wenn sich sein Volk durch die Sünde, durch Götzendienst – viele Dinge, die wir in der Bibel sehen – von ihm entfernte, dann war er doch immer da.«

Eine Demutshaltung, die wir auch in Jesus wiedererkennen, so erläuterte der Papst: »An der Seite des Volkes Gottes gehen, mit den Sündern gehen, auch mit den Hochmütigen gehen: wie viel hat doch der Herr getan, um diesen hochmütigen Herzen der Pharisäer zu helfen. Er wollte an ihrer Seite gehen. Demut. Gott wartet immer, Gott ist an unserer Seite. Gott geht mit uns. Er ist demütig. Er wartet stets auf uns. Jesus wartet stets auf uns. Das ist die Demut Gottes.« Deshalb, so fügte der Papst hinzu, »besingt die Kirche voller Freude diese Demut Gottes, der uns begleitet, so wie wir es im Psalm getan haben: »Ich freute mich, als man mir sagte: ›Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern‹.« Wir gehen freudig, dann geht er mit uns, er mit uns.« »Der Herr Jesus«, so betonte er dann, »begleitet uns auch in unserem persönlichen Leben: mit den Sakramenten. Das Sakrament ist kein magischer Ritus, es ist eine Begegnung mit Jesus Christus «: in ihm »begegnen wir dem Herrn. Er ist an unserer Seite und begleitet uns: Ein Reisegefährte.« Und »auch der Heilige Geist begleitet uns und lehrt uns im Herzen all das, was wir nicht wissen. Er erinnert uns an all das, was Jesus uns gelehrt hat und lässt uns spüren, wie schön der gute Weg ist. Und dasselbe tut Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind unsere Reisegefährten.

Sie treten mit uns in die Geschichte ein.« »Die Kirche«, so sagte Papst Franziskus weiter, »feiert das voller Freude auch in der Eucharistie. « Und er erinnerte an »dieses schöne eucharistische Gebet, das wir heute beten werden, wo diese große Liebe Gottes besungen wird, der mit uns auch in die Geschichte hat eintreten wollen.« Und wenn er, so schloss er, »in unsere Geschichte eingetreten ist, dann treten auch wir ein wenig in seine Geschichte ein oder bitten ihn zumindest um die Gnade, unsere Geschichte zu schreiben. Dass er uns unsere Geschichte schreibt. Sie ist sicher.«



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