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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN CHRISTIAN SHEKA KARGBO,
NEUER BOTSCHAFTER VON SIERRA LEONE
BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 18. Dezember 2008

 

Exzellenz!

Ich freue mich, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Sierra Leone beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße und guten Wünsche, die Sie im Namen Seiner Exzellenz Dr. Ernest Bai Koroma, des Präsidenten der Republik, zum Ausdruck gebracht haben. Bitte übermitteln Sie ihm meinen Dank und meine persönlichen guten Wünsche bei der Regierung des Landes in seiner Eigenschaft als Staatsoberhaupt. Ich möchte Sie auch höflichst bitten, den Regierungsmitgliedern, den zivilen Obrigkeiten und all Ihren Mitbürgern meinen Gruß und meine guten Wünsche zu überbringen.

Herr Botschafter,

die Rückkehr Ihres Landes zu Frieden und Stabilität nach vielen Jahren des Konflikts ist ein großes Zeichen der Hoffnung für Afrika und für die Welt. In der Tat haben die letzten Wahlen den Wunsch des Volkes nach dauerhaftem Frieden und einer gefestigten Demokratie deutlich gemacht. Der reibungslose Übergang von einer Regierung zur anderen wirft ein positives Licht auf die politischen Vertreter und ihren Wunsch, ihrer Wählerschaft zu dienen. Es ist erbaulich zu sehen, daß diese Ereignisse nach so vielen Jahren der Gewalt und der Zerstörung ein neues Kapitel in der Geschichte Ihrer Nation eingeleitet haben. Gemeinsam mit anderen hoffe ich und bete ich darum, daß die Nation auf dem Weg des Aufbaus immer stärkerer demokratischer Einrichtungen, der Förderung der Gerechtigkeit und der Stärkung des Gemeinwohls vorangehen wird.

Diese schwierige Sendung des Aufbaus der Nation, in die Ihr Volk eingebunden ist, wird noch erschwert durch die Tatsache, daß sie vor dem Hintergrund eines unruhigen internationalen Wirtschaftsklimas stattfinden muß. Gleichzeitig hebt Ihre Regierung zu Recht die Priorität der Wiederbelebung von Landwirtschaft und Industrie hervor, den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechend und unter gebührender Achtung der Umwelt und des Wohlergehens zukünftiger Generationen. Diese Art nachhaltiger Entwicklung, die eine gute Verwaltung der Ressourcen des Landes fördert, kann in der heutigen globalisierten Wirtschaft nur durch eine gezielte Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor sowie durch den offenen Dialog mit anderen Ländern und internationalen Einrichtungen erreicht werden. Wenn die jungen Menschen Ihres Landes, die ihren Beitrag zum Fortschritt der Nation leisten möchten, eine entsprechende Ausbildung bekommen und Voraussetzungen geschaffen werden, die ihnen größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt geben, dann wird die gesamte Nation daraus Nutzen ziehen. Ich habe keinen Zweifel, daß diese Initiativen, wenn sie im gegenwärtigen Klima sozialer Stabilität unternommen werden, einen Ansporn für jene darstellen werden, die an der wirtschaftlichen Entwicklung Ihrer Nation teilhaben möchten. Die katholische Kirche ihrerseits ist zuversichtlich, daß die Dienste, die sie im Bereich der Gesundheitsfürsorge, der sozialen Programme sowie von Erziehung und Bildung anbietet, sich auch weiterhin im Kampf gegen Krankheit, Armut und Unterentwicklung immer positiver auswirken werden. In der Tat betrachtet sie ihre Sendung als eine Aufgabe, die eng mit der Förderung ganzheitlicher menschlicher Entwicklung verbunden ist (vgl. Ecclesia in Africa, 68).

Herr Botschafter,

Ihre Regierung hat der schwierigen Aufgabe, das moralische Gefüge der Gesellschaft zu heilen, Priorität verliehen und ist überzeugt, daß die Ausrottung korrupter Handlungsweisen in der Politik eine entscheidende Rolle in diesem Prozeß spielt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß Nationen nur dann einen konstanten Fortschritt machen können, wenn die Mehrheit ihrer Bürger gut ernährt, gut ausgebildet und respektvoll gegenüber anderen ist. Die Kirche wird auch weiterhin zur Förderung einer sittsamen Atmosphäre der Hoffnung für die Zukunft beitragen. Sie freut sich wirklich, zu dieser wichtigen Aufgabe beizutragen, besonders im Bereich der Erziehung und Bildung, wo neue Generationen junger Menschen zu aktiven und verantwortlichen Gliedern der Gesellschaft herangebildet werden. Diese Sendung ist um so erfolgreicher und erfüllender für alle Beteiligten, wenn die Erziehungseinrichtungen, die von religiösen Werten und Grundsätzen geprägt sind, einen ausreichenden und annehmbaren Grad institutioneller Autonomie und Initiative besitzen.

Exzellenz,

es ist ein Segen, daß es in Sierra Leone keine ethnischen oder religiösen Konflikte gibt. Die Verschiedenheit der Sprachen und Gebräuche stellt einen Reichtum dar, der hoch geschätzt werden muß. Darüber hinaus lehrt die Religion ihren Anhängern, andere als Brüder und Schwestern zu betrachten, die in der großen Menschheitsfamilie gemeinsam dazu berufen sind, in Frieden und Zusammenarbeit ein Zuhause für alle aufzubauen. Die katholische Kirche in Sierra Leone wird auch weiterhin die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen zu gegenseitigem Verständnis und Wohlwollen ermutigen, indem sie sich Vorurteilen entgegenstellt und die Zusammenarbeit unterstützt (vgl. Ecclesia in Africa, 109). Ihr Einsatz im interreligiösen Dialog macht sie zuversichtlich, daß das Vorbild einer engen, respektvollen Beziehung der Religionsführer untereinander die Gläubigen dazu bringen wird, das gegenseitige Verständnis und die friedliche Zusammenarbeit immer mehr auszubauen.

Herr Botschafter,

dies sind einige der Reflexionen, die sich aus der gegenwärtigen Lage in Sierra Leone ergeben. Ich wünsche Ihnen allen Erfolg bei Ihrer Mission, und ich lade Sie ein, sich die bereitwillige Mitarbeit der Ämter der Römischen Kurie zunutze zu machen. Möge der allmächtige Gott Ihnen, Exzellenz, Ihrer Familie und der Nation, die Sie vertreten, reichen und dauerhaften Segen, Wohlergehen und Frieden gewähren!

 

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