EVANGELII GAUDIUM - page 37

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im Zeitalter des Wissens und der Information, einer Quelle neuer Formen
einer sehr oft anonymen Macht.
Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung
53. Ebenso wie das Gebot „du sollst nicht töten“ eine deutliche Grenze
setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute
ein „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der
Einkommen“ sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein
Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu
leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse
Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren,
dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die
Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach
den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren
ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. Als Folge dieser
Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und
an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der
Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen
und dann wegwerfen kann. Wir haben die „Wegwerfkultur“ eingeführt, die
sogar gefördert wird. Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der
Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der
Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt,
an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der
Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man
steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht „Ausgebeutete“, sondern
Müll, „Abfall“.
54. In diesem Zusammenhang verteidigen einige noch die „Überlauf“-
Theorien (
trickle-down Theorie
), die davon ausgehen, dass jedes vom freien
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