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JOHANNES PAUL II.

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 9. Oktober 1985

DE  - ES  - IT

1. Die Kirche bekennt ihren Glauben an den einen Gott, der zugleich die Heiligste und unaussprechlicheDreifaltigkeit der Personen - Vater, Sohn und Heiliger Geist - ist. Die Kirche lebt aus dieser Wahrheit, die in den ältesten Glaubensbekenntnissen enthalten ist und die in unserer Zeit von Paul VI. anlässlich des 1900. Jubiläums des Märtyrertodes der hl. Apostel Petrus und Paulus (1968) im Glaubensbekenntnis wieder in Erinnerung gebracht wurde, das er als „Credo des Gottesvolkes“ vorgelegt hat und das allgemein bekannt ist.

Allein „er, der sich uns zu erkennen geben wollte und der ,in unzugänglichem Licht wohnt (1 Tim 6,16), ist in sich selber über jeden Namen, über alle Dinge und über jede geschaffene Erkenntnis erhaben ... und vermag uns die richtige und volle Kenntnis von sich selbst zu geben, indem er sich uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart, an dessen ewigem Leben teilzuhaben wir durch seine Gnade berufen sind, hier unten in der Dunkelheit des Glaubens und nach dem Tod im ewigen Licht. ...
(Insegnamenti di Paolo VI, vol. VI, 1968, S. 302-303).

2. Gott, der für uns unbegreiflich ist, hat sich selbst nicht nur als der eine Schöpfer und allmächtige Vater geoffenbart, sondern auch als Vater, Sohn und Heiliger Geist. In dieser Offenbarung enthüllt sich uns die Wahrheit über Gott, der die Liebe ist, in ihrer wesentlichen Quelle: Gott ist Liebe im inneren Leben einer einzigen Gottheit.

Diese Liebe offenbart sich in einer unaussprechlichen Gemeinschaft von drei Personen.

3. Dieses tiefste Geheimnis - das Geheimnis vom innersten Leben Gottes selber - hat uns Jesus Christus geoffenbart: „Er, der am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“ (Joh 1,18). Nach dem Matthäusevangelium waren die letzten Worte, mit denen Jesus Christus nach der Auferstehung seine Sendung auf Erden abschließt, an die Apostel gerichtet: „Geht zu allen Völkern ..., tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Diese Worte eröffneten die Sendung der Kirche, indem sie diese auf ihre grundlegende und wesentliche Aufgabe hinwiesen. Diese erste Aufgabe der Kirche ist Lehren und Taufen - und taufen heißt „eintauchen“ (darum wird mit Wasser getauft) in das Leben des dreieinigen Gottes.

Jesus Christus schloss in diese letzten Worte all das ein, was er zuvor über Gott gelehrt hatte: über den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Er hatte tatsächlich von Anfang an die Wahrheit über den einen Gott verkündet, in Übereinstimmung mit der Überlieferung Israels. Auf die Frage: „Welches Gebot ist das erste von allen?“ hatte Jesus geantwortet: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr“ (Mk 12,29). Gleichzeitig wandte sich Jesus immer wieder an Gott als „seinen Vater“, wie er ihn nannte, bis er schließlich versicherte: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30). Auf dieselbe Weise hatte er auch den „Geist der Wahrheit“ geoffenbart, „der vom Vater ausgeht“ und den - so hatte er versprochen - „ich euch vom Vater senden werde“ (Joh 15,26).

4. Die Worte über die Taufe „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, die Jesus den Aposteln am Ende seiner Sendung auf Erden anvertraut hatte, haben eine besondere Bedeutung, denn sie haben die Wahrheit über die Heiligste Dreifaltigkeit dadurch gefestigt, dass sie diese dem sakramentalen Leben der Kirche zugrunde legen. Das Glaubensleben aller Christen beginnt mit der Taufe, mit dem Eintauchen in das Geheimnis des lebendigen Gottes. Das beweisen die apostolischen Briefe, allen voran die des hl. Paulus. Unter den trinitarischen Formeln, die sie enthalten, ist die aus dem 2. Korintherbrief am bekanntesten und wird in der Liturgie immer wieder verwendet: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2 Kor 13,13). Andere finden wir im 1. Korintherbrief, im Brief an die Epheser und auch im 1. Brief des hl. Petrus, am Beginn des 1. Kapitels (1 Petr 1,1-2).

Dadurch hat das gesamte Gebetsleben der Kirche ein trinitarisches Bewusstsein und Gepräge angenommen: im Geist durch Christus zum Vater.

