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.BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM
"WELTWASSERTAG 2019"

 

An Prof. José Graziano da Silva,
Generaldirektor der Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation (FAO)

Sehr geehrter Herr Generaldirektor!

Der Kernbotschaft der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung entsprechend steht der diesjährige Weltwassertag unter dem Motto: »Niemand zurücklassen«. Wasser ist ein wesentliches Gut für das Gleichgewicht von Ökosystemen und das menschliche Überleben, und es ist notwendig, damit zu wirtschaften und dafür Sorge zu tragen, damit es nicht verseucht wird oder verloren geht.

In unseren Tagen sehen wir, dass die Trockenheit des Planeten sich auf neue Regionen ausbreitet, und immer mehr Menschen leiden infolge des Mangels an Trinkwasserquellen. »Niemand zurücklassen« bedeutet daher, uns dafür einzusetzen, diesem Unrecht ein Ende zu machen. Der Zugang zu diesem Gut ist ein grundlegendes Menschenrecht, das geachtet werden muss, weil das Leben der Menschen und ihre Würde auf dem Spiel stehen (vgl. Enzyklika Laudato si’, 30).

Die Zusammenarbeit ist grundlegend, um dieses Übel, unter dem so viele unserer Brüder und Schwestern leiden, auszumerzen. Das wird dann möglich sein, wenn wir mit vereinten Kräften nach dem Gemeinwohl streben und der andere ein konkretes Gesicht hat, im Mittelpunkt steht und ins Zentrum von Debatten und Initiativen gestellt wird. Dann werden die ergriffenen Maßnahmen den Geschmack der Begegnung bekommen und den Wert, auf ein Unrecht zu antworten, das geheilt werden muss.

»Niemand zurücklassen« bedeutet auch, sich der Notwendigkeit bewusst zu sein, mit konkreten Fakten zu antworten: nicht nur durch Instandhaltung oder Verbesserung der mit dem Wasser verbundenen Strukturen, sondern auch durch Investition in die Zukunft, indem man die neuen Generationen im Gebrauch und in der Sorge für das Wasser erzieht. Diese Sensibilisierungsaufgabe hat Priorität in einer Welt, in der alles weggeworfen und geringgeschätzt wird und die in vielen Fällen die Bedeutung der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht zu schätzen weiß.

Die neuen Generationen sind – zusammen mit allen Bewohnern des Planeten – dazu aufgerufen, dieses Gut wertzuschätzen und zu verteidigen. Diese Aufgabe beginnt mit der Wahrnehmung jener Menschen, die unter den unvermeidlichen Folgen des Klimawandels leiden, sowie all derer, die Opfer der einen oder anderen Form von Ausbeutung und Verseuchung von Wasser durch verschiedene Faktoren sind. Diese Erziehungsaufgabe wird eine neue Sicht auf dieses Gut erzeugen und Generationen hervorbringen, die die Ressourcen wertschätzen und lieben, die unsere Mutter, die Erde, uns schenkt.

Wir alle sind Baumeister der Zukunft, und die internationale Gemeinschaft investiert durch ihre Entscheidungen und ihre Arbeit bereits in die Zukunft unseres Planeten. Es ist notwendig, sowohl Finanzierungspläne als auch langfristige Wasserprojekte zu entwickeln. Diese Entschlossenheit wird dazu führen, die Sichtweise zu überwinden, Wasser zur reinen Ware zu machen, die ausschließlich durch die Gesetze des Marktes geregelt ist.

Herr Generaldirektor, die Benachteiligten der Erde rufen uns auf, eine Lösung für den Wassermangel in ihren Ländern zu finden. Ebenso rufen sie uns aus ihrer Armut und Begrenztheit heraus auf, diesem Gut, das für die Entwicklung aller Völker grundlegend ist, seinen rechten Wert zuzuerkennen. Ich bitte den Herrn, dass die Arbeiten und Initiativen, die am diesjährigen Weltwassertag durchgeführt werden, denjenigen Nutzen bringen mögen, die unter dem Mangel an diesem Gut leiden. Und dass das Wasser, von dem der heilige Franz von Assisi gesagt hat: »Gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch«, zum Unterhalt und Wohl für uns selbst und für zukünftige Generationen dienen möge.

Aus dem Vatikan, am 22. März 2019

Franziskus

 



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