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JOHANNES PAUL II.

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 5. Januar 1994

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1. „Sie [die Sterndeuter] gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm.“ (Mt 2,11) Es besteht eine enge Verbindung zwischen der Epiphanie und der Familie: Ich betone das gern in diesen ersten Tagen des Jahres der Familie. Im Haus, in dem die Heilige Familie wohnte, fanden die Sterndeuter den langersehnten Messias und erkannten ihn.

Dort erhielten diese klugen Erforscher des göttlichen Geheimnisses Licht, das erleuchtet und Freude schenkt. Denn es wird berichtet, dass die Sterndeuter in das Haus hineingingen, dem Kind huldigten, ihm ihre symbolischen Geschenke darbrachten und mit dieser Geste die messianischen Weissagungen erfüllten, die die Huldigung aller Nationen gegenüber dem Gott Israels ankündigen (vgl. Num 24,17; Jes 49,23; Ps 72,10-15).

Christus offenbart sich so in der einfachen und verborgenen Familie von Nazaret als das wahre Licht der Völker, das, während es die gesamte Menschheit umfasst, einen besonderen geistlichen Glanz auf die Wirklichkeit der Familie selbst wirft.

2. Das Thema des Lichtes steht im Mittelpunkt der Liturgie der Epiphanie, die wir morgen festlich feiern.

Das II. Vatikanische Konzil bekräftigt mit einem besonders eindrucksvollen Bild: „Christus ist das Licht”, das „auf dem Antlitz der Kirche widerscheint” (Lumen Gentium, Nr. 1). Im gleichen Dokument wird auch betont, dass die Familie „Hauskirche” ist (ebd., Nr. 11): Sie ist deshalb ihrerseits berufen, in der Herzlichkeit der interpersonalen Beziehungen ihrer Glieder einen Lichtstrahl der Herrlichkeit Gottes zu reflektieren, die über der Kirche erscheint (vgl. Jes 60,2). Ein Strahl ist gewiss nicht das ganze Licht, aber er ist doch immer Licht. Jede Familie mit ihren Grenzen ist ganz Zeichen der Liebe Gottes. Die eheliche Liebe, die väterliche und mütterliche Liebe, die kindliche Liebe bilden, eingetaucht in die Gnade des Ehesakraments, einen authentischen Widerschein der Herrlichkeit Gottes, der Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit.

3. Im Brief an die Epheser spricht der heilige Paulus vom „Geheimnis”, das in der Fülle der Zeit offenbart wurde (vgl. Eph 3,2-6): Das Geheimnis der göttlichen Liebe, die in Christus den Menschen jeder Rasse und Kultur das Heil anbietet. In demselben Brief nimmt der Apostel Bezug auf das „tiefe Geheimnis” auch der Ehe im Hinblick auf die Liebe, die Christus mit der Kirche verbindet (vgl. Eph 5,32). Deshalb wird die christliche Familie, wenn sie dem Dynamismus, der dem sakramentalen Bund innewohnt, treu bleibt, authentisches Zeichen der weltumspannenden Liebe Gottes. Ein Sakrament der Einheit, das allen, den Nahen und Fernen, den Familienangehörigen und Fremden, offensteht, kraft des neuen Bandes, das stärker ist als Blutsbande und das Christus unter denen, die ihm nachfolgen, errichtet.

Ein solches Familienmodell ist „Epiphanie” Gottes, Bekundung seiner freigeschenkten und universalen und deshalb von sich aus missionarischen Liebe, weil es durch diesen Lebensstil verkündet, dass Gott Liebe ist und das Heil aller Menschen will. Dazu sagt das II. Vatikanische Konzil: „Daher soll die christliche Familie – entsteht sie doch aus der Ehe, die das Bild und die Teilhabe an dem Liebesbund Christi und der Kirche ist – die lebendige Gegenwart des Erlösers in der Welt und die wahre Natur der Kirche allen kundmachen, sowohl durch die Liebe der Gatten, in hochherziger Fruchtbarkeit, in Einheit und Treue als auch in der bereitwilligen Zusammenarbeit aller ihrer Glieder” (Gaudium et spes, Nr. 48).

4. Das Evangelium von der Erscheinung des Herrn (Mt 2,1-12) stellt uns die Magier vor, die, vom Stern geführt, nach Bethlehem „in das Haus” (V.11) kommen, wo die Heilige Familie wohnt, und dem Kind huldigen. Im Mittelpunkt der Szene ist Er, „der neugeborene König” (V.2). Seinen Stern haben die drei Weisen in der Ferne aufgehen sehen (vgl. ebd.). In Bethlehem in Judäa geboren, ist er dazu bestimmt, als Hirt das Volk Gottes zu weiden (vgl. V.6). Ihm bringen die Magier ihre symbolischen Geschenke dar.

Und doch geschah das alles „in dem Haus”, das sie betraten und wo sie „das Kind und Maria, seine Mutter” sahen (V.11). Und Josef? Matthäus scheint ihn hier in den Schatten stellen zu wollen, obwohl er ihn in den anderen Kindheitsberichten in den Vordergrund gerückt hatte. Warum? Damit vielleicht unser Blick wie der der Magier auf das eigentliche Bild von Weihnachten gelenkt wird: auf das Kind im Arm der jungfräulichen Mutter.

