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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE BRASILIANISCHEN BISCHÖFE DER REGION OST 2 ANLÄßLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Samstag, 16. November 2002

 

Verehrte Mitbrüder im Bischofsamt! 

1. Von Herzen begrüße ich euch alle mit den Worten des hl. Petrus, des ersten Papstes: »Gnade sei mit euch und Freude in Fülle durch die Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn«, die ihr auch »durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus den gleichen kostbaren Glauben erlangt habt« (2 Petr 1, 1-2), um die Hoffnung in den Herzen der Männer und Frauen dieser Zeit neu zu entfachen. Ich danke Kardinal Serafim Fernandes de Araújo, dem Erzbischof von Belo Horizonte, für die im Namen des gesamten Episkopats von Minas Gerais und Espíritu Santo an mich gerichteten Worte, durch die er euer aller Empfindungen zum Ausdruck gebracht hat. Es ist mir eine Freude, zu sehen, wie die Liebe Christi euch zu einem intensiven und großherzigen Apostolat drängt zugunsten des Wachsens des Reiches Gottes in den Gemeinden, die euch anvertraut sind. Dieser »Ad-limina«-Besuch gibt euch die Gelegenheit, ausführlich eure Sorgen und Befürchtungen darzulegen, sei es durch die Berichte, die ihr eingebracht habt, sei es durch die persönlichen Gespräche mit mir. Meine heutige Begegnung mit euch ermöglicht mir, euch zunächst im Namen der Kirche zu danken für die engagierte Arbeit, die ihr leistet, und euch sodann zu bestärken im gemeinsamen Sendungsauftrag des Guten Hirten, der dem Volk Gottes und vor allem den Familien die Weiden zeigt, auf denen sie das Leben finden und es in Fülle finden. 

2. In dem Brief, den ich 1994 an die Familien gerichtet habe, merkte ich an, daß »sich die Familie im Zentrum des großen Kampfes zwischen Gut und Böse, zwischen Leben und Tod, zwischen der Liebe und allem, was sich der Liebe widersetzt, befindet. Der Familie ist die Aufgabe anvertraut, vor allem für die Befreiung der Kräfte des Guten zu kämpfen, dessen Quelle sich in Christus, dem Erlöser des Menschen, befindet. Es gilt darauf hinzuwirken, daß diese Kräfte einem jeden Familienkern zu eigen werden, damit … die Familie ›Festung Gottes‹ sei« (Nr. 23). 

Als Keimzelle der Gesellschaft und »Hauskirche« (Lumen gentium, 11) ist die Familie die erste natürliche Umgebung des menschlichen und christlichen Heranreifens der neuen Generationen, die sie nach den christlichen Werten der Ehrlichkeit und Treue, der Arbeitsamkeit und des Vertrauens in die göttliche Vorsehung, der Gastfreundschaft und der Solidarität heranbildet; die Familie braucht daher heutzutage besondere Unterstützung, um den auflösenden Bedrohungen durch die individualistische Kultur widerstehen zu können. 

3. Im Laufe meines Pontifikats habe ich die wichtige Rolle hervorgehoben, die der Familie als Kernzelle in der Gesellschaft zukommt. Ich erinnere daran, daß ich bei meinem ersten Pastoralbesuch in Brasilien ihre Bedeutung für die Ausbildung eurer Kultur herausgestellt habe (vgl. Predigt, Rio de Janeiro, 1. Juli 1980, 4). 

Es gibt Werte - wie etwa Respekt, Solidarität und Privatsphäre -, die eine seit langer Zeit vom brasilianischen Volk angenommene Tradition zum Ausdruck bringen. Diese Werte haben einen gemeinsamen Ursprung: den von euren Vorfahren gelebten Glauben. Die brasilianische Frau hat diesbezüglich immer eine eigene Rolle eingenommen, die unersetzlich und wesentlich für den Ursprung und den Bestand jeder Familie ist. Die Braut bringt in die Ehe, und die Mutter bringt in das Familienleben besondere Gaben, die mit ihrer Leiblichkeit und ihrer Psyche, ihrem Charakter, ihrer Intelligenz, Sensibilität, ihren Empfindungen, ihrem Lebensverständnis und ihrer Einstellung zum Leben in Verbindung stehen, aber vor allem mit ihrer Spiritualität und ihrer Beziehung zu Gott, die unerläßlich sind, um den Mann und die Frau von morgen heranzubilden. Es ist das wesentliche Bindeglied für die Liebe, den Frieden und eine sichere Zukunft für jede familiäre Gemeinschaft.