5. So hat der Glaube an den dreieinigen Gott von Anfang an in die Tradition des Lebens der Kirche und der Christen Einzug gehalten. Infolgedessen war und ist die gesamte Liturgie ihrem Wesen nach als Ausdruck des göttlichen Heilsplans trinitarisch. Zu betonen ist, dass zum Verständnis dieses höchsten Geheimnisses der Heiligsten Dreifaltigkeit der Glaube an die Erlösung, also an das Heilswerk Christi, beigetragen hat. Es bekundet die Sendung des Sohnes und des Heiligen Geistes, die innerhalb der ewigen Dreieinigkeit „vom Vater“ herkommen, indem es den in der Erlösung und in der Heiligung gegenwärtigen „trinitarischen Heilsplan“ offenbart. Die Heiligste Dreifaltigkeit wird vor allem durch die Heilslehre verkündet, das heißt durch die Kenntnis vom „Heilsplan“, den Christus in seiner messianischen Sendung verkündet und verwirklicht. Von dieser Kenntnis führt der Weg zur Kenntnis der „immanenten“ Trinität, des Geheimnisses des innersten Lebens Gottes.

6. In diesem Sinne enthält das Neue Testament die Fülle der trinitarischen Offenbarung. Gott, der sich in Jesus Christus offenbart, enthüllt, wer Gott für den Menschen, wer Gott in sich selber, also in seinem inneren Leben, ist. Die Wahrheit: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,16), die im ersten Johannesbrief ausgesprochen ist, hat hier den Wert eines krönenden Schlusssteines. Wenn uns durch sie enthüllt wird, wer Gott für den Menschen ist, dann enthüllt sich uns auch (soweit es dem menschlichen Geist überhaupt möglich ist, das zu begreifen, und unserer Sprache, es auszudrücken), wer er in sich selber ist. Er ist Einheit, das heißt Gemeinschaft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

7. Das Alte Testament hat diese Wahrheit nicht ausdrücklich geoffenbart, sondern vorbereitet, indem es die Vaterschaft Gottes im Bund mit dem Volk aufzeigt und sein Handeln in der Welt durch seine Weisheit, sein Wort und seinen Geist offenkundig macht (vgl. z. B. Weish 7,22-30; Spr 8,22-30; Ps 33,4-6; Ps 147,15; Jes 55,11; Weish 12,1; Jes 11,2; Sir 48,12). Das Alte Testament hat hauptsächlich zunächst in Israel und dann außerhalb Israels die Wahrheit über den einzigen Gott, den Angelpunkt der monotheistischen Religion, gefestigt. Man muss daher folgern, dass das Neue Testament die Fülle der Offenbarung über die Heiligste Dreifaltigkeit gebracht hat und dassdiese Wahrheit von Anfang an durch Taufe und Liturgie an der Wurzel des lebendigen Glaubens der Christengemeinde stand. Im gleichen Schritt folgten die Glaubensregeln, denen wir sowohl in den apostolischen Briefen wie im Zeugnis der Verkündigung, der Katechese und des Gebets der Kirche in reicher Fülle begegnen.

8. Ein eigenes Thema ist die Herausbildung des trinitarischen Dogmas im Rahmen der Verteidigung gegen die Häresien der ersten Jahrhunderte. Die Wahrheit über den dreieinigen Gott ist das tiefste Glaubensgeheimnis und ist auch am schwersten zu begreifen: Es gab daher die Möglichkeit zu Fehldeutungen, besonders als das Christentum mit der griechischen Kultur und Philosophie in Kontakt kam. Es ging darum, das Geheimnis vom dreieinigen Gott korrekt „in die Terminologie des Seins zu übertragen“, das heißt, die Begriffe, die sowohl die Einheit wie die Dreiheit des Gottes unserer Offenbarung unmissverständlich definierten, präzise in der philosophischen Sprache der Zeit auszudrücken.

Das geschah vor allem auf den beiden großen ökumenischen Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381). Das lehramtliche Ergebnis dieser Konzilien ist das nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis, mit dem die Kirche seit damals ihren Glauben an den dreieinigen Gott – Vater, Sohn und Heiligen Geist – zum Ausdruck bringt. Wenn wir an das Werk der Konzilien erinnern, müssen wir einige besonders verdienstvolle Theologen, vor allem unter den Kirchenvätern, nennen. Für die Zeit von Nizäa erwähnen wir Tertullian, Cyprian, Origenes, Irenäus; für die Konzilszeit Athanasius und Ephraim den Syrer; für die Zeit unmittelbar vor dem Konzil von Konstantinopel nennen wir Basilius den Großen, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa und Hilarius, bis zu Ambrosius, Augustinus und Leo dem Großen.

