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JOHANNES PAUL II.

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 3. April 1996

1. Morgen beginnt mit der Abendmahlsmesse das österliche Triduum vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung Christi, dem Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres und Wesenskern des Glaubens und des Gebetes der Kirche (vgl. Sacrosanctum Concilium, Nr. 102).

Am Abend des Gründonnerstags gedenkt die Kirche des letzten Abendmahls, bei dem der Herr Jesus am Vorabend seines Leidens – weil er die Seinen, die in der Welt waren, bis ans Ende liebte – dem Vater seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein darbrachte. Er gab sie den Aposteln zur Speise und trug ihnen auf, das immer wieder zu seinem Gedächtnis zu vollziehen.

Dem Gebot Jesu gehorsam, feiert die Kirche die Abendmahlsmesse in dem Bewusstsein ihrer Verpflichtung, in jeden Alltag des Lebens die Gesten des Dienstes und der Bruderliebe zu übertragen, die im höchsten Opfer des Herrn, das in der Eucharistie sakramental gegenwärtig ist, ihren Sinn und ihren Ursprung haben.

In der feierlichen Karfreitagsliturgie bedenkt die kirchliche Gemeinschaft das Geheimnis des Todes Christi und verehrt das Kreuz. Dabei gedenkt sie des Geschehens, dass sie aus der durchbohrten Seite des Herrn geboren wurde, und spricht die Fürbitten für das universale Heil der Welt. An diesem Tag des „österlichen Fastens“ (ebd., Nr. 110) wird keine Eucharistie gefeiert, sondern die Gläubigen verkünden voll Hoffnung das Geschenk, durch welches der Sohn sich selbst für das Heil der Menschen hingegeben hat, während er ihnen die unendliche Liebe des Vaters offenbarte (vgl. Joh 3,16) und alle Leiden und Demütigungen der Menschheit auf sich nahm.

2. Der Karsamstag ist der Tag, an dem die Kirche die Grabesruhe Christi nach dem siegreichen Kampf des Kreuzes betrachtet. Sie gedenkt seines Abstiegs in das Reich des Todes, wo er die Wurzeln der Menschheit heilte, und wartet darauf, dass sich seine Verheißung erfüllt: „Der Menschensohn (wird) den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben; sie werden ihn … töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen“ (Mk 10,33–34).

Ein alter Schriftsteller beschreibt das Geheimnis des Karsamstags mit poetischen Worten voll des Glaubens: „Tiefes Schweigen herrscht heute auf der Erde, tiefes Schweigen und Einsamkeit. Tiefes Schweigen, weil der König ruht: ‚Furcht packt die Erde, und sie verstummt‘, weil Gott – als Mensch – in Schlaf gesunken ist und Menschen auferweckt hat, die seit unvordenklicher Zeit schlafen. Gott ist – als Mensch – gestorben, und die Unterwelt erbebt. Gott ist für kurze Zeit in Schlaf gesunken und hat die in der Welt des Todes auferweckt.“ Der Text geht weiter und beschreibt dann das Zwiegespräch zwischen Christus und Adam: „Deinetwegen wurde ich dein Sohn, ich, dein Gott … für dich und für die, welche von dir abstammen, spreche ich jetzt, und mit meiner Macht befehle ich denen, die gefangen waren: Kommt heraus! Und denen, die tot waren: Steh auf! Ich gebiete dir: ‚Wach auf, Schläfer, und steh auf von den Toten‘ … ‚Ich habe dich nicht geschaffen, damit du im Gefängnis der Unterwelt festgehalten wirst. Steh auf von den Toten!‘ Ich bin das Leben der Toten. Steh auf, mein Geschöpf, steh auf, meine Gestalt, nach meinem Abbild geschaffen … Du wurdest aus dem Garten ausgestoßen … Ich aber stelle dich nicht wieder in jenen Garten, sondern setze dich auf den himmlischen Thron … Bereitet ist für dich seit ewigen Zeiten das Himmelreich …“ (vgl. Stundengebet vom Karsamstag; PG 43, 439, 451, 462–463).

