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JOHANNES PAUL II.

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 11. Dezember 1991

DE  - ES  - IT

1. „Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl, ‚Herr der Heere‘ ist sein Name. Der Heilige Israels ist dein Erlöser.“ (Jes 54,5). Wir zitieren diese Worte von Jesaja noch einmal, um daran zu erinnern, dass die Propheten des Alten Testaments in Gott den Gemahl des auserwählten Volkes sahen. Israel wurde dargestellt als eine Braut, die durch ihre Sünden, besonders ihren Fall in den Götzendienst, oft untreu war. Der Herr der Heere jedoch blieb dem auserwählten Volk treu. Er blieb immer der „Heilige Israels, der Erlöser“.

Auf dem von den Propheten bereiteten Boden stellt das Neue Testament Jesus Christus als Gemahl für das neue Volk Gottes dar: er ist der seit langem vorhergesehene und angekündigte „Erlöser, der Heilige Israels“; in ihm, dem Christus-Gemahl, haben sich die Prophezeiungen erfüllt.

2. Der erste, der Jesus in diesem Licht vorstellt, ist Johannes der Täufer in seiner Predigt am Ufer des Jordan: „Ich bin nicht der Messias, sagt er zu seinen Zuhörern, sondern nur ein Gesandter, der ihm vorausgeht. Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihn hört, freut sich über die Stimme des Bräutigams“ (Joh 3,28-29). Wie man sieht, findet die eheliche Tradition des Alten Testaments Widerhall in dem Bewusstsein, das der strenge Bote des Herrn von seiner Mission in Bezug auf die Identität des Christus hat. Er weiß, wer er ist und „was ihm vom Himmel gegeben ist“. Sein ganzer Dienst inmitten des Volkes ist auf den Gemahl ausgerichtet, der kommen soll. Johannes selbst stellt sich als „Freund des Bräutigams“ vor und bekennt, dass seine größte Freude darin besteht, seine Stimme zu hören. Um dieser Freude willen ist er bereit, selbst „kleiner zu werden“, das heißt, dem Platz zu machen, der sich offenbaren soll und der größer ist als er; für ihn will Johannes sein Leben hingeben, denn er weiß, dass nach dem göttlichen Heilsplan jetzt der Bräutigam, der „Heilige Israels“, wachsen muß: „Er muß wachsen, ich aber muß kleiner werden“ (Joh 3,30).

3. Jesus von Nazaret wird deshalb in sein Volk als der von den Propheten angekündigte Bräutigam eingeführt. Er selbst bekräftigt es, als er auf die Frage der Jünger des Johannes: „Warum fasten deine Jünger nicht?“ antwortet: „Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen werden; an jenem Tag werden sie fasten“ (Mk 2,19-20). Mit dieser Antwort gibt Jesus zu verstehen, dass die Ankündigung der Propheten über Gott, den Gemahl, über den „Heiligen Israels, den Erlöser“, in ihm selbst Erfüllung findet. Er offenbart, dass er sich dessen bewusst ist, der Bräutigam unter den Jüngern zu sein, denen aber zum Schluss „der Bräutigam genommen“ wird. Er ist sich sowohl der Messianität als auch des Kreuzes bewusst, auf dem er sein Opfer im Gehorsam zum Vater vollbringen wird, wie von den Propheten vorhergesagt (vgl. Jes 42,1-9; 49,1-7; 50,4-11; 52,13-53,12).

