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PÄPSTLICHES KOMITEE
FÜR DIE EUCHARISTISCHEN WELTKONGRESSE

 

Die Eucharistie:
Communio mit Christus und untereinander

 

Theologische und pastorale Überlegungen zur Vorbereitung auf den
50. Eucharistischen Weltkongress

 

Dublin, Irland
10. bis 17. Juni 2012

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

Erster Teil:
Eine goldene Gelegenheit

 

I. Einleitung

       a)  Der fünfzigste Eucharistische Weltkongress
       b)  Was bedeutet „Communio“?
       c)  Die Dringlichkeit des Themas
       d)  Die Eucharistie in Irland
       e)  Schwestern und Brüder in Christus
       f)   Ein Eucharistischer Kongress für alle

II. Gemeinsam auf dem Weg zum Eucharistischen Kongress 2012

       a)  Zur Förderung der Communio-Ekklesiologie und Communio-Spiritualität
       b)  Evangelisierung
       c)  Eine wegweisende Erzählung: Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus

 

Zweiter Teil:
Die Teile der Meßfeier, ein Leitfaden für das Kongressthema

III.  Die Eröffnungsriten: Communio mit Christus in unserem Nächsten
       a)  Der gekreuzigte und auferstandene Christus ruft uns zusammen
       b)  Bußakt und Tagesgebet – In Solidarität miteinander

 

IV.  Die Liturgie des Wortes: Communio mit Christus im Wort

       a)  Der zweifache Tisch des Wortes und des Lebensbrotes
       b)  In der Kraft des Geistes macht uns das Wort christusförmig und untereinander eins
       c)  Die Homilie, das Glaubensbekenntnis und das Gebet der Gläubigen

 

V. Die eucharistische Liturgie: Communio mit Christus in der Eucharistie

       a)  In Entsprechung zum Letzten Abendmahl
       b)  Die Gabenbereitung: Zeichen der Liebe, der Danksagung und der Communio
       c)  Das Eucharistische Hochgebet: Gemeinschaftlicher Akt der Danksagung an den Vater


            (1) Epiklese: Zur Einheit zusammengeführt durch den Heiligen Geist
            (2) Anamnese: Ein gemeinschaftliches Gedenken
            (3) Wandlung: Jesus Christus ist wirklich, wahrhaft und wesenhaft gegenwärtig,
                  er verwandelt unsere Gemeinschaft
            (4) Opfermahl: Wir haben teil an der Opferhingabe Christi

 

VI.  Die Kommunionriten: Wir sagen „Amen“ zu dem, was wir sind

       a)  Wir empfangen die heilige Kommunion
       b)  Die Eucharistie macht uns eins
       c)  Geistliche Kommunion

 

VII.  Die Abschlussriten: Wir sind eins, auf dass alle eins seien

       a)  Die Entlassung
       b)  Von der Fußwaschung Jesu lernen

 

VIII. Schlusswort

 

 

Erster Teil:
Eine goldene Gelegenheit

 

I. Einleitung

a) Der fünfzigste Eucharistische Weltkongress

1. Im Juni 2012 wird in Dublin (Irland) der fünfzigste Eucharistische Weltkongress stattfinden. Es ist ein glücklicher Zufall, dass wir im Jahr 2012 außerdem den fünfzigsten Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils begehen. Das Leitwort des Eucharistischen Kongresses in Dublin „Die Eucharistie – Communio mit Christus und untereinander“ greift den Gedanken der Communio auf, der in der Vision des Konzils einen so zentralen Platz einnimmt.

2. Das Zweite Vatikanische Konzil kann man als ein pfingstliches Ereignis beschreiben. Es bleibt ein sicherer Kompass, nach dem die Kirche auch heute ihren Kurs ausrichten kann. In einer Zeit, in der die Menschheit in eine neue Epoche ihrer Geschichte eingetreten ist mit neuen, rasch aufeinander folgenden und tiefgreifenden Veränderungen[1], war es ein vorrangiges Anliegen des Konzils bei all seinen Beratungen, wie die Kirche Jesus Christus so verkünden kann, dass die Menschen unserer Zeit ihn lebendig sehen und hören und ihm begegnen können. Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage hat das Konzil, vom Heiligen Geist geleitet, eine Communio-Ekklesiologie entwickelt. Es ist deshalb höchst angemessen, dass der Eucharistische Kongress, der in diesem goldenen Jubiläumsjahr nach der Eröffnung des Konzils stattfindet, sich dem Thema der Communio widmet.

3. Der Kongress bietet uns so eine goldene Gelegenheit zu überdenken, inwieweit diese Communio-Reform des Konzils bisher verwirklicht wurde, und zwar sowohl innerkirchlich als auch in der Begegnung der Kirche mit allen Menschen, die zusammen mit uns auf den Pfaden der Geschichte unterwegs sind. Der Communio-Gedanke steht tatsächlich in enger Beziehung zur Evangelisierung, das heißt zur Verkündigung der Frohen Botschaft von Jesus Christus, der unter uns gegenwärtig bleiben will mit seiner Freude, seiner Freiheit, seiner Liebe und seinem Frieden. Die zahlreichen Schwestern und Brüder im Glauben, die aus Asien und Afrika, aus den beiden Amerikas, aus Ozeanien und auch aus Europa nach Dublin kommen werden, bringen bei all ihren Verschiedenheiten die Einheit und Gemeinschaft der Kirche zum Ausdruck und werden so unsere Beschäftigung mit diesem Kongressthema bereichern.

4. Es ist achtzig Jahre her, seit zuletzt ein Eucharistischer Weltkongress in Irland stattgefunden hat. Damals war der Anlass die 1500-Jahrfeier seit der Ankunft des heiligen Patrick auf der irischen Insel und der Verbreitung der Liebe zur Eucharistie durch die irischen Missionare. Dieser Kongress 1932 war in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Obwohl er aus heutiger Sicht einen Hauch von Triumphalismus zeigte, hat er doch wesentlich dazu beigetragen, die Wunden des Bürgerkriegs zu heilen, der Irland wenige Jahre vorher zerrissen hatte[2]. Es hat sich allerdings auch herausgestellt, dass die enthusiastische Mischung aus katholischem Überschwang und nationalem Stolz bei diesem Kongress langfristig nicht ohne negative Auswirkungen geblieben ist. Irland hat in der Zwischenzeit viele Umwälzungen erlebt. Der heutige Kontext unterscheidet sich erheblich vom damaligen. Ebenso haben sich über die Jahre hin auch die Eucharistischen Kongresse in ihrem Charakter, ihrer Zielsetzung und ihren Ergebnissen gewandelt. Neuerdings sind Eucharistische Weltkongresse so etwas wie ein Glaubensfest, das aus Vorträgen, Gottesdiensten, Konzerten, Arbeitsgruppen und Ausstellungen besteht. Der Kongress 2012 wird also ganz anders aussehen als der vor achtzig Jahren.

