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APOSTOLISCHE REISE IN DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

GRUSSWORTE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE EINWOHNER VON ESSEN

Burgplatz in Essen - Samstag, 2. Mai 1987

 

Liebe Bürger und Bürgerinnen von Essen,
liebe Brüder und Schwestern!

Mit großer Herzlichkeit habt ihr mich durch die Straßen eurer Stadt hier in das Zentrum, zum Burgplatz, geleitet. Ich danke euch sehr dafür und grüße euch alle von Herzen. Während der Fahrt erwachten in mir liebe Erinnerungen an meinen ersten Besuch vor neun Jahren. Damals, im September 1978 - drei Wochen vor meiner Wahl zum Papst -, durfte ich schon im Hause eures verehrten Bischofs Franz Hengsbach zu Gast sein.

Die Stadt Essen ist die Metropole des Ruhrgebietes. Von einer Metropole erwartet man, daß von ihr Impulse ausgehen und wirksam werden. Die Kraftquellen dafür liegen in ihrem geschichtlichen Erbe und im Gemeinschaftssinn und Gestaltungswillen ihrer Bürger. Am Anfang eurer Stadt steht der heilige Bischof Altfried als Gründer des Stiftes Essen, das auch die Keimzelle der Stadt wurde und damit Ausgangspunkt einer reichen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung. Bereits 50 Jahre vorher, um das Jahr 800, hatte der heilige Bischof Ludger, der Gründer des Bistums Münster, in Werden seine Abtei nach der Regel des heiligen Benedikt errichtet. Das Leben und Werk dieser beiden heiligen Bischöfe seien für euch auch heute Ermutigung und Verpflichtung.

Eure Stadtpatrone, die heiligen Ärzte Kosmas und Damian, weisen auf die karitativ-soziale Grundhaltung im Leben der Essener Bürgerschaft hin: Immer hat es hier Menschen gegeben, die sich in vorbildlicher Weise für den Nächsten eingesetzt haben. An Bürgersinn und christlicher Solidarität hat es hier nie gefehlt. Diese Erfahrungen und Vorbilder aus Vergangenheit und Gegenwart haben auch für das menschliche Antlitz der modernen Stadt unverzichtbare Bedeutung.

Die räumliche Nähe von Domkirche und Rathaus sollte stets daran erinnern, daß auch in Zukunft die Bemühungen von Stadt und Kirche zum Wohl der Menschen gemeinsam unternommen werden müssen. Das heißt: Die menschenwürdige Stadt der Zukunft kann und darf nur eine Stadt mit Gott sein. In diesem Anliegen wissen wir uns verbunden mit unseren evangelischen Brüdern und Schwestern, aber auch mit den jüdischen Mitbürgern. Ihre alterwürdige Synagoge in dieser Stadt möge allen ein bleibendes Mahnmal sein, die Würde eines jeden Menschen immer und überall zu schützen und zu verteidigen. Schon das Alte Testament weiß, daß Gott jeden einzelnen beim Namen gerufen hat. Mit besonderem Dank erinnere ich an dieser Stelle ferner an das Werk der deutschen Katholiken für die Kirche in Lateinamerika, die Aktion ”Adveniat“, die in Essen ihren Sitz hat. Als sie im Jahre 1961 von der Deutschen Bischofskonferenz gegründet wurde und dann hier im Bischofshaus ihre Arbeit begann, war das der Anfang eines Dienstes der Barmherzigkeit und Solidarität mit der wachsenden Not der Kirche in Lateinamerika. Diese nunmehr von den deutschen Katholiken in 26 Jahren praktizierte Solidarität wird sich - davon bin ich überzeugt - auch in Zukunft bewähren und fruchtbar auswirken.

Ich möchte allen danken, die ”Adveniat“ seit vielen Jahren unterstützen, den Mitarbeitern, meinen Mitbrüdern im Bischofsamt und besonders Bischof Hengsbach für seine unermüdliche Förderung dieser mutigen und verdienten Initiative.

Wenn wir in dieser Stunde unter der leuchtenden Figur des Engels gemeinsam den Angelus, den ”Engel des Herrn“, beten, verbinden wir uns mit diesem universalen Gebet mit den Christen der ganzen Kirche. Wenn wir beten ”und das Wort ist Fleisch geworden“, kommt darin in einzigartiger Weise die Liebe Gottes zu allen Menschen zum Ausdruck. Denn der menschgewordene Gott ist der eigentliche Grund unserer Hoffnung. Diese Hoffnung gibt uns Kraft zum Handeln. Darauf macht uns Maria, die Mutter des Sohnes Gottes, aufmerksam, die hier in der Essener Münsterkirche seit 1000 Jahren im Bilde der ”Goldenen Madonna“ verehrt wird und die ihr gleich nach der Gründung eures Bistums als Mutter vom Guten Rat zu eurer Patronin erwählt habt.

Im Blick auf Maria, die Mutter vom Guten Rat, wollen wir jetzt gemeinsam den ”Engel des Herrn“ beten.

 

© Copyright 1987 -  Libreria Editrice Vaticana

 



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