4. Was aus der Erklärung des Johannes am Jordanufer und auch aus der Antwort Jesu auf die Frage der Jünger des Täufers hervorgeht, das heißt, dass der von den Propheten angekündigte Bräutigam gekommen ist, wird auch in den Gleichnissen bestätigt. In ihnen ist das Bild des ehelichen Motivs indirekt angedeutet, aber es scheint hindurch. Jesus sagt: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete“ (Mt 22,2). Das ganze Gleichnis gibt zu verstehen, dass Jesus von sich selbst spricht, aber er tut es in dritter Person, wie es dem Reden in Gleichnissen eigen ist. Im Zusammenhang des Gleichnisses vom König, der zum Hochzeitsmahl seines Sohnes einlädt, hebt Jesus mit dem Vergleich des Hochzeitsmahls die Wahrheit vom Reich Gottes hervor, die er selbst in die Welt bringt**,** und die Menschen, die von Gott eingeladen sind zum Gastmahl des Bräutigams, das heißt zur Annahme der Botschaft Christi in der Gemeinschaft des neuen Volkes, das - wie es in dem Gleichnis dargestellt wird - zur Hochzeit geladen ist. Aber er fügt den Hinweis auf die Verweigerung der Einladung hinzu, die Jesus wirklich unter vielen seiner Zuhörer vor Augen hat. Er fügt auch für alle Eingeladenen seiner Zeit und aller Zeiten hinzu, dass es notwendig ist, eine der empfangenen Berufung würdige Haltung zu haben, die mit dem „Hochzeitsgewand“ verglichen wird, das alle tragen müssen, die am Gastmahl teilnehmen wollen. Wer es nicht anhat, wird vom König hinausgewiesen, das heißt von Gott dem Vater, der zum Fest seines Sohnes in der Kirche ruft.

5. Es scheint, dass in der Welt Israels bei großen Festessen am Eingang zum Gastmahl den Geladenen die Gewänder zur Verfügung gestellt wurden, die sie tragen sollten. Das macht die Bedeutung dieser Einzelheit des Gleichnisses Jesu noch verständlicher: das heißt die Verantwortung nicht nur dessen, der die Einladung verweigert, sondern auch derer, die teilnehmen, aber nicht die Bedingungen erfüllen wollen, die erforderlich sind, um der Einladung würdig zu sein. So ist es bei dem, der sich für einen Jünger Christi und ein Glied der Kirche hält und dies bekennt, ohne dass er das „Hochzeitsgewand“ der Gnade anhat, die den lebendigen Glauben, die Hoffnung und die Liebe erzeugt. Es ist wahr, dass dieses mehr innere als äußere Gewand von Gott, dem Urheber der Gnade und allen Seelenheils, gegeben wird. Aber das Gleichnis unterstreicht die Verantwortung jedes Geladenen, gleich welcher Herkunft, in Bezug auf das Ja, das er dem Herrn geben muß, der ruft, und in Bezug auf die Annahme seines Gesetzes, auf die totale Erfüllung der Anforderungen der christlichen Berufung und auf die immer vollere Teilhabe am Leben der Kirche.

6. Auch in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen, „die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen“ (Mt 25,1), findet sich der von Jesus verwandte eheliche Vergleich, um sein Denken über das Reich Gottes und die Kirche, in der es Gestalt annimmt, verständlich zu machen. Hier findet man auch sein Dringen auf die Notwendigkeit der inneren Bereitschaft wieder, ohne die man nicht am Hochzeitsmahl teilnehmen kann. In diesem Gleichnis weist Jesus auf das Bereitsein, die Wachsamkeit und den eifrigen Einsatz in Erwartung des Bräutigams hin. Von den zehn Jungfrauen hatten nur fünf dafür gesorgt, dass ihre Lampen bei der Ankunft des Bräutigams brannten. Den anderen, den törichten, fehlte das Öl. Der Bräutigam kam, und „die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür wurde zugeschlossen“ (Mt 25,10). Es ist ein zarter, aber unmissverständlicher Hinweis auf das Schicksal dessen, dem die innere Bereitschaft zur Begegnung mit Gott fehlt und folglich die Sehnsucht und Beharrlichkeit in der Erwartung; also ein Hinweis auf das Risiko, vor verschlossener Tür zu stehen. Wieder einmal finden wir den Hinweis auf das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der christlichen Berufung.