5. Die gegenwärtige Situation in Irland im Hinblick auf den Eucharistischen Kongress ist gekennzeichnet von Licht und von Schatten. Wenn wir auf den Felsen des Glaubens blicken, aus dem irische Frauen, Männer und Kinder der Kirche gehauen sind (vgl. Jes 51,1), können wir auf der einen Seite immer noch Gott danken für die großherzigen, ja oft heldenhaften Leistungen, die Iren für die Kirche und für die Menschheit erbracht haben[3]. In jüngster Zeit war der Friedensprozess in Nordirland, bei dem auch die Kirchen mitgewirkt haben, eine Erfolgsgeschichte. Im Vergleich zu 1932 kann Irland, trotz der gegenwärtigen Finanzprobleme, mit Genugtuung auf einen enormen sozio-ökonomischen Fortschritt auf der Insel blicken. Andererseits muss man am Beginn dieser theologischen und pastoralen Ausführungen zugeben, dass die katholische Kirche in Irland sich zurzeit auf einem Weg der Läuterung und Erneuerung befindet und der Wiedergutmachung für den Missbrauch, den vor allem Priester und Ordensleute an Kindern und jungen Menschen verübt haben. Wie die Jünger auf dem Weg nach Emmaus fühlen sich die irischen Katholiken in vieler Hinsicht verunsichert durch das, was da in ihrer Kirche geschehen ist. Der Schrei der Opfer und Überlebenden des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker durchbohrt Himmel und Erde und fordert radikale Zeichen der Umkehr.

6. Der Kongress im Jahr 2012 kann als ein „kairós“ im biblischen Sinn des Wortes betrachtet werden, das heißt als eine günstige und außergewöhnliche Zeit, in der durch das Eingreifen Gottes etwas Besonderes geschehen kann. Es ist eine Gelegenheit für die Kirche in Irland und für die Weltkirche, neu auf das zu hören, was der Heilige Geist durch das Zweite Vatikanische Konzil der Kirche gesagt hat und sagt. In der Tat ist der Kongress eine gottgegebene Chance für Menschen, in der Gemeinschaft mit Christus und untereinander zusammenzukommen, um „die Wunden am Leib Christi zu betrachten“ und „an die manchmal schmerzhaften Heilmittel [zu denken], die erforderlich sind, um diese Wunden zu versorgen und zu heilen, und ebenfalls an die notwendige Einheit, Liebe und gegenseitige Unterstützung in einem langwierigen Prozess der Wiederherstellung und kirchlichen Erneuerung“[4]. Der Kongress kann auch so etwas wie eine „Statio“ sein, das heißt ein Innehalten in Hingabe und Gebet auf dem Weg der Kirche, eine „Statio“, zu der die Kirche von Irland die Kirche der ganzen Welt einlädt. So wird dieser Kongress zu einem herausragenden Moment auf dem Pilgerweg der Kirche, da sie eingeladen wird, im Sinne des Kongressthemas diesen besonderen Aspekt der Eucharistie, die Communio mit Christus und untereinander, zu betrachten. Das werden wir tun, indem wir Gottesdienste feiern, in aller Öffentlichkeit und geeint durch das Band der Liebe. Dadurch dass der Kongress Pilger aus allen Teilen der Welt zusammenführt, wird er für die Welt zu einem authentischen Zeichen der Communio im Glauben und in der Liebe werden.

b) Was bedeutet „Communio“?

7. Am Beginn dieses Dokuments müssen wir zunächst klären, was mit dem Begriff „Communio“ gemeint ist. Wir Katholiken kennen den Begriff „Kommunion“; wir sagen „zur Kommunion gehen“ bzw. „die Kommunion empfangen“. Der theologische Begriff „Communio“ (im Sinne des griechischen Wortes „koinonia“ im Neuen Testament) hat jedoch eine umfassendere und weiter reichende Bedeutung.

8. Jesus verkündete das Reich Gottes. Er bezog das Wort des Propheten Jesaja auf sich: Der Herr „hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze.“ (Lk 4,18 vgl. 4,21)  Durch seine Worte und Taten schuf Jesus eine messianische Gemeinschaft von Jüngern, die die Erfahrung machten, dass dieses Reich Gottes in Jesus selbst zu ihnen gekommen war. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft waren auf eine neue Weise untereinander verbunden, in einer Beziehung, die von Liebe, von Freiheit und Wahrheit, von Gleichheit und Gegenseitigkeit gekennzeichnet war. Wer mit der Leitung betraut war, sollte seine Verantwortung durch Dienen ausüben. Das vierte Evangelium überliefert uns, dass Jesus am Abend vor seinem Tod das Gebet sprach, in dem seine ganze Sendung zusammengefasst ist: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ (Joh 17,21)
Das ist es, was diese neue Gemeinschaft ausmacht, Teilhabe am Leben Gottes, nichts weniger als das.

9. Durch seinen Tod am Kreuz schien die messianische Sendung Jesu katastrophal gescheitert zu sein. Und doch war das nicht das Ende der Geschichte. Der auferstandene Christus besiegte den Tod. Wo die Sünde herrschte mit ihrem Dunkel, ihrer Spaltung und ihrem Grauen, da wurde die Gnade übermächtig mit ihrem Licht, ihrer Gemeinschaft und ihrer Freiheit (vgl. Röm 5,17-21). Der gekreuzigte und auferstandene Christus führte seine Gemeinschaft ganz neu zusammen. Die Bindungen, die sie zusammenhielten, vertieften sich. Er lebte und baute seine Gemeinschaft auf durch die Verkündigung des Evangeliums, durch die Feier der Sakramente, besonders der Eucharistie, durch den Dienst derer, die mit Gemeindeaufgaben betraut waren, und durch die Liebe der Glieder der Kirche untereinander: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.“ (Apg 2,42)  Es war genau so wie zu der Zeit, als Jesus noch unter ihnen weilte, ja es war noch stärker, die Jünger Christi waren nicht allein gelassen. Sie waren vereint in der Gemeinschaft mit Jesus Christus und untereinander durch die Bande der Einheit und besonders durch die Eucharistie.

10. Der Apostel Paulus hebt im Ersten Korintherbrief die Bedeutung der Eucharistie als Gegenwart, Gemeinschaftsmahl und Opfer hervor (vgl. 1 Kor 10,16-22). Er schreibt dies an eine Gemeinde, in der es viele Gaben und Dienste, aber auch ernsthafte Spaltungen gab. Der heilige Paulus wollte ihnen deutlich machen, dass wir durch Eucharistie zu einer Gemeinschaft verbunden sind. Er schreibt: „Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot.“ (1 Kor 10,16-17)  Für „Teilhabe“ verwendet Paulus das Wort koinonia = communio. Durch den Empfang der Eucharistie werden die vielen Glieder der Gemeinde eins, das heißt, sie haben auf eine so tiefe Weise teil am Leib und Blut Christi, dass sie zusammen der Leib Christi werden. Es ist also Jesus Christus selbst, der die unterschiedlichen Gaben und Dienste auf die Einheit ausrichtet. Wir gehören nicht zu Christus wie Mitglieder einer sozialen Gruppe oder einer Vereinigung, nein, durch die Eucharistie stehen wir in einer tiefen, personalen Verbindung mit dem auferstandenen Christus und durch ihn miteinander.