Zweifellos gibt es gesellschaftliche Faktoren, die zur Destabilisierung der Familie in den letzten Jahrzehnten beigetragen haben und die im Dokument von Puebla aufgezeigt worden sind: soziale (Strukturen der Ungerechtigkeit), kulturelle (Erziehung und soziale Kommunikationsmittel), politische (Beherrschung und Manipulation), ökonomische (Entlohnung, Arbeitslosigkeit, Mehrfachbeschäftigung) und religiöse (Säkularismus) (Nr. 572). Dabei darf nicht vergessen werden, daß in einigen Regionen eures Landes der Mangel an Wohnraum, Hygiene sowie sanitären und erzieherischen Strukturen dazu beiträgt, die Familie aufzulösen. 

Zu diesen Faktoren kommt das Fehlen sittlicher Werte hinzu, das die Türen öffnet für die Untreue und das Zerbrechen der Ehe. Die zivilen Gesetze, die die Scheidung gefördert haben und das Leben durch die offizielle Einführung der Abtreibung bedrohen, die Kampagnen der Geburtenkontrolle, die, anstatt gemäß den natürlichen Rhythmen der Fruchtbarkeit eine verantwortliche Elternschaft zu fördern, zur Sterilisierung Tausender Frauen geführt haben, vor allem im Nordosten, und die den Gebrauch von Verhütungsmitteln verbreitet haben, zeigen heute ihre dramatischen Auswirkungen. Das Fehlen objektiver Informationen und die geographische Entwurzelung schaden dem sozialen Zusammenleben und sind Ursache für einen Prozeß des Auseinanderbrechens der Familie in ihren wesentlichen Elementen. 

Diese Situation scheint trotz der unbestreitbaren Bemühungen verschiedener pastoraler Initiativen oder religiöser Bewegungen, die danach streben, die christliche Sicht der Familie wieder zur Geltung zu bringen, weiterhin die soziale Wirklichkeit Brasiliens zu prägen. 

4. Ich weiß um euren Einsatz für die Verteidigung und die Förderung dieser Institution, die ihren Ursprung in Gott und in seinem Heilsplan hat (vgl. Familiaris consortio, 49). Heute sind in einigen Bereichen weit verbreitete Strömungen zu beobachten, die darauf ausgerichtet sind, die wahre Natur der Ehe abzuschwächen. Denn in der öffentlichen Meinung und in der zivilen Gesetzgebung fehlt es nicht an Versuchen, die Familie jenen Menschen, die unverheiratet zusammenleben, gleichzustellen oder als Familie auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften anzuerkennen. Diese und andere Anomalien führen uns dazu, mit pastoraler Entschlossenheit die Wahrheit über die Ehe und die Familie zu verkünden. Damit aufzuhören wäre eine schwere pastorale Unterlassung, die die Menschen zum Irrtum verleiten würde, besonders diejenigen, denen die wichtige Verantwortung zukommt, Entscheidungen über das Gemeinwohl der Nation zu fällen.

