JOHANNES PAUL II.
GENERALAUDIENZ
Mittwoch, 30. März 1994
Liebe Brüder und Schwestern!
Ihr seid zur Karwoche hierher gekommen. Sie ist in jedem Jahr in der Geschichte der Welt die einzige Woche, in der wir in besonderer Weise des Sohnes Gottes gedenken, der sich uns gleichgemacht hat, ja, gehorsam wurde bis zum Tod am Kreuz. Dieses Geheimnis seines Leidens, seines Todes und seiner Auferstehung erleben wir von Neuem in dieser Woche, aber besonders während der drei letzten Tage, des Heiligen Triduums: Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag.
Am Gründonnerstag erlebt die Kirche die Erniedrigung ihres Herrn, der den Aposteln die Füße wäscht, um sie und uns alle auf die Einsetzung der heiligen Eucharistie vorzubereiten, bei der er, Jesus, der Sohn Gottes, sich zu unserem Diener macht – als Brot, als Speise. Er nährt uns mit seinem Leib, und er nährt uns mit seinem Blut.
Das ist das Geheimnis unseres christlichen Lebens. Wir sind Christusträger, wir sind Gottesträger, vor allem dank der Eucharistie, die am Gründonnerstag im Abendmahlssaal während des Letzten Abendmahls eingesetzt wurde.
Die Kirche bereitet sich mit großem Eifer auf diese österliche Begegnung mit ihrem Herrn vor, besonders indem sie die heiligen Öle für alle Sakramente weiht. Der Gründonnerstag ist der Tag der Sakramente, der Einsetzung der Eucharistie und der Einsetzung aller Sakramente, von denen die Kirche lebt, denn Christus wirkt in diesen Sakramenten, er schenkt uns sein Leiden und seine Auferstehung und lässt uns sein Leben leben.
Karfreitag ist der Tag seines Leidens. An diesem Freitag herrscht besonders das Kreuz vor: „Ecce lignum Crucis, in quo salus mundi pependit – seht das Holz des Kreuzes, das Kreuz, an dem Jesus die Welt gerettet hat.” Auf diesem Kreuz hat er als Knecht Jahwes alle Sünden der Welt getragen, und mit diesen Sünden wurde er vom Vater als immerwährendes Opfer angenommen, als geistliches Opfer, durch den Heiligen Geist Gott geweiht für alle Ewigkeit.
Und so ist Jesus als unser Erlöser in den Tempel des lebendigen Gottes eingetreten. Das ist das Geheimnis, das auch der Brief an die Hebräer wieder vorlegt, der während der Karwoche und vor allem am Karfreitag verlesen wird.
Und so betrachten wir Christus, den Gekreuzigten. Wir betrachten ihn auch hier in Rom im Kolosseum, wo jeweils der Kreuzweg stattfindet. In diesem Jahr wird der Kreuzweg nach dem Text gebetet, den der Patriarch von Konstantinopel vorbereitet hat: eine große ökumenische Hoffnung.
Ich lade alle in den Petersdom zur Kreuzverehrung ein. Ich lade alle, Römer und Pilger, vor allem zum Kreuzweg am Kolosseum ein.
Dann, am Karsamstag, erleben wir die Vigil. Jesus ist begraben, ins Grab gelegt worden, und die ganze Welt wartet auf den Augenblick, an dem sich dieses Grab öffnet und er als Sieger über den Tod heraustritt. Er tritt als Auferstandener hervor. Der Ruf „Er ist auferstanden!” wird aus dem Grab ertönen, in dem Jesu Leib begraben worden war.
So beginnt der Ostersonntag, der Sonntag der Auferstehung, an dem der auferstandene Christus unser Ostern ist.
Pascha heißt „Übergang”. Wir wollen in ihm vom geistlichen Tod, vom Tod der Sünden, zum Leben in Gott übergehen. Dieses große Geheimnis, das Geheimnis, das alle Zeiten umfasst, verwirklicht sich immer in einer günstigen Zeit: in der Zeit des Heils, der Fastenzeit, und vor allem in der Heiligen Woche, in den drei Tagen des Heiligen Triduums.
Ich lade euch, meine Lieben, ein, andächtig und fruchtbringend an dieser großen Liturgie der drei Kartage teilzunehmen.
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Herzlich heiße ich euch, die Pilger und Besucher aus den deutschsprachigen Ländern, zu dieser Audienz willkommen. Mein Gruß gilt euch allen, den Gruppen, den Familien und Einzelpilgern, die ihr in dieser Karwoche hier am Grab des hl. Petrus versammelt seid.
Indem ich Euch, liebe Schwestern und Brüder, im Zeichen des endgültigen Durchbruchs vom Tod zum Leben in meinem Gebet die Kraft des gekreuzigten und auferstandenen Herrn erflehe, grübe ich Euch alle nochmals sehr herzlich. Einen besonderen Grub richte ich an die ”Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau“, an die Jugendlichen und an die Schülergruppen aus Österreich. Euch, Euren lieben Angehörigen und Freunden in der Heimat sowie allen, die uns in der unverbrüchlichen österlichen Hoffnung verbunden sind, wünsche ich schon heute gesegnete Ostern und erteile von Herzen meinen Apostolischen Segen.
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