Am Karsamstag identifiziert sich die Kirche erneut mit Maria: Ihr vollständiger Glaube ist in ihr, der ersten Glaubenden, zusammengefasst. In dem Dunkel, das die Schöpfung umhüllt, hält sie als einzige die Flamme des Glaubens wach und bereitet sich darauf vor, die frohe und staunenswerte Nachricht von der Auferstehung zu empfangen. In Erinnerung an die Mutter des Herrn wird die christliche Gemeinschaft an diesem Tag, an dem sie keine Liturgie feiert, aufgefordert, sich in das Schweigen und die Betrachtung zu versenken und erwartungsvoll die selige Hoffnung auf die neue Begegnung mit ihrem Herrn zu nähren.

3. In der großartigen Feier der Osternacht begeht die Kirche voll Freude, die im Gesang des Halleluja mündet, die Nacht des „neuen Auszugs“ in das verheißene Land. Sie gedenkt der heiligen Nacht, in der der Herr auferstanden ist, und wacht in Erwartung seiner Rückkehr, wenn Ostern seine ganze Vollendung haben wird. Drei Symbole kennzeichnen die drei liturgischen Abschnitte der Osternacht, die uns von der alten Verdammnis befreit und uns als Brüder und Schwestern zu dem einen Volk des Herrn vereint: das Licht, das Wasser und das Brot – Zeichen, welche die Sakramente der christlichen Initiation in Erinnerung rufen und die Bedeutung des Sieges Christi für unser Heil deutlich machen.

Über allen herrscht die Grundsymbolik der „Nacht, die hell wird wie der Tag“, die das Leben besingt, das dem Tod und der Auferstehung Christi entspringt: Er ist unser Ostern (vgl. 1 Kor 5,7); er ist das Licht, das die Existenz des Menschen erhellt, indem es ihn von der Finsternis der Sünde befreit.

Angesichts des nahenden Tages ertönt laut die Einladung des Apostels, die Werke der Finsternis abzulegen und den Herrn Jesus Christus anzulegen (vgl. Röm 13,12–14), damit der Sieg Christi in uns in Erwartung des ewigen Osterns immer wirksamer werde.

4. Das österliche Triduum bezieht uns sakramental in das Geheimnis dessen mit ein, der „gehorsam war bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8), und für alle, die ihm nachfolgen, der Urheber des ewigen Heils wurde (vgl. Hebr 5,9). Es spornt uns auch dazu an, aus unserem Leben eine österliche Existenz zu machen – durchdrungen vom Verzicht auf das Böse und von Zeichen der Liebe – bis zum letzten Ziel: dem physischen Tod, der für den Christen der Vollzug des täglich gelebten Ostergeheimnisses in der Hoffnung auf die Auferstehung ist.

Ostern erinnert uns daran, dass Christus zur Quelle des ewigen Heils für die Menschen geworden ist, indem er sich persönlich auf dem Kreuzesaltar dargebracht hat. Bitten wir den Herrn, dass die drei österlichen Tage unser Herz in das Geheimnis der Gnade eintauchen, die vom Kreuz ausströmt. Maria, die Mutter des Erlösers, helfe uns, Jesus auf dem Kreuzweg treu zu folgen, um glaubwürdige und frohe Zeugen seiner Auferstehung zu werden.

Mit diesen Empfindungen wünsche ich euch allen, die ihr hier anwesend seid, und euren Lieben frohe, gesegnete Ostern!

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Liebe Schwestern und Brüder!

Мit dieser kurzen Einführung in das heilige Triduum grüße ich Euch nochmals sehr herzlich. Mein besonderer Gruß gilt den Jubilarinnen der Armen Schulschwestern unserer Lieben Frau aus Österreich und Ungarn sowie den Gruppen von Behinderten. Euch allen und Euren Lieben zu Hause sowie den mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbundenen Gläubigen wünsche ich ein frohes und gesegnetes Osterfest und erteile gerne den Apostolischen Segen.