11. Der Apostel Paulus spürt, dass er der Gemeinde in Korinth vom Evangelium her ganz neu verkünden muss, was Communio bedeutet. So überliefert er uns einen sehr alten Bericht des Letzten Abendmahls (1 Kor 11,17-33), und er unterstreicht damit, dass wir im Paschamysterium, das beim Letzten Abendmahl sakramental vorweggenommen wurde, den genetischen Code für die Einheit, das heißt die Communio der Kirche, finden. Es war ja die Selbsthingabe Jesu in seinem Leiden und Tod, die die Menschheit erlöst hat, und Erlösung bedeutet Einheit mit Christus und untereinander. Die Eucharistie befähigt uns und lädt uns ein, diese Einheit im Leben zu verwirklichen. Daraus folgt Versöhnungsbereitschaft, Toleranz und der Einsatz füreinander:

Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt… Wenn ihr also zum Mahl zusammenkommt, meine Brüder, wartet aufeinander! (1 Kor 23-29.33)

12. Nach der Überzeugung des heiligen Paulus hat die Eucharistie uns und unsere Beziehung zueinander grundlegend verändert, sodass er entsetzt war, als er von der Gleichgültigkeit erfuhr, die unter den Korinthern herrschte, von ihrer Benachteiligung der Armen und ihrem Mangel an gegenseitiger Liebe. Er, der die Korinthische Gemeinde gegründet hatte, ging sogar so weit zu sagen, sie hätten sich selbst verurteilt, weil sie in ihrem Leben dem widersprächen, was sie in der Feier der Eucharistie verkündeten. Die Eucharistie ist keine moralische Pflicht; sie ist zu allererst eine Verwandlung, die Jesus Christus bewirkt. Es ist unsere Würde, in eine Gemeinschaft, eine Communio in Christus, gerufen zu sein und dies in unserem Leben zu bezeugen.

13. Wie wir am Beginn dieses Dokuments erwähnten, hat das Zweite Vatikanische Konzil unsere Aufmerksamkeit neu auf die Bedeutung der Gemeinschaft in Christus, der Communio, gelenkt. Diese Communio derer, die an Christus glauben, gründet in der Teilhabe an heiligen Gaben. Es ist die Teilhabe am Glauben, die Teilhabe an den Sakramenten, die Teilhabe an den Charismen und vor allem die Teilhabe an der Liebe. Die Communio drängt dazu, mit anderen zu teilen, und zwar sowohl geistliche als auch materielle Güter. Und sie ist nicht begrenzt auf jene, die mit uns auf dieser Erde leben, sie erstreckt sich auch auf jene, die uns vorangegangen sind, und ganz besonders auf die Heiligen.

14. Die Communio war auch Thema im Dialog zwischen den Kirchen. Die Anglikanisch/Römisch-Katholische Internationale Kommission (ARCIC) hat den Begriff der Communio folgendermaßen umschrieben:

Einheit mit Gott in Christus Jesus durch den Geist ist das Herz der christlichen koinonia. Der Ausdruck koinonia wird in verschiedenen neutestamentlichen Zusammenhängen unterschiedlich verwandt; wir konzentrieren uns auf seine Verwendung zur Bezeichnung einer Beziehung zwischen Personen, die sich aus ihrer Teilhabe an ein und derselben Wirklichkeit ergibt (vgl. 1 Joh 1,3). Der Sohn Gottes hat unsere menschliche Natur angenommen und uns seinen Geist gesandt; dieser macht uns auf solch wahrhafte Weise zu Gliedern des Leibes Christi, dass auch wir Gott anrufen können als „Abba, Vater“ (Röm 8,15; Gal 4,6). Indem wir ferner teilhaben an demselben Heiligen Geist, durch den wir Glieder desselben Leibes Christi werden und angenommene Kinder desselben Vaters, sind wir auch miteinander in einer vollkommen neuen Beziehung verbunden. Koinonia miteinander folgt aus unserer koinonia mit Gott in Christus. Dies ist das Geheimnis der Kirche... Durch die Eucharistie werden alle Getauften in Gemeinschaft gebracht mit der Quelle der koinonia. Er ist der Eine, der die Mauern, die die Menschheit trennten, niedergerissen hat (Eph 2,14); er ist der Eine, der gestorben ist, um alle Kinder Gottes, seines Vaters, zur Einheit zu versammeln (vgl. Joh 11,52; 17,20 ff.).[5]

15. Das Leben in der Communio hat für uns schon hier auf Erden in der oben beschriebenen Weise begonnen, aber es wird erst zur Vollendung gelangen, wenn der neue Himmel und die neue Erde verwirklicht sind, die Jesus Christus verheißen hat. Die Eucharistie ist ein Vorgeschmack dieses neuen Himmels und dieser neuen Erde, wo das Leben in der Communio ohne Ende sein wird. Die Heilige Schrift schließt mit dem Ruf: Amen. Komm, Herr Jesus! (Offb 22,20). Die Eucharistie möchte uns als Communio-Gemeinschaft auf diese Zukunft hin ausrichten, nicht als Drohung, sondern als Einladung. In einer Welt, die sich nur allzu leicht ausschließlich mit der Gegenwart beschäftigt, lädt die Eucharistie uns ein, unser Herz zu öffnen für die von Gott verheißene Zukunft. In der Eucharistie nehmen wir diese Zukunft in Worten und Handlungen vorweg, sodass die künftige Communio jetzt schon in die Gegenwart hereinleuchtet und wir einen lebendigen Vorgeschmack dessen haben, was wir einmal sein werden.

c) Die Dringlichkeit des Themas

16. Das Thema Communio spricht uns in unserer Identität und unserer Sendung ganz besonders an in einer Zeit, die von tiefgreifenden Veränderungen in den Formen der Kommunikation und der menschlichen Beziehungen geprägt ist. Je mehr die traditionellen zwischenmenschlichen Netzwerke und sozialen Bindungen sich auflösen, umso dringender ist es, neue Beziehungsmodelle auf regionaler, nationaler und globaler Ebene zu finden. So muss auch die Kirche sich fragen, wie sie ihr eigenes Gemeindeleben gestaltet.

17. Nach dem Plan Gottes soll die Kirche ein Zeichen und Werkzeug der Vereinigung der Menschen mit Gott und untereinander sein[6]. So sagt der frühchristliche Kirchenschriftsteller Tertullian: „Ein Christ allein ist kein Christ.“ In der Eucharistie entschlüsseln wir den genetischen Code der Communio, die zutiefst die Identität der Kirche ausmacht. Indem wir darüber nachdenken, was die eucharistische Communio bedeutet, stellen wir fest, wie sehr die Zerrissenheit des Leibes Christi die Sendung der Kirche, das Evangelium zu verkünden, herausfordert. Die Kirche braucht ja nicht zu hoffen, dass ihre Stimme von der Gesellschaft gehört wird, wenn ihr eigenes Versagen auf dem Gebiet der Einheit so offenkundig und für viele ein Ärgernis ist, zum Beispiel Formen der Sektiererei, des Machtmissbrauchs, des Institutionenkults und der Befangenheit in Vorurteilen. Dies alles fordert von uns ständige Achtsamkeit für das, was Communio mit Christus und untereinander in allen Lebensbereichen bedeutet. Vor allem müssen wir neue Wege finden, das Leben der Communio weiter zu geben an die jungen Menschen in der westlichen Welt, wo vielfach sogar die Plausibilität des Glaubens geleugnet wird. Mehr als je zuvor stehen wir vor der Herausforderung, „die Kirche zum Haus und zur Schule der Gemeinschaft“ zu machen, und zwar auch in Bezug auf die Reform kirchlicher Institutionen.[7] Wir sollen eins sein, damit die Welt glaubt (vgl. Joh 17,21).

