EVANGELII GAUDIUM - page 18

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in das Alltagsleben der anderen, verkürzt die Distanzen, erniedrigt sich
nötigenfalls bis zur Demütigung und nimmt das menschliche Leben an,
indem sie im Volk mit dem leidenden Leib Christi in Berührung kommt. So
haben die Evangelisierenden den „Geruch der Schafe“, und diese hören auf
ihre Stimme. Die evangelisierende Gemeinde stellt sich also darauf ein, zu
„begleiten“. Sie begleitet die Menschheit in all ihren Vorgängen, so hart und
langwierig sie auch sein mögen. Sie kennt das lange Warten und die
apostolische Ausdauer. Die Evangelisierung hat viel Geduld und vermeidet,
die Grenzen nicht zu berücksichtigen. In der Treue zur Gabe des Herrn
weiß sie auch „Frucht zu bringen“. Die evangelisierende Gemeinde achtet
immer auf die Früchte, denn der Herr will, dass sie fruchtbar ist. Sie
nimmt sich des Weizens an und verliert aufgrund des Unkrauts nicht ihren
Frieden. Wenn der Sämann inmitten des Weizens das Unkraut aufkeimen
sieht, reagiert er nicht mit Gejammer und Panik. Er findet den Weg, um
dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes in einer konkreten Situation Gestalt
annimmt und Früchte neuen Lebens trägt, auch wenn diese scheinbar
unvollkommen und unvollendet sind. Der Jünger weiß sein ganzes Leben
hinzugeben und es als Zeugnis für Jesus Christus aufs Spiel zu setzen bis
hin zum Martyrium, doch sein Traum ist nicht, Feinde gegen sich
anzusammeln, sondern vielmehr, dass das Wort Gottes aufgenommen
werde und seine befreiende und erneuernde Kraft offenbare. Und
schließlich versteht die fröhliche evangelisierende Gemeinde immer zu
„feiern“. Jeden kleinen Sieg, jeden Schritt vorwärts in der Evangelisierung
preist und feiert sie. Die freudige Evangelisierung wird zur Schönheit in der
Liturgie inmitten der täglichen Anforderung, das Gute zu fördern. Die
Kirche evangelisiert und evangelisiert sich selber mit der Schönheit der
Liturgie, die auch Feier der missionarischen Tätigkeit und Quelle eines
erneuerten Impulses zur Selbsthingabe ist.
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