7. An dieser Stelle, während wir vom Gleichnis zum Tatsachenbericht des Evangeliums zurückkehren, müssen wir uns an das Hochzeitsmahl in Kana in Galiläa erinnern, zu dem Jesus zusammen mit den Jüngern eingeladen wurde (vgl. Joh 2,1-11). Nach dem Bericht des Evangelisten Johannes wirkte Jesus bei jener Gelegenheit das erste Wunder, das heißt das erste Zeichen, das seine messianische Sendung bestätigte. Man darf diese Geste von ihm so interpretieren, als wollte er indirekt zu verstehen geben, dass der von den Propheten angekündigte Bräutigam unter seinem Volk Israel gegenwärtig war. Der ganze Zusammenhang der Hochzeitszeremonie erhält in diesem Fall eine besondere Bedeutung. Wir stellen vor allem fest, dass Jesus sein erstes „Zeichen“ auf die Bitte seiner Mutter hin wirkt. Wir erinnern hier gern an das, was wir in der vorhergehenden Katechese gesagt haben: Maria ist das Urbild der Kirche als Braut des Neuen Bundes.

Wir schließen, indem wir die Worte von Johannes am Ende des Kapitels lesen: „So tat Jesus sein erstes Zeichen in Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn“ (Joh 2,11). In jenem „So“ wird bekräftigt, dass der Bräutigam schon am Werk ist. Und neben ihm beginnt sich die Gestalt der Braut des Neuen Bundes, die Kirche, abzuzeichnen, die in Maria und in den Jüngern beim Hochzeitsmahl anwesend war.

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Liebe Schwestern und Brüder!

„Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl, ‚Herr der Heere‘ ist sein Name. Der Heilige Israels ist dein Erlöser“ (Jes 54,5). Diese Worte aus dem Buch Jesaja erinnern daran, dass die Propheten des Alten Testaments in Gott den Gemahl des auserwählten Volkes sahen. Israel wurde als Braut bezeichnet, die durch ihre Sünden, besonders durch ihren Götzendienst, untreu wurde. Der Herr aber blieb dem auserwählten Volk treu.

Auf dem von den Propheten bereiteten Weg stellt das Neue Testament Jesus Christus als Gemahl für das neue Volk Gottes dar: Er ist jener „Erlöser, der Heilige Israels“, seit langem angekündigt und erwartet; in ihm haben sich die Prophezeiungen erfüllt: der Christus-Gemahl.

Der erste, der Jesus in diesem Licht darstellt, ist Johannes der Täufer in seiner Predigt am Ufer des Jordan, wie wir es in der Lesung aus der Heiligen Schrift vernommen haben. Johannes stellt sich selbst als „Freund des Bräutigams“ dar.

Dieses Motiv wird etwa in der Erzählung von der Hochzeit zu Kana aufgegriffen (vgl. Joh 2,1-11). Der von den Propheten angekündigte Bräutigam war inmitten seines Volkes Israel anwesend.

Mit dieser kurzen Betrachtung grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher sehr herzlich. Mein besonderer Gruß gilt einer Gruppe von Vorsitzenden Katholischer Vereinigungen und Organisationen für die Familie aus ganz Europa. Euch gilt mein aufrichtiger Dank für die hingebungsvolle Vorbereitungsarbeit im Zusammenhang mit dem Internationalen Jahr der Familie 1994. Euch allen wünsche ich noch besinnliche Adventstage in der Erwartung der Ankunft unseres Erlösers. Dazu erteile ich Euch, Euren Lieben in der Heimat sowie den mit uns über das Fernsehen und Radio Vatikan verbundenen Gläubigen von Herzen meinen Apostolischen Segen.

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Liebe Pilger aus Kroatien,

herzlich begrüße ich euch alle, insbesondere die Mitglieder des Kroatischen Nationaltheaters von Split.

Ihr seid nach Rom gekommen als Zeugen der noch frischen Wunden eures Vaterlandes, das in einen grausamen Krieg verwickelt ist. Ich möchte, dass ihr nach Kroatien Zeichen der Solidarität bringt mit allen, die leiden, und Zeichen der christlichen Hoffnung, die die Gläubigen auch in den dunkelsten Augenblicken der Menschheitsgeschichte ermutigt. Die Kirche lädt uns ein, in dieser Adventszeit das Haupt zu erheben, denn unsere Erlösung naht.

Gelobt seien Jesus und Maria!