d) Die Eucharistie in Irland

Das Zweite Vatikanische Konzil beschreibt die Eucharistie als „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“[8] und sagt von ihr aus, dass sie „das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle“[9] enthält. Seit der Zeit des heiligen Patrick haben die Iren die Eucharistie hoch geschätzt. Sie haben die Eucharistie in kleinen Insel-Kapellen, in Mönchsgemeinden und in Kathedralen gefeiert und später, in Zeiten der Verfolgung, auch auf Mess-Felsen. Zahlreiche literarische Schätze erinnern uns an das Erbe ihrer Liebe zur Eucharistie.[10]  Der älteste lateinische eucharistische Hymnus ist der Hymnus Sancti venite im Antiphonar von Bangor aus dem siebten Jahrhundert.[11]  Im berühmten Book of Kells findet sich eine reiche eucharistische Bildwelt. In der jüngeren irischen Geschichte enthält die Darstellung der Marienerscheinung von Knock ein eucharistisches Motiv.[12]  Der schon erwähnte Eucharistische Kongress von 1932 und auch der Papstbesuch von 1979 geben Zeugnis von der großen Hochschätzung der Iren für die Eucharistie. Die heilige Messe war von zentraler Bedeutung für die Tausenden von irischen Missionaren, die den Glauben nach Afrika, Asien und Amerika gebracht haben, wie auch für viele irische Auswanderer in zahlreichen Teilen der Welt. Auch heute noch ist der Prozentsatz der sonntäglichen Messbesucher in Irland einer der höchsten in Europa. Auch die Zahl derer, die täglich an der Messe teilnehmen, ist beachtlich. Eucharistische Anbetung ist weit verbreitet. Der Brauch, die Messe für jemand aufzuopfern wird nach wie vor gepflegt. In neuerer Zeit wurden die eucharistischen Gottesdienste in Irland bereichert durch die Anwesenheit von Migranten.

19. Die Hochschätzung, die die Iren der Eucharistie entgegenbringen, ist ein Geschenk des Heiligen Geistes. Entfernt war sie vielleicht vorbereitet worden von ihren Vorfahren, die – wie auch andere Völker – mächtige Zeichen ihrer Suche nach dem Absoluten hinterlassen haben. So bringt zum Beispiel die Anlage des steinzeitlichen Monuments von Newgrange im Tal des Boyne (erbaut ungefähr um 3200 v. Chr.) das Verlangen des Volkes zum Ausdruck, sich auf das einzustimmen, was für sie das einzig Unvergängliche war, die jährliche Erneuerung der Erde durch die Sonne. Was in Newgrange jedes Jahr zur Wintersonnenwende gefeiert wurde, war in einem gewissen Sinn auf kosmischer Ebene eine – vielleicht vom Heiligen Geist eingegebene – Intuition des christlichen Paschamysteriums, das von Versöhnung, Frieden, Einheit mit Gott und untereinander spricht. Als die Iren dem Evangelium Jesu Christi begegneten, entdeckten sie die Eucharistie als den großen und wahren Schatz, der uns mit dem unvergänglichen Gott und miteinander in Christus vereint, der das Alpha und das Omega der menschlichen Geschichte ist (vgl. Offb. 1,8).

20. In neuerer Zeit hat sich allerdings in ihren Einstellungen zur Messfeier einiges geändert. Viele sagen heute, die Messe sei für sie nicht Leben spendend und habe kaum etwas mit ihrem Leben zu tun. Sie sei langweilig. Sie vermissten das Geheimnisvolle in ihr. Viele suchen geistliche Erfüllung außerhalb der eucharistischen Gemeinschaft einer Kirche. Die überdurchschnittliche Abwesenheit junger Menschen in unseren Messfeiern ist Grund zu ernster Sorge. Mit dem Rückgang der Priesterberufe könnte auch Irland bald vor dem gleichen Problem stehen, von dem andere Länder betroffen sind, dass nämlich nicht mehr in jeder Gemeinde jeden Sonntag eine Messfeier stattfinden kann.

21. Für diese Veränderungen in der Einstellung zur Messfeier gibt es natürlich viele Gründe, nicht zuletzt eine Feier der Liturgie, die oft armselig ist und nicht anspricht. Doch in einer Zeit, in der der Sinn für Gott bei vielen Menschen wie eine untergehende Sonne schwindet, ist die Erneuerung der Eucharistie als Mitte des christlichen Lebens zutiefst verknüpft mit der Wiederentdeckung des Mensch gewordenen Gottes, des Gottes, der die Liebe ist, des Gottes, der einer von uns geworden ist: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)

22. Die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils wünscht, dass die „volle und tätige Teilnahme des ganzen Volkes … bei der Erneuerung und Förderung der heiligen Liturgie aufs stärkste zu beachten“ [13] ist. Papst Benedikt hat davon gesprochen, welche Bedeutung die ars celebrandi hat, die Kunst, Liturgie richtig zu feiern. Alle, die in der Feier eine besondere Rolle haben, müssen sich gut auf ihren Dienst vorbereiten; das sind vor allem die Priester, aber auch die Lektoren und Lektorinnen, die Musiker/innen, die Kommunionhelfer/innen, die Fürbittensprecher/innen und auch die Ministranten und Ministrantinnen sowie jene, die bei der Gabenprozession mitwirken. Oft wird heute die Liturgie von einer Gruppe in der Pfarrei vorbereitet. Dabei können Handreichungen, die die Messfeier erschließen, behilflich sein. Besonders erwähnt seien hier die Grundordnung des Römischen Messbuchs und die Pastorale Einführung in das Messlektionar. Niemand ist allerdings bloßer Zuschauer in der Messe. Alle sind aufgerufen, aktiv teilzunehmen, in das Mysterium der Eucharistie einzutreten, danach zu trachten, einander zu lieben, aufmerksam und fromm mitzufeiern und sich innerlich mit dem zu verbinden, was da geschieht. Ja, man könnte sagen, die tätige Teilnahme an der Messe beginnt schon vor der Feier selbst. Unser Mühen um ein Leben nach dem Evangelium in allen Bereichen unserer Existenz ist die beste Vorbereitung, um sich auf das Mysterium der Eucharistie voll einzulassen.

23. Eine der Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils war das Römische Messbuch von 1970. Zum Zeitpunkt des Eucharistischen Kongresses wird voraussichtlich die Englische Übersetzung des Missale Romanum von 2008 veröffentlicht sein. Diese neue Englische Übersetzung wurde nach den Normen erstellt, die in der für den Römischen Ritus herausgegebenen Instruktion Liturgiam authenticam festgelegt sind und die eine größere Treue zum lateinischen Originaltext anmahnen.[14]

e) Schwestern und Brüder in Christus

24. Inspiriert von den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils möchte der Eucharistische Kongress 2012 Gelegenheit bieten, dass auch unsere Schwestern und Brüder aus anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften die Einsichten und die Weisheit ihrer kirchlichen Erfahrungen und Strukturen mit uns teilen.[15] Vieles im Eucharistieverständnis haben wir gemeinsam. Unzweifelhaft verstehen sich viele Kirchen und kirchliche Gemeinschaften als eucharistische Gemeinschaften, die das Sakrament des Leibes und Blutes Christi feiern.