Deshalb ist es notwendig, eine klare Antwort auf diese Situationen zu geben, vor allem durch eine wirkungsvolle und beständige katechetische und erzieherische Tätigkeit, die es ermöglicht, das christliche Ideal der treuen und unauflöslichen Gemeinschaft der Ehe zu fördern, ein echter Weg der Heiligkeit und der Offenheit für das Leben. In diesem Zusammenhang erinnere ich erneut an die Notwendigkeit, die unveräußerliche Würde der Frau zu achten, um ihre wichtige Rolle zu stärken, sei es im Bereich der Familie, sei es in der Gesellschaft im allgemeinen. Denn es ist traurig, zu beobachten, daß »die Frau leider immer noch Objekt von Diskriminierung ist« (Ecclesia in America, 45), besonders wenn sie zum Opfer sexuellen Mißbrauchs und männlicher Rücksichtslosigkeit wird. Deshalb ist es notwendig, die öffentlichen Institutionen zu sensibilisieren mit dem Ziel, das auf der Ehe basierende Familienleben zu fördern und die Mutterschaft in der Achtung der Würde aller Frauen zu schützen (vgl. ebd.). Darüber hinaus kann man den unersetzlichen Wert der Frau für das Familienleben nie genug hervorheben: Sie ist, nachdem sie einem Kind das Leben geschenkt hat, der ständige Bezugspunkt für das menschliche und geistige Wachstum dieses neuen Lebewesens. Die Liebe der Mutter in der Familie ist ein kostbares Geschenk, ein Schatz, den man für immer im Herzen bewahrt. 

5. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Familie ihre Werte vor sich selbst und vor der Gesellschaft bezeugen muß. Die Aufgaben, zu deren Erfüllung Gott im Laufe der Geschichte einlädt, entstammen demselben ursprünglichen Plan und stellen seine dynamische und existentielle Entwicklung dar. Die Ehegatten müssen die ersten sein, die die Großartigkeit des ehelichen und familiären Lebens bezeugen, das auf der Treue zu den vor Gott eingegangenen Pflichten beruht. Durch das Ehesakrament erhält die menschliche Liebe einen übernatürlichen Wert und befähigt die Ehegatten, an der erlösenden Liebe Christi selbst Anteil zu haben und als lebendiger Bestandteil der Heiligkeit der Kirche zu leben. Diese Liebe übernimmt ihrem Wesen nach die Verantwortung, zur Zeugung von neuen Söhnen und Töchtern Gottes beizutragen. 

Aber, wie kann man lernen, zu lieben und sich großherzig hinzugeben? Nichts bewegt so sehr dazu, zu lieben, wie wenn man sich selbst geliebt weiß, sagt der hl. Thomas. Und es ist insbesondere die Familie als Gemeinschaft von Personen, in der die uneigennützige, selbstlose und großherzige Liebe vorherrscht, jener Ort, an dem man zu lieben lernt. Die gegenseitige Liebe der Eheleute weitet sich aus auf die Liebe zu den Kindern. Denn die Familie ist mehr als jede andere menschliche Realität der Bereich, in dem der Mensch um seiner selbst willen geliebt wird und in dem er lernt, die »aufrichtige Hingabe seiner selbst« zu leben. Die Familie ist also eine Schule der Liebe in dem Maß, in dem sie die ihr eigene Identität bewahrt: die dauernde Liebesgemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau, die auf der Eheschließung gründet und offen für das Leben ist. 

Ich wollte an diese Prinzipien erinnern, verehrte Mitbrüder im Bischofsamt, weil die Familie entstellt wird, wenn die Liebe, die Treue oder die Großherzigkeit gegenüber den Kindern verlorengehen. Und die Folgen lassen nicht lange auf sich warten:für die Erwachsenen ist es die Einsamkeit, für die Kinder die Vernachlässigung, für alle wird das Leben ein ungastliches Territorium. In gewissem Sinn habe ich hieran erinnert, um alle Kräfte der diözesanen Pastoral einzuladen, ohne zu zögern jenen Ehepaaren beizustehen, die sich in Schwierigkeiten befinden, und sie zu ermutigen, ihrer Berufung zum Dienst am Leben und an der vollen Menschlichkeit des Mannes und der Frau, dem Fundament der »Zivilisation der Liebe«, treu zu bleiben. Allen, die die Anforderungen einer solchen Treue fürchten, ruft der Papst zu: Habt keine Angst vor Gefahren! »Es gibt keine schwierige Situation, der man nicht angemessen entgegentreten könnte, wenn man ein konsequentes Klima christlichen Lebens pflegt« (Ansprache an die Vollversammlung des Päpstlichen Rates für die Familie, in: O.R. dt. Nr. 44, 1.11.2002, S. 9,3). Im übrigen ist die Wirksamkeit des Sakramentes der Buße als Weg der Versöhnung mit Gott und mit dem Nächsten unermeßlich größer als das Böse, das in der Welt herrscht. 

