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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN
FRAU DR. KONJI SEBATI, NEUE BOTSCHAFTERIN
DER REPUBLIK SÜDAFRIKA BEIM HL. STUHL*

Donnerstag, 1. Dezember 2005

 

Frau Botschafter!

Frau Botschafter! Mit Freude heiße ich Sie im Vatikan willkommen und nehme das Beglaubigungsschreiben entgegen, mit dem Sie zur außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafterin der Republik Südafrika beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die Grüße, die Sie im Namen Seiner Exzellenz, Präsident Thabo Mbeki, übermitteln und die ich gerne mit guten Wünschen und meinem Gebet für ihn und die Bevölkerung Südafrikas erwidere.

Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1994 hat der Heilige Stuhl den Wandel Ihres Landes und seine erfolgreichen Bemühungen, eine integrierte, stabile und pluralistische Gesellschaft aufzubauen, aufmerksam verfolgt. Obwohl immer noch Probleme zu bewältigen sind, hat die Realität des neuen Südafrikas verdientermaßen Beifall und Bewunderung gefunden. Die gleiche politische Verständigungsbereitschaft und administrative Reife, die den friedlichen Übergang zu einer vollen Demokratie ermöglicht hat, muß nun auch auf weitere derzeit wichtige Bereiche ausgedehnt werden. Auch andere Länder der Region teilen viele dieser Probleme, die auf die Globalisierung und interne soziale Veränderungen zurückzuführen sind. Beispielsweise führte die intensive Verstädterung zu Mangel an angemessenen Unterkünften, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und übermäßiger sozialer Stratifikation. Diesen Herausforderungen kann nur wirksam begegnet werden, indem sowohl der soziale Zusammenhalt als auch wirtschaftliches Wachstum gefördert und vor allem den Armen und Ausgegrenzten Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden. Den allmächtigen Gott bitte ich, daß, während sich Ihre Nation weiterhin diesen Fragen widmet, ihre politische Sichtweise offen sein wird für Wahrheitsliebe, Frieden und Gerechtigkeit.

Der hohe Anteil junger Menschen in Ihrer Bevölkerung, traditionelle afrikanische Werte wie die tiefe Achtung vor dem menschlichen Leben, die Familie, die Gemeinschaft und soziale Solidarität, werden zweifellos zu dem langfristigen Entwicklungsprozeß beitragen. Diese ausgewogenen ersten Schritte des Wandels haben das moralische Prestige des neuen Südafrika effektiv gefördert und es zu einem der einflußreichsten Länder des Kontinents gemacht. Ich hoffe, daß sein Beispiel ihm ermöglichen wird, eine starke Stimme in der internationalen Gemeinschaft zu bewahren, insbesondere im Hinblick auf den Erlaß oder die Verringerung der Auslandsschulden, die Erlangung des Friedens auf regionaler Ebene und die Unterstützung anderer Nationen bei der Konsolidierung erprobter wirtschaftlicher und sozialer Programme.

Frau Botschafter, in den letzten Jahren hat die soziale Stabilität und der wirtschaftliche Erfolg Südafrikas eine wachsende Anzahl von Flüchtlingen aus Ländern angezogen, die sehr unter Armut, politischen Unruhen und Gewalttätigkeit leiden. Die von Ihrer Nation angewandte Politik der Anerkennung und der Aufnahme der anderen war ein Vorbild für die gesamte Region. Für lokale und nationale Regierungen, die bereits mit wirtschaftlichen und sozialen Problemen zu kämpfen haben, ist es nicht leicht, jene aufzunehmen, die auf der Suche nach einem neuen und besseren Leben sind. Doch ist die ihnen gewidmete Aufmerksamkeit, veranlaßt von wahrem Mitgefühl für die Benachteiligten, Kennzeichen einer wirklich zivilen Gesellschaft. Die Geschichte hat deutlich gezeigt, daß »Immigration eher eine Ressource als ein Hindernis für die Entwicklung sein kann« (vgl. Kompendium der kirchlichen Soziallehre, 297). Wenn sie die Talente und Hoffnungen dieser Neuankömmlinge nutzt und ihnen stets mit der Würde und der Achtung begegnet, die sie verdienen, wird Ihre Nation zweifellos viele Vorteile genießen.

Die überwiegend christliche Mehrheit der südafrikanischen Bevölkerung kann dem Land wichtige religiöse Werte wie Solidarität, Toleranz und Versöhnung vermitteln. Ihrerseits ist die katholische Kirche weiterhin bestrebt, die Entwicklung der modernen Gesellschaft durch die Förderung des Dialogs und des gegenseitigen Einvernehmens zu unterstützen (vgl. Ecclesia in Africa, 79). Hochgeschätzt sind ihre Bemühungen, hinsichtlich der zahlreichen sozialen und menschlichen Probleme Afrikas mit den Zivilregierungen zusammenzuarbeiten. Ein bemerkenswertes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der Kampf gegen HIV/Aids, und Statistiken aus mehreren Regionen Afrikas bestätigen die Ergebnisse einer auf Enthaltsamkeit, der Förderung ehelicher Treue und der wichtigen Rolle des Familienlebens gründenden Politik. Auch in Bereichen wie Bildung, Gesundheitsfürsorge und Unterstützung der Armen ist die Zusammenarbeit höchst vorteilhaft und gewinnbringend. In diesem Kontext versichere ich Ihnen, daß die katholische Kirche ihre Mitarbeit weiterhin überall dort anbieten wird, wo immer sie helfen kann, und ich ermutige Ihre Regierung, ein stets größeres Bewußtsein der Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod zu fördern.

Frau Botschafter, während Sie Ihr Amt als Vertreterin Ihres Landes beim Heiligen Stuhl antreten, versichere ich Sie meines Gebets für den Erfolg Ihrer Mission, und gewiß werden Ihnen die verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie bei der Erfüllung Ihrer Aufgabe bereitwillig zur Seite stehen. Ich bitte den allmächtigen Gott um seinen reichen Segen für Sie und die mir teure südafrikanische Bevölkerung.


*L'Osservatore Romano 2006 n. 2 p. 12.

 

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