Während wir dieses Bild betrachten, verstehen wir, dass Josef keineswegs von der Gruppe ausgeschlossen ist, sondern auf seine Weise voll daran teilhat. Denn wer, wenn nicht er, Josef, empfängt die Magier, führt sie ins Haus und huldigt mit ihnen, ja vor ihnen Jesus, den die Mutter in den Armen hält?

Das Bild von der Epiphanie legt nahe, dass jede christliche Familie geistlich von einem zweifachen inneren Dynamismus belebt wird, dessen erster Moment die Anbetung Jesu, des „Gott mit uns”, und dessen zweiter Augenblick die Verehrung seiner heiligsten Mutter ist. Die beiden Aspekte gehören zusammen, sind untrennbar, denn sie bilden zwei Momente einer und derselben Bewegung des Geistes, die, wie wir heute sehen, prophetischen Ausdruck in der Geste der Magier findet.

5. Liebe Brüder und Schwestern! Wir stehen am Anfang des Jahres der Familie, einer mehr denn je geeigneten Zeit, um über die Aufgabe und Bedeutung der Familie im Leben der Kirche und der Gesellschaft nachzudenken. Ein Jahr der Vertiefung in der Lehre, gewiss, aber vor allem ein Jahr des Gebetes, des Gebetes in der Familie, damit wir vom Herrn die Gabe erlangen, die Sendung wiederzuentdecken und voll zu erschließen, die die Vorsehung jeder Familie in unserer Zeit anvertraut.

Die Betrachtung der Szene der Magier helfe uns, dass wir uns immer mehr dessen bewusst werden, dass das gesamte Familienleben seinen vollen Sinn nur dann findet, wenn es von Christus – Licht, Frieden und Hoffnung des Menschen – erleuchtet wird.

Mit den Magiern betreten auch wir die einfache Wohnstätte in Bethlehem und huldigen im Glauben dem Erlöser, der uns geboren ist. Wir erkennen in ihm den Herrn der Geschichte, den Erlöser des Menschen, den Sohn der Jungfrau, „das aufstrahlende Licht”, das unter uns gekommen ist, um „unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens” (Lk 1,79).

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Liebe Schwestern und Brüder!

Morgen begehen wir das Hochfest der Erscheinung des Herrn, das vom Thema des Lichtes beherrscht wird. Wie das II. Vatikanische Konzil sagt, widerstrahlt dieses Licht Christi „auf dem Antlitz der Kirche” (Lumen Gentium, Nr. 1). In diesem Zusammenhang spricht das Konzil von der Familie als „Hauskirche”, die durch die väterliche und mütterliche Liebe sowie durch die Liebe der Kinder einen Strahl der göttlichen Herrlichkeit widerscheinen lässt, die über der Kirche erschienen ist.

Im Brief an die Epheser spricht der Apostel vom „Geheimnis” der göttlichen Liebe, die in Christus den Menschen jeder Rasse und Kultur zuteil wird (vgl. Eph 3,2-6). Im gleichen Brief nimmt er Bezug auf „ein tiefes Geheimnis” (Eph 5,32) und bringt die Ehe mit der Liebe in Verbindung, die Christus zur Kirche hat. Daher wird die christliche Familie ein authentisches Zeichen der allumfassenden Liebe Gottes: ein Sakrament der Einheit, offen für alle, Nahe und Ferne, kraft des neuen Bandes, mit dem Christus alle verbindet, die ihm folgen.

Das Evangelium vom morgigen Hochfest zeigt uns die Sterndeuter (vgl. Mt 2,1-12), die durch den Stern geführt nach Bethlehem „in das Haus” kommen, in dem die Heilige Familie wohnt; sie knien vor dem Kind nieder und huldigen ihm. Jesus wird angebetet, weil er der „neugeborene König” ist. Das Bild von der Epiphanie legt nahe, dass die geistliche Nahrung jeder christlichen Familie einer zweifachen Wurzel entspringt: der Anbetung Jesu und der Verehrung seiner heiligsten Mutter Maria. Liebe Schwestern und Brüder! Wir stehen am Anfang des ”Jahres der Familie“, das uns einlädt, über die Aufgabe und die Bedeutung der Familie im Leben der Kirche und der Gesellschaft nachzudenken. Möge das Fest der Heiligen Drei Könige uns bewußt werden lassen, da die Familie ihren tiefsten Sinn nur dann findet, wenn sie sich von Christus, dem Licht, dem Frieden und der Hoffnung erleuchten läßt. Dazu wünsche ich Euch, Euren Lieben und Freunden sowie allen, die Euch verbunden sind, Gottes treues Geleit im neuen Jahr. Von Herzen erteile ich Euch allen meinen Apostolischen Segen.

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Das Drama der balkanischen Völker ist in meinem Geist immer gegenwärtig. Durch die lebhafte Teilnahme an den Leiden dieser unserer Brüder und Schwestern angeregt, habe ich ein Arbeitstreffen einberufen, um mögliche Wege zu suchen, die geeignet sind, die Wiederherstellung des Friedens zu begünstigen, der ein ununterdrückbares Bestreben der von der unmenschlichen Geißel betroffenen Völker ist. Diese Begegnung hat gestern im Vatikan unter der Beteiligung meiner Mitarbeiter an der Römischen Kurie und einiger Fachexperten begonnen. Ich möchte hoffen, dass auch diese Konferenz dazu beiträgt, den nächsten Weltgebetstag für den Frieden in den Balkanländern angemessen vorzubereiten.

Um vom Herrn das fundamentale Gut des Friedens zu erflehen, beten wir jetzt gemeinsam das Vaterunser.