6. Im Rahmen der »Kampagne der Brüderlichkeit« im Jahr 1994 habe ich erneut mit einer gewissen Besorgnis auf die Richtung hingewiesen, die die Institution der Familie in eurer Heimat eingeschlagen hat. »Das Klima des Hedonismus«, so habe ich bei dieser Gelegenheit gesagt, »und der religiösen Gleichgültigkeit, die der Grund für den Verfall weiter Teile der Gesellschaft ist, breitet sich in ihrem Inneren aus und ist die Ursache für das Auseinanderbrechen vieler Familien.« 

Daher möchte ich alle, die sich in euren Diözesen der Familienpastoral widmen, dazu einladen, der Verteidigung und Förderung der Einrichtung der Familie einen neuen Impuls zu geben mit einer angemessenen Vorbereitung auf dieses große Sakrament, in bezug »auf Christus und die Kirche«, wie der hl. Paulus sagt (Eph 5, 32). Durch die Lehre der Kirche, die in den Schulklassen, in den Ehevorbereitungskursen, bei Begegnungen mit hierfür geeigneten Ehepaaren oder einem erfahrenen Priester angeboten wird, wird die Eheschließung den Glauben, die Hoffnung und die Liebe der Eheleute stärken angesichts der neuen sozialen und religiösen Situation, die sie zu bewältigen haben. 

Die Gelegenheit ist gleichermaßen günstig für eine Neuevangelisierung der Getauften, wenn diese sich der Kirche nähern, um das Sakrament der Ehe zu erbitten. In diesem Zusammenhang ist dem ersten und dem weiterführenden Unterricht besondere Aufmerksamkeit zu schenken, der, auch wenn er an einigen Orten bedeutungsvolle Schritte unternommen hat, in der entsprechenden Entwicklung des christlichen Lebens der jungen Generationen fehlt. Auf diesem Gebiet müssen die kirchlichen Gemeinschaften eine wichtige Rolle spielen, denn durch diese Tätigkeit erfahren und bezeugen sie die Liebe Gottes und können ein wirksames und tiefes Zeugnis ablegen vor all jenen, die das Verlangen haben, Gott kennenzulernen. Ein pastorales Angebot für die Familie in Krisensituationen setzt als grundlegenden Anspruch die Klarheit in der Lehre über die Geschlechtlichkeit und die Förderung des Lebens voraus, wie sie im Bereich der Moraltheologie wirklich gelehrt wird. Die oft widersprüchlichen, von den Massenmedien verbreiteten Meinungen von Theologen, Priestern und Ordensleuten über die vorehelichen Beziehungen, die Geburtenkontrolle, die Zulassung der Geschiedenen zu den Sakramenten, die Homosexualität, die künstliche Befruchtung, die Abtreibungspraxis und die Euthanasie zeigen den Grad der Unsicherheit und Verwirrung, die das Gewissen vieler Gläubiger verwirren und letztendlich betäuben. 

Als Grund der Krise kann man den Bruch zwischen Anthropologie und Ethik erkennen, der von einem moralischen Relativismus gekennzeichnet ist, demzufolge das menschliche Handeln nicht aufgrund unveränderlicher und objektiver Prinzipien bewertet wird, die dem von Gott geschaffenen Wesen zu eigen sind, sondern entsprechend einer rein subjektiven Überlegung über das, was dem persönlichen Lebensprojekt am besten entspricht. Daher gibt es auch eine Entwicklung im Bereich des Sprachgebrauches, bei der Mord als herbeigeführter Tod, Kindestötung als therapeutische Abtreibung bezeichnet und Ehebruch zu einem außerehelichen Abenteuer wird. Da keine absolute Gewißheit mehr in moralischen Fragen besteht, wird das göttliche Gesetz zu einem unverbindlichen Vorschlag im bunten Angebot der Meinungen, die gerade in Mode sind. 