25. Der Lima-Text von 1982 Taufe, Eucharistie und Amt wurde von vielen begrüßt, gerade weil er die gemeinsamen Lehren hervorhebt. Die zahllosen bilateralen Dialoge über die Eucharistie, bei denen die katholische Kirche beteiligt war, sind eine Bereicherung für uns alle. Sie helfen den Katholiken, ihren Glauben tiefer zu verstehen.[16]  Es ist sehr zu wünschen, dass im Zusammenhang dieses Kongresses die zahlreichen Dialog-Papiere gemeinsam studiert werden. Dazu gehören: Der Lima-Text Taufe, Eucharistie und Amt (1982); das Dokument der Gemeinsamen Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der Römisch-katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche Das Geheimnis der Kirche und der Eucharistie im Licht des Geheimnisses der heiligen Dreifaltigkeit (1982); ARCIC, Eucharistic Doctrine (1971), Eucharistic Doctrine, Elucidation (1979), Clarifications of Certain Aspects of the Agreed Statements on Eucharist and Ministry (1994); der Lutherisch-Katholische Dialog, Die Eucharistie (1978); der reformiert-katholische Dialog, The Presence of Christ in Church and World (1977). Die Eucharistie war auch Thema im Methodistisch-Katholischen Dialog, wie z. B. in: The Dublin Report (1976) und The Grace Given You in Christ (2006).

26. Dank der immer engeren Kontakte und der wechselseitigen Zusammenarbeit wächst die Sehnsucht unter Christen, eines Tages die eine Eucharistie des Herrn gemeinsam feiern zu können. Dennoch muss man sagen, dass trotz der vielen reichen Früchte des Dialogs unsere Kirchen noch nicht an dem Punkt angekommen sind, wo sie sich in voller Gemeinschaft um den gleichen eucharistischen Tisch versammeln könnten. Deshalb erfahren Christen ihr getrennt Sein am schmerzlichsten in der Feier der Eucharistie. Das Leiden an dieser Wunde müssen wir zur Kenntnis nehmen. Im Lima-Dokument Taufe, Eucharistie und Amt, Nr. 26, wird dargelegt, welche Folgen sich aus dieser Tragödie für das missionarische Zeugnis ergeben.

27. Das Zweite Vatikanische Konzil hat zwei grundlegende Prinzipien herausgestellt, die für eine sakramentale Einheit wichtig sind. Das erste ist das Zeugnis für die Einheit der Kirche, das zweite die Teilhabe an den Gnadenmitteln. Das Zeugnis für die Einheit der Kirche erlaubt in der Regel nicht eine Eucharistiegemeinschaft von Kirchenmitgliedern, die nicht in der vollen Einheit mit der katholischen Kirche stehen. Aber um der Gnaden willen, die damit verbunden sind, kann manchmal eine Ausnahme befürwortet werden. Es ist nicht immer einfach, einen Weg zwischen diesen Prinzipien zu finden. Tatsächlich ergänzen sie sich gegenseitig, und es müssen immer beide Prinzipien zusammen betrachtet werden. In diesem Sinn hält es die katholische Kirche für möglich, dass in bestimmten Situationen wegen eines objektiv ernsten und dringenden geistlichen Bedürfnisses ein Mitglied einer anderen Kirche, das sich zum Glauben der katholischen Kirche bezüglich der Eucharistie bekennt, die heilige Kommunion in einer katholischen Kirche empfangen darf. Beispiele solcher Situationen (von denen jede einzeln zu beurteilen ist) sind: die Zulassung zur Kommunion für ein Elternteil eines Kindes, das innerhalb einer Messfeier die Taufe oder die Firmung oder die erste heilige Kommunion empfängt; ein Elternteil oder die Ehefrau von jemand, der die Priester- oder Diakonenweihe empfängt; die nächsten Angehörigen eines Verstorbenen bei der Messfeier zum Begräbnis.

28. Während die volle Eucharistiegemeinschaft unter allen Christen noch nicht möglich ist, sollten doch andere Ausdrucksformen der Communio gepflegt werden.[17]  Bei unserem Verlangen nach Einheit beginnen wir nicht bei Null. Wenn die Eucharistie Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens ist, gibt es ein weites Feld im Umkreis der Eucharistie, das wir alle bearbeiten können und sollen. Da wir durch die Taufe in die eine Kirche Christi eingegliedert wurden (vgl. Gal 3,28; 1 Kor 12,13; Eph 4,4), gibt es viele Gegenwartsweisen Jesu Christi, die wir hochschätzen und teilen und gemeinsam feiern und leben können. Unser Taufglaube ist das Tor zu zahlreichen Formen der Interkommunion in einem Lebens-Dialog, der die Grundlage für vielfältige Initiativen ist, vor allem in der gemeinsamen Teilhabe am Wort Gottes, z. B. in ökumenischen Vespern, in Friedensprojekten und Friedensgebeten, in ökumenischen Pilgerfahrten, in Werken der Liebe und der Sorge für Randgruppen, in örtlichen Pastoralkonferenzen, in Projekten der Evangelisierung sowie in Zusammenschlüssen in neuen und alten geistlichen Gemeinschaften, in Klöstern, Ordensgemeinschaften und geistlichen Bewegungen.

29. Es ist zu hoffen, dass der Eucharistische Kongress ein Forum gemeinsamen Überlegens sein kann im Licht der vielen positiven Erfahrungen, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gemacht wurden. Der Kongress sollte auch Gelegenheit bieten, mit Dankbarkeit die wertvolle und oft pionierhafte Rolle von konfessionsverschiedenen Ehen anzuerkennen, die in ihren Familien Gemeinschaft mit Christus und miteinander unter Christen aus verschiedenen Kirchen aufbauen. Beten wir gemeinsam für den Kongress, dass er uns helfe, ein intensiveres Leben in Einheit und Liebe zu führen, um eintreten zu können in „jenen inneren Raum, in dem Christus, die Quelle der Einheit der Kirche, mit der ganzen Kraft seines Tröstergeistes wirksam tätig werden kann“[18].

f) Ein Eucharistischer Kongress für alle

30. Es wurde vorgeschlagen, den Satz „Here comes everybody“ (Jeder und jede kommt und gehört dazu), der in einem der Werke von James Joyce vorkommt, in gewisser Weise auf den Begriff der Katholizität anzuwenden. Da die Eucharistie alles enthält, was Gott für die gesamte Menschheit in der Heilsgeschichte getan hat und tun wird, deshalb muss ein Internationaler Eucharistische Kongress jeden Menschen ansprechen, in der Gegenwart und in der Zukunft, ob sie getauft sind oder nicht. Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt uns: „Da nämlich Christus für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, dass der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein.“[19]

31. Es ist nicht zu leugnen, dass es für manche schwierig ist, eine Kirche auch nur zu betreten, nach allem, was bekannt wurde über Vergehen von Priestern und Ordensleuten und Unterlassungen von Vorgesetzten. Andere unterhalten aus unterschiedlichen Gründen nur lose Kontakte zur Kirche oder wenden sich an sie nur zu bestimmten Anlässen. Es ist aber zu hoffen, dass jene, die sich der Kirche gegenüber entfremdet haben, eine Rückkehr in Erwägung ziehen und anlässlich dieses Kongresses die Botschaft der Kirche in einem neuen Licht sehen. Es ist zu hoffen, dass sie eine Gemeinschaft entdecken, die in den vergangenen Jahren deutlicher ihre eigenen Fehler und ihr Versagen eingesehen hat, und sich jetzt bemüht, im Geist der Buße und Versöhnung die Erinnerungen zu heilen, und die neu damit beginnt, von der Leben spendenden Botschaft Jesu durch Wort und Tat Zeugnis zu geben.

