EVANGELII GAUDIUM - page 33

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Grund geschlossen werden. Das gilt vor allem, wenn es sich um jenes
Sakrament handelt, das „die Tür“ ist: die Taufe. Die Eucharistie ist, obwohl
sie die Fülle des sakramentalen Lebens darstellt, nicht eine Belohnung für
die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung
für die Schwachen
.
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Diese Überzeugungen haben auch pastorale
Konsequenzen, und wir sind berufen, sie mit Besonnenheit und Wagemut
in Betracht zu ziehen. Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade
und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist
das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.
48. Wenn die gesamte Kirche diese missionarische Dynamik annimmt,
muss sie alle erreichen, ohne Ausnahmen. Doch wen müsste sie
bevorzugen? Wenn einer das Evangelium liest, findet er eine ganz klare
Ausrichtung: nicht so sehr die reichen Freunde und Nachbarn, sondern vor
allem die Armen und die Kranken, diejenigen, die häufig verachtet und
vergessen werden, die » es dir nicht vergelten können « (
Lk
14,14). Es
dürfen weder Zweifel bleiben, noch halten Erklärungen stand, die diese so
klare Botschaft schwächen könnten. Heute und immer gilt: » Die Armen
sind die ersten Adressaten des Evangeliums
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, und die unentgeltlich an
sie gerichtete Evangelisierung ist ein Zeichen des Reiches, das zu bringen
Jesus gekommen ist. Ohne Umschweife ist zu sagen, dass – wie die
Bischöfe Nordost-Indiens lehren – ein untrennbares Band zwischen
unserem Glauben und den Armen besteht. Lassen wir die Armen nie allein!
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Vgl. A
MBROSIUS
,
De Sacramentis
, IV, 6, 28:
PL
16, 464: » Ich muss ihn immer empfangen, damit
er immer meine Sünden vergibt. Wenn ich ständig sündige, muss ich immer ein
Heilmittel
haben «;
ebd.
, IV, 5, 24:
PL
16, 463: » Wer das Manna aß, starb; wer von diesem Leib isst, wird die
Vergebung seiner Sünden erhalten. « C
YRILL VON
A
LEXANDRIEN
,
In Joh. Evang.
IV, 2:
PG
73, 584-
585: » Ich habe mich geprüft und erkannt, dass ich unwürdig bin. Denen, die so reden, sage ich:
Und wann werdet ihr würdig sein? Wann werdet ihr also vor Christus erscheinen? Und wenn eure
Sünden euch hindern, näherzukommen, und wenn ihr niemals aufhört zu fallen –
wer bemerkt
seine eigenen Fehler
, sagt der Psalm – werdet ihr schließlich nicht teilhaben an der Heiligung, die
Leben schenkt für die Ewigkeit? «
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B
ENEDIKT
XVI.,
Ansprache anlässlich der Begegnung mit den brasilianischen Bischöfen in der
Kathedrale von São Paulo, Brasilien
(11. Mai 2007), 3:
AAS
99 (2007), 428.
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