Zweifellos haben wir Gott zu danken, daß die religiösen Traditionen in den Familien von Minas Gerais, in denen viele Berufungen zum Ordensleben und zum priesterlichen Dienst entstehen, so tief verankert sind. Dennoch ist eine großherzige Anstrengung im weiten Bereich des Familienapostolates durch die Katechese, Verkündigung und persönliche Beratung notwendig, ohne hierbei die anderen Schwerpunkte der pastoralen Arbeit - besonders hinsichtlich der Berufungspastoral sowie der Begleitung und Ausbildung der Priesteramtskandidaten - zu vernachlässigen. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, fördern die Kirchengemeinden in Espiritu Santo das kirchliche Leben ihres Staates. Auch ihnen möchte ich mein Lob und meine Ermutigung für das Werk der Evangelisierung aussprechen, das sie zur Zeit verwirklichen. 

7. Meine Gedanken wenden sich schließlich den Ehenichtigkeitserklärungen zu, die der Prüfung eurer diözesanen Gerichte vorgelegt werden und, wenn es erforderlich ist, der Rota Romana. 

In ihrer Treue zu Christus kann die Kirche nicht aufhören, in überzeugender Weise »die Frohbotschaft von der Endgültigkeit jener ehelichen Liebe einzuprägen, die ihr Fundament und ihre Kraft in Jesus Christus hat (vgl. Eph 5, 25)« (Familiaris consortio, 20). Deshalb »kann es also nicht anders sein, als daß der kirchliche Richter als echter ›sacerdos iuris‹ in der kirchlichen Gemeinschaft dazu berufen ist, ein wahres ›officium caritatis et unitatis‹ auszuüben. In höchstem Maße anspruchsvoll und zugleich von hoher geistlicher Dichte ist also eure Aufgabe, da ihr für jeden Menschen, und noch mehr für die ›Christgläubigen‹, tatsächlich zu Ausübenden einer einzigartigen Diakonie werdet« (Ansprache an die Rota Romana, in: O.R. dt., Nr. 7, 17.1.1998, S. 12, 2). In ihrer Sorge, die Prozeßnormen authentisch anzuwenden, steht nicht nur die Glaubwürdigkeit des offenbarten Glaubens auf dem Spiel, sondern auch der Frieden der Gewissen. In einigen eurer Diözesen hat man organisatorische Anstrengungen im Bereich der kirchlichen Gerichte unternommen, indem man die interdiözesanen Gerichte verstärkt hat. Ich wünsche, daß in diesem schwierigen interdisziplinären Prozeß die Treue zur offenbarten Wahrheit über die Ehe und die Familie, die in authentischer Weise vom Lehramt der Kirche ausgelegt wird, stets der Bezugspunkt bleibt und einen echten Ansporn für eine grundlegende Erneuerung dieses Bereichs des kirchlichen Lebens bildet.  

8. Die Heilige Familie, Ikone und Vorbild jeder menschlichen Familie, stehe einem jeden von euch bei, im Geist von Nazaret zu handeln. Deshalb, liebe Brüder im Bischofsamt, übermittelt den Gläubigen, die euch anvertraut sind, folgende ermutigenden Worte: »Wie er in Kana in Galiläa als Bräutigam unter den Brautleuten anwesend war, die sich einander für das ganze Leben anvertrauen, so ist der Gute Hirte heute bei euch als Grund der Hoffnung, als Kraft der Herzen, als Quelle immer neuer Begeisterung und als Zeichen für den Sieg der ›Zivilisation der Liebe‹. Jesus, der Gute Hirte wiederholt für uns: Fürchtet euch nicht. Ich bin bei euch. ›Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt‹ (Mt 28, 20)« (Brief an die Familien, 18). Diese Gewißheit helfe den Eheleuten und allen, die ihnen beistehen, die Lehre der Kirche über die Ehe zu verstehen und in die Praxis umzusetzen. Davon sei auch euer Bischofsamt geprägt, von dieser Gewißheit, in der ich euch durch den Apostolischen Segen bestärke, den ich euch gerne erteile und auf jede eurer Diözesen ausweite. 

Aus dem Vatikan, 16. November 2002

 



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