32. Ganz im Sinne dessen, was das Zweite Vatikanische Konzil angeregt hat, möchte die Kirche heute lernen von ihren Schwestern und Brüdern, mit denen sie gemeinsam auf ihrer Pilgerschaft unterwegs ist.[20] Jeder und jede kann einen Beitrag leisten zur Reform der Kirche gemäß den Worten des Propheten Jesaja (43,19): „Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?“

 

II. Gemeinsam auf dem Weg zum Eucharistischen Kongress 2012

33. Der Eucharistische Kongress ist mehr als nur das, was da im Juni 2012 stattfinden wird. Auch die Hinführung zu diesem Ereignis und die Umsetzung danach sind wichtig und gehören dazu. Die Bemühungen um Heilung, Erneuerung und Wiedergutmachung nach dem Ärgernis des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker haben weiterhin Priorität. Wegweiser auf diesem Weg während der nächsten eineinhalb Jahre sind die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die folgenden Punkte rund um die Leitmotive der Communio und der Evangelisierung sind nur als Beispiele zu verstehen. Zu allererst will der Kongress als eine Plattform für die Katholiken selbst dienen, die bereit sind, sich auf den Weg der Neu-Evangelisierung zu begeben.

a) Zur Förderung der Communio-Ekklesiologie und Communio-Spiritualität

34. Das Leitmotiv des Kongresses kann zu zahlreichen Aktivitäten anregen. Doch bevor wir konkrete Pläne machen, sollten wir eine Communio-Spiritualität fördern, die in der Begegnung mit der Person Jesu Christi gründet. So schreibt Papst Benedikt in seiner ersten Enzyklika Deus caritas est (Nr. 1): „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.“ Im Licht der um die Person Jesu Christi zentrierten Communio-Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils kann man sagen, dass der Geist heute die ganze Kirche in diese Richtung drängt, nämlich hin zu einer Communio-Spiritualität, die Jesus Christus verkündet und zur Begegnung mit ihm hinführt.[21] Es hat wohl noch nie ein Papst in einem kirchlichen Lehrschreiben an die ganze Kirche eine so kraftvolle Beschreibung der Communio als geschwisterlicher Liebe gewagt wie Papst Johannes Paul, wenn er die wesentlichen Merkmale einer gemeinschaftlichen Spiritualität entfaltet, die einer jeden Berufung zugrunde liegen.[22] Diese Spiritualität muss geübt werden in den Beziehungen zwischen Bischöfen, Priestern und Diakonen, zwischen Priestern und Laien, zwischen Klerikern und Ordensleuten, zwischen Vereinigungen und kirchlichen Bewegungen.

35. Nach den Wortes des Papstes (in Novo Millennio ineunte) bedeutet Communio-Spiritualität zu allererst, „den Blick des Herzens auf das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu lenken, das in uns wohnt und dessen Licht auch auf dem Angesicht der Brüder und Schwestern neben uns wahrgenommen werden muss“. Sie bedeutet „die Fähigkeit, den Bruder und die Schwester im Glauben in der tiefen Einheit des mystischen Leibes zu erkennen, d. h. es geht um ‚einen, der zu mir gehört’.“ Der Papst fordert hier ein neues Denken und Fühlen, damit wir die Freuden, Wünsche und Nöte der Brüder und Schwestern teilen können. Das bedeutet, ihnen „echte, tiefe Freundschaft“ anzubieten.

36. Eine Communio-Spiritualität ist auch „die Fähigkeit, vor allem das Positive im anderen zu sehen, um es als Gottesgeschenk anzunehmen und zu schätzen: nicht nur ein Geschenk für den anderen, der es direkt empfangen hat, sondern auch ein ‚Geschenk für mich’.“ Communio-Spiritualität heißt nach Papst Johannes Paul II. schließlich, „dem Bruder ‚Platz machen’ können, indem ‚einer des anderen Last trägt’ (Gal 6,2) und den egoistischen Versuchungen widersteht, die uns dauernd bedrohen und Rivalität, Karrierestreben, Misstrauen und Eifersüchteleien erzeugen“.

37. Eindringlich beschließt der Papst seine Ausführungen über die Communio-Spiritualität: „Machen wir uns keine Illusionen: Ohne diesen geistlichen Weg würden die äußeren Mittel der Gemeinschaft recht wenig nützen. Sie würden zu seelenlosen Apparaten werden, eher Masken der Gemeinschaft als Möglichkeiten, dass diese sich ausdrücken und wachsen kann.“

38. Auf der Grundlage einer gelebten Communio-Spiritualität können und müssen wir daran gehen, das, was mit Communio-Ekklesiologie gemeint ist, auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens umzusetzen. Daraus ergibt sich eine neue Achtsamkeit auf das Wort Gottes, wie es vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewünscht wurde, ein stärkeres Gefühl der Mitverantwortung in der Hirtensorge, eine vorrangige Liebe zu den armen und den jungen Menschen, eine Wiederentdeckung der charismatischen Dimension der Kirche und größere Hochschätzung für die synodale Dynamik im Leben der Kirche.

39. In der Zeit der Vorbereitung auf den Kongress können wir neu auf die Bedeutung der Sonntagsmesse schauen, und zwar unter der Rücksicht der Communio mit Christus und untereinander. Die Sonntagspflicht hat zu allererst mit uns selbst zu tun, weil sie uns bewusst macht, dass wir Teil einer Gemeinschaft sind und dass wir selbst und die Gemeinschaft Schaden leiden, wenn diese Tatsache missachtet wird. Das Apostolische Schreiben Dies Domini (2. Juli 1989, deutsch in VAS 133) ist eine Fundgrube, wenn wir die vielfältigen Aspekte der Sonntagsmesse ergründen möchten. Katechesen zu diesem Thema können hervorheben, dass die Eucharistie das Mysterium Christi ist, der in der Communio der Kirche lebt und wirkt. Solche Katechesen können auch die sozialen, kulturellen und ethischen Seiten der Eucharistie herausarbeiten.

