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SCHREIBEN VON JOHANNES PAUL II.
AN KARDINAL JOSEPH HÖFFNER

 

Meinem ehrwürdigen Bruder Joseph Kardinal Höffner
Erzbischof von Köln
und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Vor 150 Jahren haben katholische Laien in der Stadt Aachen das Missionswerk gegründet, das sich heute MISSIO nennt und weltweiter Anerkennung erfreut. Sie folgten damals dem Beispiel der Französin Pauline Jaricot, die überaus deutlich und mitverantwortlich erkannt hatte, daß die Kirche für die Verkündigung der Frohen Botschaft in aller Welt nicht nur der Glaubensboten, sondern auch finanzieller Mittel bedarf. Deshalb hatte sie damit begonnen, Laien um sich zu sammeln, die sich verpflichteten, regelmäßig einen kleinen Betrag zur Finanzierung der Missionsarbeit zu spenden.

Dadurch wurde, lange bevor die heutigen Hilfswerke für die Dritte Welt entstanden, durch viele kleine Spenden ein großer Solidaritätsfonds geschaffen.

Der Aachener Arzt Dr. Heinrich Hahn war von dieser Idee fasziniert und tat seinerseits alles, um das Werk nicht nur in seiner Heimatstadt, sondern in allen deutschen Diözesen einzuführen, während Münchener Bürger es im damaligen Königreich Bayern aufbauten. Diese mutige Initiative gab nicht nur der Glaubensverkündigung neue Impulse, sondern machte es den Missionaren auch möglich, in Lateinamerika, Afrika und Asien zahlreiche Ausbildungsstätten, Krankenhäuser und andere soziale und kirchliche Projekte zu schaffen. Welche finanziellen Mittel von diesem Missionswerk seit seiner Gründung vor 150 Jahren aufgebracht worden sind, ist kaum zu ermessen.

Unübersehbar ist, was dadurch in den Missionsgebieten ermöglicht und verwirklicht worden ist.

Der Aachener Zentrale von MISSIO gebührt das Verdienst, schon frühzeitig die Wichtigkeit der Heranbildung einheimischer kirchlicher Führungskräfte in den Missionsländern erkannt und dafür erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt zu haben. Mit ihrer Hilfe konnten Priesterseminare erbaut und Ausbildungsbeihilfen für Priesteramtskandidaten gewährt werden. Zugleich konnten dadurch zahlreiche einheimische Ordensschwestern eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Eine besondere Erwähnung und Anerkennung verdient die mit großer Opferbereitschaft der Gläubigen durchgeführte katechistenaktion.

Dieses Missionswerk, das von Laien gegründet wurde, hat mein Vorgänger Pius XI. wegen seiner gesamtkirchlichen Bedeutung direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Dennoch ist es ein Werk der deutschen Katholiken geblieben. Deshalb möchte ich Ihnen, sehr verehrter Herr Kardinal, dem gesamten deutschen Episkopat und allen deutschen Katholiken zum 150 jährigen Jubiläum von MISSIO meine aufrichtigen Glückwünsche aussprechen und zugleich allen von Herzen dafür danken, was seither durch dieses Werk für die Weltkirche getan worden ist. Gleichzeitig bitte ich Sie, MISSIO auch in Zukunft Ihre besondere Unterstützung zu gewähren. Schließlich wird heute trotz allen technischen Fortschritts vielerorts wieder mit größerer Dringlichkeit die Frage nach dem letzten Sinn menschlicher Existenz gestellt, und nur das Evangelium hat die richtige Antwort darauf.

Deshalb zeigt man heute auch wieder mehr Verständnis für die bleibende Notwendigkeit der Evangelisierung, die auch dort noch unerläßlich bleibt, wo die ökonomischen und sozialen Probleme weitgehend gelöst zu sein scheinen. Mission ist nach wie vor eine Grundpflicht des Gottesvolkes und eine wesentliche Aufgabe der ganzen Kirche, und sie wird bis zum Ende der Zeiten nichts von ihrer Aktualität verlieren.

Im Namen Jesu Christi, des Herrn der Ernte, erteile ich der katholischen Kirche in Ihrem Land, vor allem der verantwortlichen Leitung und den Mitarbeiten von MISSIO, sowie allen hochherzigen Spendern, den deutschen Missionshelfen und Missionaren in aller Welt in besonderer Dankbarkeit den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatican, am 10. Mai 1982.

IOANNES PAULUS PP. II.

 

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