HEILIGE MESSE FÜR DAS GENDARMERIE-KORPS DER VATIKANSTADT
PREDIGT VON PAPST LEO XIV.
Lourdes-Grotte, Vatikanische Gärten
27. Sonntag im Jahreskreis, 5. Oktober 2025
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Liebe Brüder und Schwestern,
nach schöner Tradition habe ich die Freude, mit euch die Eucharistie anlässlich des Festes eures Patrons, des heiligen Erzengels Michael, zu feiern. Wir sind hier am Altar des Herrn versammelt, unter dem mütterlichen Blick der Unbefleckten Jungfrau.
Unser Gebet ist vor allem ein Hören auf das Wort Gottes, das uns heute eine starke und klare Botschaft schenkt. So mahnt uns der Apostel Paulus: »Schäme dich also nicht des Zeugnisses für unseren Herrn« (2 Tim 1,8). Das Zeugnis Jesu verleiht allem, was wir tun, Sinn. Sonst laufen wir Gefahr, graue, halbherzige Christen zu werden, ohne ein Herz, das für das Evangelium brennt.
Liebe Freunde, als Gendarmen des Vatikanstaates ist euer Tun nicht bloß ein Beruf: Es ist ein Dienst zum Wohl der Kirche. Auch eure tägliche Arbeit gibt Zeugnis vom Evangelium. Schämt euch daher nie für das Beispiel, das ihr geben könnt. Oft, das wisst ihr aus Erfahrung, kann eure diskrete und verlässliche Präsenz einen evangeliumsgemäßen Stil ausdrücken, nicht durch Worte, sondern schon durch einen aufmerksamen Blick, durch eine fürsorgliche Geste, die die Menschen um euch schützt.
Um der Versuchung der Gewohnheit und der Trägheit zu widerstehen, ermutigt uns Paulus weiter: »Ich rufe dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir zuteilgeworden ist […]. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit« (2 Tim 1,6–7).
Das sind gewiss Tugenden eines guten Christen und damit auch eines vatikanischen Gendarmen: Habt Kraft aus dem Gesetz, aber nicht, um zu herrschen. Habt Liebe zu den Kleinen, aber nicht, um bei den Oberen Gefallen zu finden. Seid besonnen in eurem Tun, aber nicht aus Angst vor der Verantwortung, die euch übertragen ist. Das ist das Programm, das ich besonders euch jungen Gendarmen anvertraue, die ihr erst vor Kurzem euren Eid abgelegt habt. Dieses Versprechen war keine bloße Formel, sondern ein Akt der Freiheit und Hingabe. Ihr habt ein öffentliches »Ja« gesprochen, vor Gott und der Kirche. Ihr habt Treue zum Papst und zu einem Dienst versprochen, der euer Leben in der täglichen Arbeit einschließt. Danke für den Mut und die Bereitschaft, mit der ihr dem Heiligen Stuhl treu dient!
Um in der Entscheidung für das Gute und die Gerechtigkeit auszuharren, die euren Auftrag als Gendarmen erfüllt, machen wir uns die Bitte der Apostel im Evangelium zu eigen: »Stärke unseren Glauben!« (Lk 17,5). Ja, Herr: Bleib bei uns, bekehre unsere Herzen, mach uns zu Zeugen deines Wortes! Lass unseren Glauben, das heißt unsere Beziehung zu dir, stets wachsen – in den Freuden und Prüfungen des Lebens. Du selbst, Herr, nährst ihn mit der Gnade deines Heiligen Geistes, damit er in uns Früchte guter Werke bringt.
Sprechen wir also diese Worte mit der Hoffnung dessen, der sich von Gott geliebt weiß und daher nach seinem Willen leben möchte. Wenn Tage der Mühe und des Unverständnisses kommen, werden wir in der Gnade des Herrn den Trost und die Treue finden, die uns tragen.
Liebe Freunde, euer Dienst geschieht meist »hinter den Kulissen«. Man sieht ihn kaum – und doch bewirkt er viel. Es ist eine Aufgabe, die Sicherheit, Ordnung und Respekt schafft: Tut sie gemeinsam, als Team, im gegenseitigen Einvernehmen mit denen, die schon länger im Dienst stehen. Es ist ein Dienst, der nicht nur Orte und Menschen schützt, sondern eine Sendung widerspiegelt – die Sendung der Kirche selbst. Lebt also diese Sendung, die Verkündigung des Evangeliums, mit eurer Uniform und zuallererst durch eure Menschlichkeit.
Mein Dank gilt auch euren Familien: den Ehefrauen, Kindern, Vätern und Müttern. Euer »Ja« wird auch von ihrem stillen »Ja« mitgetragen. Ohne sie wäre euer Dienst weniger standfest. Möge der Herr sie segnen, behüten und mit Frieden erfüllen.
Die Jungfrau Maria sei euch Vorbild im Glauben und in der Hingabe, und der heilige Erzengel Michael, der im Namen Gottes das Böse bekämpft, beschütze euch und eure Familien allezeit. Mit einem demütigen und treuen Herzen könnt ihr Zeugen des Friedens sein in diesem kleinen Staat, der doch die Welt zum Horizont hat.
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