40. Die Familie spielt als „Hauskirche“ eine wichtige Rolle im Leben der Kirche. Die gegenseitige Hingabe von Mann und Frau schafft eine neue Realität der Communio, eines geteilten Lebens, das hinüberströmt in das Leben der Gesellschaft und der Kirche. Die Kirche hat oft von der Eucharistie unter dem Bild des Hochzeitsmahls gesprochen, bei dem Christus der Bräutigam ist und die Kirche seine Braut. Papst Benedikt schreibt im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum caritatis (Nr. 27, deutsch in VAS 177): „Tatsächlich ist in der paulinischen Theologie die eheliche Liebe ein sakramentales Zeichen der Liebe Christi zu seiner Kirche – einer Liebe, die ihren Höhepunkt im Kreuz erreicht, das der Ausdruck seiner ‚Hochzeit’ mit der Menschheit und zugleich der Ursprung und das Zentrum der Eucharistie ist. Darum tut die Kirche all denen, die ihre Familie auf das Sakrament der Ehe gegründet haben, eine besondere geistliche Nähe kund.“ Der Eucharistische Kongress 2012 stellt eine wertvolle Gelegenheit dar, um darüber nachzudenken, wie den Familien in unserer Gesellschaft bei der Verwirklichung ihres Communio-Lebens geholfen werden und was das Familienleben – in all seinen Dimensionen – zum Communio-Leben der Kirche beitragen kann. In diesem Zusammenhang sollten auch das Apostolische Schreiben Papst Johannes Pauls II. Familiaris consortio (1981, deutsch in VAS 33) und sein Brief an die Frauen (1995, deutsch in VAS 122) beachtet werden.

41. Der Beitrag liebevoller Ehen und stabiler Familien für das Gemeinwohl ist unermesslich. Umso schmerzlicher ist der Schaden, der durch zerbrochene Ehen und zerrissene Familien angerichtet wird. Die Kirche möchte allen Gläubigen, die sich in solch schwierigen Situationen befinden, die Hand ausstrecken und ihnen helfen, ihre Entscheidung sorgfältig und klug zu treffen. Der Eucharistische Weltkongress 2012 sollte bedenken, was in Nr. 29 von Sacramentum caritatis steht:  „Die wiederverheirateten Geschiedenen gehören jedoch trotz ihrer Situation weiter zur Kirche, die ihnen mit spezieller Aufmerksamkeit nachgeht, in dem Wunsch, dass sie so weit als möglich einen christlichen Lebensstil pflegen durch die Teilnahme an der heiligen Messe, wenn auch ohne Kommunionempfang, das Hören des Wortes Gottes, die eucharistische Anbetung, das Gebet, die Teilnahme am Gemeindeleben, das vertrauensvolle Gespräch mit einem Priester oder einem geistlichen Führer, hingebungsvoll geübte Nächstenliebe, Werke der Buße und den Einsatz in der Erziehung der Kinder.“

b) Evangelisierung

42. Die Kirche ist dazu da zu evangelisieren. Sie hat eine froh machende Botschaft zu verkünden. Sie ist berufen, den Weg zum Glück und zu einem erfüllten Leben zu weisen. Das Evangelium berichtet von einigen Griechen, die während einer Wallfahrt zum Paschafest in Jerusalem zum Apostel Philippus kamen und ihn baten „Wir möchten Jesus sehen“ (Joh 12,21). Auch heute gibt es viele Menschen, die Jesus sehen möchten. Vielleicht mehr als früher erwarten sie von den Christen nicht nur, dass sie von Jesus sprechen, sondern dass sie Jesus zeigen.

43. Die Eucharistie zieht uns in eine Communio hinein, die wesentlich missionarisch ist, evangelisierend. Wenn wir aus der Eucharistie leben, machen wir Jesus Christus in unserem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben sichtbar. Communio und Evangelisierung gehören zusammen. Ein zeitgenössischer Autor formuliert das so: „... es ist ja klar: Nur ein Gottesvolk, das sich zur Einheit und Einmütigkeit hat sammeln lassen, könnte die Welt überzeugen“[23]. Es ist geschuldete Liebe, wenn wir, selbst verwandelt durch die Eucharistie, hinausgehen, um die Welt um uns mit der Liebe zu verwandeln, die wir in der Eucharistie erfahren haben. Wir tun das in der Überzeugung, dass wir das Werk Jesu Christi fortsetzen, der alle Menschen zu einer Gemeinschaft zusammenführen will. „Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt.“ (1 Joh 1,3)

44. Der Eucharistische Weltkongress 2012 ist demnach eine Gelegenheit, gemeinsam über die Konsequenzen nachzudenken, die sich aus der Eucharistie für die Evangelisierung ergeben. Auf der Grundlage der missionarischen Communio-Ekklesiologie des Konzils spricht man im Zusammenhang der Sendung der Kirche, das Evangelium zu verkünden, oft von konzentrischen Kreisen des Dialogs[24]. Wir führen einen Dialog miteinander, mit unseren christlichen Schwestern und Brüdern, mit den Schwestern und Brüdern anderer Religionen. Der Dialog erstreckt sich auf alle Menschen guten Willens, ob sie eine religiöse Überzeugung haben oder nicht, auf alle Menschen, die sich darum bemühen, an einer Welt zu bauen, deren Grundlage die Würde der menschlichen Person und die Werte der Gerechtigkeit und Freiheit, des Lebens und des Friedens, der Solidarität mit den Ausgegrenzten, der Bildung und der Sorge für die Kranken und Notleidenden sind. Wenn wir das festhalten, dann kann der Eucharistische Kongress eine Gelegenheit für respektvolle Verkündigung, für Dialog, für Bibelteilen und Glaubenszeugnisse werden. Das bedeutet auch, dass wir unsere Berufung erneuern, „jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15). Dabei können wir uns auch inspirieren lassen vom Seligen John Henry Newman und seinen scharfsinnigen Gedanken über das Verhältnis von Glaube und Vernunft.

45. Die Kirche lädt uns ein erfinderisch zu sein. Sie spricht von der Notwendigkeit einer neuen Evangelisierung, die neu ist an Ressourcen, Methoden und Ausdrucksformen. Der Eucharistische Kongress sollte auch die verschiedenen Formen der eucharistischen Volksfrömmigkeit in diese neue Evangelisierung mit einbeziehen.

46. Es erscheint angemessen, dass im Rahmen der Vorbereitung auf den Kongress auch irgendeine Form von Schuldbekenntnis vor Gott und vor allen Menschen stattfindet, ein Schuldbekenntnis für die Fehler und Vergehen, die von Gliedern der Kirche begangen wurden. Die Läuterung des Gedächtnisses ist wesentlich für die Communio und die Evangelisierung.

47. Das Mysterium der Eucharistie öffnet uns die Augen für die sozialen, kulturellen und politischen Implikationen des Evangeliums. Die Eucharistie ist eine „Schule tätiger Nächstenliebe“[25]. Denken wir an das, was die Selige Mutter Teresa von Calcutta gesagt hat: In der Messe haben wir Jesus in der Gestalt von Brot, in den Slums sehen und berühren wir ihn in gebrochenen Leibern und verlassenen Kindern. Echte Teilnahme an der Messe wird uns veranlassen, unsere persönlichen, sozialen und institutionellen Beziehungen zu allen unseren Mitmenschen zu überdenken. Der Eucharistische Kongress 2012 kann die Gelegenheit bieten, im Licht der kirchlichen Soziallehre darüber nachzudenken, wie die Eucharistie mit dem Einsatz der Kirche für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit zusammenhängt. Im Besonderen kann das wirtschaftliche und politische Leben unter der Rücksicht der Communio im Licht der Enzyklika Papst Benedikt XVI. Caritas in Veritate (2009, deutsch in VAS 186) untersucht werden.

