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BOTSCHAFT VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE KONGREGATION DER DIENERINNEN VON DER HEIMSUCHUNG ANLÄßLICH IHRES 
25. GRÜNDUNGSJUBILÄUMS

 

An Schwester
Sr. M. Vincenza Minet
Generaloberin des Ordens der Dienerinnen von der Heimsuchung 

1. Mit Freude richte ich meinen herzlichen Gruß an Sie und Ihre Mitschwestern, die Ihr im »Villaggio San Francesco e Santa Croce« in Acerno (Salerno) anläßlich Eures 4. Generalkapitels versammelt seid. Dies ist eine Zeit der besonderen Gnade für die Kongregation, die in diesem Jahr ihr 25. Gründungsjubiläum feiert. Einige von Euch gehören der ursprünglichen Gruppe des Instituts an, und da sie die anfänglichen Ereignisse miterlebt haben, tragen sie tief im Herzen eingeschrieben das »Magnifikat« angesichts all dessen, was der Herr vollbracht hat. 

Diesen Lobgesang geben sie an die jüngeren Mitschwestern weiter, damit die gesamte Kongregation in all ihren Gemeinschaften und Tätigkeiten in jener inneren Freude des Geistes leben und wirken kann, die das freudige Geheimnis des Besuchs Mariens bei ihrer betagten Kusine Elisabet kennzeichnet. 

Mit großer Freude danke ich gemeinsam mit Euch dem Herrn für die Wohltaten, die er uns erwiesen hat. Ferner unterstütze ich Euren Wunsch, mit prophetischem Mut in die Zukunft zu schauen, um die Herausforderungen und Erwartungen der Kirche und der Welt besser erkennen zu können. Eben dies ist es, was Ihr im Lauf der gegenwärtigen Kapitelversammlung mit dem Thema »Unser Charisma in einer sich wandelnden Welt« zu tun gedenkt. 

2. Euer Charisma gründet auf dem wunderbaren Geheimnis des Besuchs der Jungfrau bei der hl. Elisabet. Auf diese in ihrer Einfachheit höchst eindrucksvolle Begebenheit des Evangeliums richtet sich die Aufmerksamkeit jeder einzelnen von Euch. An ihr wollt Ihr Euch stets orientieren, ob ihr Euch verlassenen und unterernährten Kindern zuwendet oder ob Ihr Euch dem Dienst an alten und kranken Menschen in den Pfarrgemeinden oder in den Missionsgebieten widmet. 

Wahrhaft unerschöpflich sind die spirituellen Reichtümer, die von dieser Begebenheit des Lukasevangeliums ausgehen. Das Beispiel der Jungfrau erfordert die ständige Aktualisierung und Berücksichtigung der verschiedenen geschichtlichen, geographischen und kulturellen Bedürfnisse. In einer Welt, die sich verändert, wandelt sich das Charisma nicht, sondern es bedarf, um wirksam zu sein und reiche Früchte zu tragen, jener »Phantasie der Liebe«, von der ich in meinem Apostolischen Schreiben Novo Millennio ineunte (vgl. Nr. 50) gesprochen habe. 

3. »Dienerinnen der Heimsuchung« zu sein bedeutet, Tag für Tag dem Beispiel der allerseligsten Maria zu folgen, die sich in gläubigem Gehorsam gegenüber der Verheißung des Engels »auf den Weg machte und in eine Stadt im Bergland von Judäa eilte« (vgl. Lk 1, 39), um Elisabet beizustehen, die, Johannes den Täufer erwartend, ihre Unterstützung brauchte. Denen zur Seite stehen, die Hilfe brauchen: Das ist der Auftrag, den Christus jedem seiner Jünger gegeben hat, und den Ihr zum Vorbild und Ziel Eures Lebens und Eures gemeinschaftlichen Handelns gemacht habt.

Gott offenbart Maria durch jenes Zeichen der außergewöhnlichen Schwangerschaft ihrer betagten Verwandten, daß ihm nichts unmöglich ist. Nie hat der Herr versäumt, und er wird es auch nie versäumen, auf jene Personen hinzuweisen, denen konkrete Solidarität entgegengebracht werden muß, damit in Euch wie in ihnen der Glaube und die Dankbarkeit für sein unermeßliches und allmächtiges Erbarmen wachsen möge. 

Meine Lieben, setzt Euren Weg in dieser Richtung fort vom Bewußtsein getragen, daß es Christus selbst ist, den Ihr in dem notleidenden Nächsten ehrt und dem Ihr in ihm dient. Seid ferner darum bemüht, jeden Tag im Geist geschwisterlicher Gemeinschaft zu wachsen. Eine von der Liebe Christi erfüllte Gemeinschaft arbeitet mit Freude und Harmonie und überwindet Hindernisse und Schwierigkeiten mit Leichtigkeit. 

4. Liebe Schwestern, möget Ihr vor allem gläubige und von unablässigem Gebet erfüllte Personen sein. Die enge Gemeinschaft mit Gott, »vom Heiligen Geist in uns gewirkt, macht uns durch Christus und in Christus offen, damit wir das Antlitz des Vaters betrachten können« (vgl. Novo Millennio ineunte, 32). Was wäre Euer Institut ohne diese Seele? Was wäre der Dienst an den Brüdern und Schwestern ohne die unsichtbare Triebkraft des beständigen Gebets? Alles würde zu rein sozialer Hilfeleistung und Tätigkeit werden und würde den Schwung und die Kraft des prophetischen Zeugnisses verlieren. 

Im Geheimnis der Heimsuchung erscheinen die Kontemplation und die Aktion in harmonischer Synthese. In der Alltäglichkeit des Dienstes Marias an Elisabeth atmen wir das Klima der Heiligkeit, die tägliche Erfüllung des göttlichen Willens in jeder Situation.

Einer jeden von Euch wünsche ich, in allen Gemeinschaften des Instituts auf diese Weise zu leben und zu handeln und eine Atmosphäre zu schaffen, die der Heiligkeit zuträglich ist. In Italien, Polen, Brasilien, auf den Philippinen, in Kenia und Madagaskar, überall dort, wo die Vorsehung Euch rufen wird, sollt Ihr Euer Charisma unverändert beibehalten. Es führe und unterstütze Euch Maria, die Jungfrau der Heimsuchung: Täglich erhebt Ihr zusammen mit ihr Euer »Magnifikat« zu Gott, dem Barmherzigen. Meinerseits werde ich es nicht versäumen, Eurer in meinem Gebet zu gedenken, während ich Euch, die Arbeit des Kapitels und die gesamte Ordensfamilie von Herzen segne. 

Aus dem Vatikan, am 8. September 2002 

IOANNES PAULUS II

 



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