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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE GLÄUBIGEN AUS DER
ÖSTERREICHISCHEN DIÖZESE SANKT PÖLTEN

Donnerstag, 18. März 1993

 

Lieber Herr Bischof!
Liebe Pilger aus Sankt Pölten!

Eure Diözesanwallfahrt hat Euch in diesem Jahr an die Gräber der Apostelfürsten geführt. Mein herzlicher Gruß gilt Euch allen: meinem Mitbruder im Bischofsamt Kurt Krenn, den Priestern und Gläubigen der Diözese.

Die kommenden Jahre bringen für Euer Bistum, für Euer Land und für Europa neue Aufgaben und Herausforderungen. Es gilt, die Frohbotschaft Christi unserem Kontinent neu zu verkünden. Mit den Worten ”Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ sagt Jesus den Anbruch einer neuen Zeit an.

Dieses Gebot des Herrn vernehmen wir auf besonders eindringliche Weise während der Fastenzeit. Unser Weg soll ganz auf die Umkehr des Herzens ausgerichtet sein, das heißt auf eine tiefgreifende Wandlung unserer Denk- und Lebensart, die uns den weltlichen Modellen und Gewohnheiten entreißt, um uns nach dem Bild Christi zu formen.

Die Umkehr des Herzens muss auch die Buße einschließen. Sie ist, wie ich im Apostolischen Schreiben Reconciliatio et paenitentia dargelegt habe, gewissermaßen deren wesentliches, ja wichtigstes Element. ”Buße bezeichnet die innere Umkehr des Herzens unter dem Einfluss des Wortes Gottes und mit dem Blick auf das Reich Gottes“. Sie ist das Bemühen, ”das Gleichgewicht und die Harmonie, die durch die Sünde zerstört worden sind, wieder herzustellen und auch um den Preis von Opfern die Richtung zu ändern“.

Buße und Umkehr müssen in konkrete Bußakte umgesetzt werden. Wenn sich unser Lebensstil von der Fastenzeit prägen lässt, müssen wir auch den Bußwerken breiten Raum gewähren. Es ist ein Lebensstil der Strenge gegenüber uns selbst, der Selbstdisziplin und maßvoller Entsagungen, die der Festigung des Willens dienen.

Bestandteil der Bußwerke ist auch die Solidarität, die wir den Mitmenschen entgegenbringen. Mit Großmut und in selbstloser Nächstenliebe haben sich die Gläubigen Eurer Diözese immer wieder der Notleidenden in aller Welt angenommen. Der Herr möge allen reich vergelten, was sie anderen Gutes getan haben.

Die Fastenzeit ist für uns außerdem die Gelegenheit zur Erneuerung des Glaubens. Der neue Weltkatechismus, der demnächst auch in deutscher Sprache erscheinen wird, ist ein wertvolles Hilfsmittel, um in der Begegnung mit der Person und der Botschaft Christi Maßstäbe zum Gelingen des Lebens zu erhalten. Der Weltkatechismus wird Euch auf Eurer Suche nach Orientierung begleiten, um dem Leben und den Ideologien unserer Zeit nicht hilflos gegenüberzustehen.

Umkehr und Buße stellen uns in die Nachfolge des göttlichen Meisters, der durch Leiden und Tod hindurch zum Ostermorgen gelangt. Zu diesem Weg ruft uns die Fastenzeit auf. Auf diesem Weg begleite Euch der Schutz der seligsten Jungfrau Maria; sie ist die ”Magna Mater Austriae“. Ihren Schutz erbitte ich für alle Priester und Ordensleute, für die Familien und für die Kinder, für alle, die an einem schweren Leid tragen, für die Flüchtlinge und für die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft.

Von Herzen erteile ich Euch und allen Diözesanen von Sankt Pölten meinen Apostolischen Segen.

 

© Copyright 1993 - Libreria Editrice Vaticana

 



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