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anderen erkennt und aus sich selbst herausgeht, um das Wohl aller zu
suchen. Diese Einladung darf unter keinen Umständen verdunkelt werden!
Alle Tugenden stehen im Dienst dieser Antwort der Liebe. Wenn diese
Einladung nicht stark und anziehend leuchtet, riskiert das moralische
Gebäude der Kirche, ein Kartenhaus zu werden, und das ist unsere
schlimmste Gefahr. Denn dann wird es nicht eigentlich das Evangelium
sein, was verkündet wird, sondern einige lehrmäÃige oder moralische
Schwerpunkte, die aus bestimmten theologischen Optionen hervorgehen.
Die Botschaft läuft Gefahr, ihre Frische zu verlieren und nicht mehr âden
Duft des Evangeliumsâ zu haben.
4. Die Mission, die in den menschlichen Begrenzungen Gestalt
annimmt
40. Die Kirche, die eine missionarische Jüngerin ist, muss in ihrer
Interpretation des offenbarten Wortes und in ihrem Verständnis der
Wahrheit wachsen. Die Aufgabe der Exegeten und der Theologen trägt dazu
bei, dass » das Urteil der Kirche reift «.
Auf andere Weise tun dies auch
die anderen Wissenschaften. In Bezug auf die Sozialwissenschaften, zum
Beispiel, hat Johannes Paul II. gesagt, dass die Kirche ihren Beiträgen
Achtung schenkt, » um daraus konkrete Hinweise zu gewinnen, die ihr
helfen, ihre Aufgabe des Lehramtes zu vollziehen «
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Z
WEITES
V
ATIKANISCHES
K
ONZIL
, Dogm. Konst.
Dei Verbum
über die göttliche Offenbarung, 12.
AuÃerdem gibt es
innerhalb der Kirche unzählige Fragen, über die mit groÃer Freiheit
geforscht und nachgedacht wird. Die verschiedenen Richtungen des
philosophischen, theologischen und pastoralen Denkens können, wenn sie
sich vom Geist in der gegenseitigen Achtung und Liebe in Einklang bringen
lassen, zur Entfaltung der Kirche beitragen, weil sie helfen, den äuÃerst
reichen Schatz des Wortes besser deutlich zu machen. Denjenigen, die sich
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Motu proprio
Socialium Scientiarum
(1. Januar 1994):
AAS
86 (1994), 209.