ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DEN VIZEPRÄSIDENTEN
DES ÖSTERREICHISCHEN BUNDESRATES
Freitag, 12. Januar 1990
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich grüße ich Sie zu dieser heutigen Begegnung im Vatikan. Sie haben darum gebeten und dadurch Ihre besondere Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri bekundet. Der gemeinsame Glaube an Jesus Christus und die Liebe zu seiner Kirche sind es vor allem, die uns zutiefst vereinen.
Mein Willkommensgruß gilt vor allem dem Vizepräsidenten des österreichischen Bundesrates, Herrn Professor Dr. Herbert Schambeck. Ihnen spreche ich zum kürzlichen schweren Verlust Ihrer Gemahlin noch meine aufrichtige Anteilnahme aus. Sie sind mit Ihren Gästen nach Rom gekommen, um dem hochwürdigsten Herrn Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli einen weiteren Sammelband von Ansprachen und Vorträgen unter dem Titel ”Glaube und Verantwortung“ zu überrreichen. Es gereicht Ihnen, Herr Vizepräsident, zur besonderen Ehre, daß Sie neben den vielfältigen und anspruchsvollen Tätigkeiten in der Politik und als Hochschullehrer an der Universität auch immer noch Zeit und Kraft finden zu stets hilfsbereiter Mitarbeit im kirchlichen Bereich und zu verschiedenen Veröffentlichungen, die dem Heiligen Stuhl, insbesondere der Gestalt und dem Wirken von Papst Pius XII. und der verdienstvollen Tätigkeit des derzeitigen Kardinalstaatssekretärs, gewidmet sind.
Auch diese Publikationen sind ein wertvoller kirchlicher Dienst, mit dem Sie ihre tiefe Verbundenheit mit der Kirche und dem Heiligen Stuhl bezeugen. Dafür sage auch ich Ihnen bei dieser Gelegenheit meinen aufrichtigen Dank. ”Glaube und Verantwortung“ - Mit diesem Buchtitel bezeichnen Sie auf sehr prägnante Weise das Grundanliegen und die Zielsetzung des Wirkens von Kardinal Casaroli und darüber hinaus des Heiligen Stuhles in der Vielfalt des gesellschaftlichen Lebens. Der Glaube die religiöse Sendung der Kirche sind stets der bestimmende Antrieb und die inspirierende Kraft aller kirchlichen Initiativen. Selbst was als ”Ostpolitik des Vatikans“ bezeichnet wird, entspringt dem pastoralem Auftrag der Kirche und steht im Heilsdienst am Menschen und der Völker und dient keinerlei politischen Zielsetzungen. Dennoch haben gerade die außergewöhnlichen Entwicklungen der letzten Monate eindrucksvoll gezeigt, welch große Bedeutung Glaube und Religion auch für die Umgestaltung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse haben können. In diesem überraschenden gewaltlosen Aufbruch für Freiheit und Gerechtigkeit, für die Achtung der Menschenrechte und einen in demokratischer Ordnung gesicherten sozialen Fortschritt darf gewiß auch die Kirche und der Heilige Stuhl ein Aufkeimen der geduldigen Aussaat erblicken, die von ihren Vertretern und auch von vielen Gläubigen unter oft schwierigsten Umständen und gegen alle menschliche Erwartung zum Wohl der Menschen und der Völker ausgesät worden ist. In diesem Zusammenhang gebührt dem hochwürdigsten Herrn Kardinal Casaroli in seinen verschiedenen Amtern des Heiligen Stuhles ein besonderes Verdienst. Mögen die am Ende des vergangenen Jahres an vielen Orten so verheißungsvoll aufgebrochenen Entwicklungen sich nun im weiteren Verlaut konsolidieren und sich zu einer gerechten und gesicherten neuen Friedensordnung in ganz Europa und in der Welt fruchtbar weiterentfalten. Der Dank, den ich Ihnen, sehr geehrter Herr Vizepräsident, für Ihre Veröffentlichungen bezüglich des Heiligen Stuhles ausgesprochen habe, gilt zugleich auch dem Verlag und allen Ihren Mitarbeitern. Ihnen und Ihren anwesenden Gästen wünsche ich ein gutes, friedvolles und erfülltes Jahr des Herrn 1990 und erteile Ihnen und Ihren Familien in der Heimat für Gottes führenden und stärkenden Beistand von Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen.
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