9. Aus dem 5. Jahrhundert stammt das sogenannte athanasianische Glaubensbekenntnis, das mit dem Wort „Quicumque“ beginnt und eine Art Kommentar zum nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis darstellt.

Das „Credo des Gottesvolkes“ Pauls VI. bekräftigt den Glauben der Urkirche, wenn es verkündet: „Die wechselseitigen Bande, die von Ewigkeit her die drei Personen bilden, deren jede das einzige und identische göttliche Sein ist, sind das glückselige innere Leben des dreimal heiligen Gottes, das unendlich über allem steht, was wir nach menschlichem Maß erdenken und erfassen können“ (vgl. Dz.-Sch. 804 und Insegnamenti di Paolo VI, Bd. VI, 1968, S. 303): Wahrhaftig, unaussprechliche und heiligste Dreifaltigkeit – einziger Gott!

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Liebe Brüder und Schwestern!

Es ist mir eine besondere Freude, heute so viele Pilger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bei dieser Audienz zu begrüßen. Euch allen ein sehr herzliches Willkommen! Ich danke euch für eure so zahlreiche Teilnahme an dieser wöchentlichen Begegnung mit dem Nachfolger Petri und wünsche euch aus diesem Erlebnis weltweiter kirchlicher Gemeinschaft neuen Glaubensmut und reiche Gnaden für eure Bewährung als Christen im Alltag.

Unsere katechetischen Überlegungen verweilen zurzeit beim ersten Satz des Glaubensbekenntnisses, bei unserem Glauben an Gott. Ihn bekennt schon das Alte Testament als den einen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Erst Christus hat ihn uns geoffenbart in seinem innersten Geheimnis der Dreifaltigkeit, als den einen Gott in drei Personen, als Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Vor seiner Auffahrt in den Himmel sagt der Herr zu seinen Aposteln: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Das Neue Testament schenkt uns die Fülle der göttlichen Offenbarung. Es lehrt uns, was Gott für den Menschen ist und was Gott in sich selbst ist. „Gott ist die Liebe“, so sagt der hl. Johannes. Er ist es für uns als unser Vater und Erlöser. Er ist es in sich selbst in der Einheit und liebenden Gemeinschaft von drei Personen, in der gegenseitigen Liebe von Vater, Sohn und Heiligem Geist.

Das Bekenntnis zum dreieinigen Gott steht am Anfang der Sendung der Kirche und auch am Anfang des Lebens eines jeden Christen in der Taufe. Getauft werden heißt „eingetaucht“, hineingenommen werden in das Leben und Heilswirken des dreifaltigen Gottes. Die ganze Liturgie der Kirche, ihr und auch unser Gebet als Christen vollziehen sich im Heiligen Geist und werden durch Christus dem Vater dargebracht. Der Glaube der Kirche an den dreieinigen Gott ist dann im Laufe der Jahrhunderte durch die ökumenischen Konzilien und die theologische Reflexion noch weiter vertieft und entfaltet worden. In der frohen Gewissheit dieses unseres Glaubens an den einen Gott in drei Personen erbitte ich euch heute mit den Worten des hl. Paulus: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2 Kor 13,13).

Ich grüße noch einmal herzlich alle anwesenden Gruppen, auch I die Familien und Einzelpilger; besonders den großen Pilgerzug der Erzdiözese Paderborn mit dem Paderborner Domchor und den angeschlossenen Pfarrgemeinden, ferner den Diözesanpilgerzug aus Münster, die Teilnehmer der Pilgerfahrt aus der Region Niederrhein unter der Leitung des Herrn Weihbischofs Dr. Averkamp sowie die Pilgergruppe der Pfarrgemeinde Marienfeld anläßlich des 800-jährigen Bestehens ihres dortigen Konvents. Ebenso grüße ich auch die Pfarrei St. Dionysius aus Seppenrade zu ihrer Jubiläumswallfahrt und zum heutigen Fest ihres Pfarrpatrons.

Einen weiteren Willkommensgruß richte ich an die Pilgergruppe des Priesterseminars in Würzburg und an alle Rompilger, die zur morgigen Priesterweihe im Collegium Germanicum-Hungaricum in die Ewige Stadt gekommen sind.

Gern empfehle ich die Weihekandidaten, die ihren priesterlichen Dienst einmal in euren Heimatländern verrichten werden, dem Gebet aller hier anwesenden deutschsprachigen Pilger. Es ist die Sorge des ganzen Gottesvolkes, daß der Herr auch heute zahlreiche, gute und würdige Arbeiter in seine Ernte sende. Bittet ihn darum ohne Unterlaß!

Mit besten Wünschen für einen schönen und fruchtbaren Romaufenthalt erteile ich euch allen von Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen.