EVANGELII GAUDIUM - page 42

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die armen Länder mit ungebührlichen Verallgemeinerungen der eigenen
Übel zu beschuldigen und sich einzubilden, die Lösung in einer
„Erziehung“ zu finden, die sie beruhigt und in gezähmte, harmlose Wesen
verwandelt. Das wird noch anstößiger, wenn die Ausgeschlossenen jenen
gesellschaftlichen Krebs wachsen sehen, der die in vielen Ländern – in den
Regierungen, im Unternehmertum und in den Institutionen – tief
verwurzelte Korruption ist, unabhängig von der politischen Ideologie der
Regierenden.
Einige kulturelle Herausforderungen
61. Wir evangelisieren auch dann, wenn wir versuchen, uns den
verschiedenen Herausforderungen zu stellen, die auftauchen können.
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Manchmal zeigen sie sich in echten Angriffen auf die Religionsfreiheit oder
in neuen Situationen der Christenverfolgung, die in einigen Ländern
allarmierende Stufen des Hasses und der Gewalt erreicht haben. An vielen
Orten handelt es sich eher um eine verbreitete relativistische
Gleichgültigkeit, verbunden mit der Ernüchterung und der Krise der
Ideologien, die als Reaktion auf alles, was totalitär erscheint, eingetreten
ist. Das schadet nicht nur der Kirche, sondern dem Gesellschaftsleben
allgemein. Geben wir zu, dass in einer Kultur, in der jeder Träger einer
eigenen subjektiven Wahrheit sein will, die Bürger schwerlich das
Verlangen haben, sich an einem gemeinsamen Projekt zu beteiligen, das
die persönlichen Interessen und Wünsche übersteigt.
62. In der herrschenden Kultur ist der erste Platz besetzt von dem, was
äußerlich, unmittelbar, sichtbar, schnell, oberflächlich und provisorisch
ist. Das Wirkliche macht dem Anschein Platz. In vielen Ländern hat die
Globalisierung mit der Invasion von Tendenzen aus anderen, wirtschaftlich
56
Vgl.
Propositio
13.
1...,32,33,34,35,36,37,38,39,40,41 43,44,45,46,47,48,49,50,51,52,...185
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