48. Ein anderes Feld, das in der Zeit der Vorbereitung auf den Kongress in der Logik der Communio mit Gewinn bearbeitet werden kann, ist unsere Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung. Es ist eine Chance, über die Bedrohung unserer Umwelt nachzudenken sowie über die christliche Hoffnung, die uns anspornt, verantwortungsbewusst zum Schutz der Schöpfung beizutragen. Die Eucharistie hat einen universellen und sozusagen kosmischen Charakter, „denn auch dann, wenn man die Eucharistie auf dem kleinen Altar einer Dorfkirche feiert, feiert man sie immer in einem gewissen Sinn auf dem Altar der Welt. Sie verbindet Himmel und Erde. Sie umfasst und erfüllt alles Geschaffene.“[26]

49. Schließlich könnte der Eucharistische Weltkongress 2012 eine Gelegenheit sein, über die ungeheuren Möglichkeiten nachzudenken, die uns die Massenmedien und die Digitaltechnologie für den Aufbau einer weltweiten Menschheitsfamilie bieten. Die Botschaft der Eucharistie eröffnet uns geistliche, theologische und kulturelle Perspektiven für ein besseres Verständnis und eine sinnvollere Nutzung der Massenmedien.

c) Eine wegweisende Erzählung: Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus

50. Die Erzählung von der Begegnung Jesu Christi mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus (Lk 24,13-35) hat uns einiges zu sagen, wenn wir uns auf den Kongress 2012 vorbereiten. Die Erzählung ist eine Metapher, die uns inspirieren kann. Es ist ein Ereignis, das „unterwegs“ passiert. Zwei Jünger aus der Gefolgschaft Jesu wandern zusammen und unterhalten sich über die schrecklichen und rätselhaften Ereignisse, die in Jerusalem geschehen waren – die Kreuzigung Jesu und die Entdeckung des leeren Grabes. Ein Fremder holt sie ein und wandert mit ihnen. Trauer umfängt sie, und in ihrer Enttäuschung und ihrem schwankenden Glauben sind sie unfähig zu erkennen, dass es der gekreuzigte und auferstandene Jesus ist. Sie sind so in ihrem Schmerz gefangen, dass sie das Neue nicht zu sehen vermögen. Doch der unbekannte Fremde beteiligt sich an ihrem Gespräch. Es gleicht fast einer Osterpredigt, wie sie ihm die ganze Geschichte bis zur Kreuzigung berichten. Das einzige, was fehlt, ist die Auferstehung. Jesu Tod hatte ganz offensichtlich ihre Hoffnung auf Befreiung zerstört. Sie hatten gehofft, dass mit ihm das Reich Gottes anbrechen werde mit all seinen Auswirkungen auf die Beziehung zu Gott und untereinander in einer neuen messianischen Gemeinschaft. Stattdessen waren es sogar einige ihrer eigenen Anführer, die Jesus ausgeliefert hatten, damit er zum Tod verurteilt würde. Die Jünger sind ganz durcheinander und tief betrübt. Die Dinge hatten sich nicht so entwickelt, wie sie es gehofft hatten. Zwar hatten sie erste Gerüchte über das leere Grab von den Frauen vernommen, die als erste die Auferstehung verkündeten, aber das hatte in den beiden Männern nur ein ungläubiges Erstaunen hervorgerufen.

51. An diesem Punkt beginnt Jesus, der die ganze Zeit aufmerksam zugehört hatte, zu reden. Er selbst ist die Frohe Botschaft, die es zu erfahren gilt. Das erste, was er tut, ist, die Schrift auszulegen, um ihnen zu helfen, das Christusereignis zu verstehen. Er unterstreicht die wesentliche Bedingung, die erfüllt werden muss, um in das neue Leben mit Gott einzutreten: Leiden und Sterben wie Christus, um mit ihm zu neuem Leben zu erstehen. Die beiden Jünger haben ihr Ziel erreicht, ihre Wanderung ist zu Ende. Die Nacht bricht an. Sie drängen Jesus, bei ihnen zu bleiben. Können wir darin unsere Bitte an Jesus erkennen, er möge doch bei uns bleiben, wenn die Nacht der Prüfung hereinbricht?

52. Jesus tut nun das, was in einem rituellen jüdischen Mahl üblich ist. Christliche Leser erkennen darin die Sprache der Eucharistiefeier. Jesus ist jetzt sozusagen das Haupt der Familie geworden und teilt seinen Tisch mit seinen Jüngern. Das erinnert uns daran, dass die Gläubigen in der Eucharistiefeier eingeladen sind, am himmlischen Festmahl teilzunehmen, an dessen Spitze der auferstandene Christus selbst ist. Die beiden Jünger erfahren seine Gegenwart. In der Eucharistie erkennen sie schließlich, wer da mit ihnen zusammen unterwegs war. Aber kaum haben sie ihn erkannt, entschwindet er ihren Blicken. Seine Gegenwart wird jetzt auf eine neue Weise anschaulich durch den Glauben. Sie wird anschaulich in ihnen selbst, deren Augen durch die Schriften und die Eucharistie geöffnet wurden. Jetzt setzen sie die Sendung Jesu fort und verkünden die Frohe Botschaft. Jesus ist in ihnen und unter ihnen.

53. In seiner Erzählung von den Emmausjüngern hebt der Evangelist Lukas für uns hervor, dass Jesus den Jüngern die Schriften aufgeschlossen hat, bevor ihnen die Augen aufgingen – eine echte Vorbereitung auf die persönliche Begegnung mit ihm im Glauben. Lukas macht uns auch aufmerksam, dass es der Heilige Geist war, der ihnen das Herz in der Brust „brennen“ ließ (vgl. Lk 3,16), als Jesus zu ihnen sprach, ihren Glauben weckte, sie in eine neue Beziehung zu sich, dem auferstandenen Christus, versetzte und ihnen die Kraft zum Zeugnis gab. Die zwei Jünger brechen sofort auf, so wird berichtet, und kehren nach Jerusalem zurück, obwohl es schon spät ist. Offensichtlich ist es wichtig, zu jener Gemeinschaft zurückzukehren, die in Jesus Christus der Kern der frühen Kirche ist. Dort hören sie die Verkündigung der Elf: „Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen“, das heißt dem Petrus. Das Zeugnis des Petrus und das der von Jesus berufenen Apostel wird maßgeblich sein für den Glauben an die Auferstehung Jesu. Aber die beiden Jünger gehen nach Jerusalem, um auch ihrerseits die frohe Kunde zu bringen. Sie erzählen ihre Geschichte, das, was sich auf dem Weg ereignete, wie ein Fremder ihnen die Schrift erschloss und wie sie beim Brechen des Brotes den auferstandenen Christus erkannten. Die Botschaft ist deutlich. Für die christliche Gemeinde sind Schrift und Eucharistie die Hauptquellen der Begegnung mit dem auferstandenen Christus, der uns zu einer Gemeinschaft miteinander aufbaut und jeden von uns als einen anderen Christus aussendet, um das Evangelium zu verkünden.

Zweiter Teil:
Die Teile der Messfeier, ein Leitfaden für das Kongressthema


54. Im zweiten Teil dieses Dokuments werden wir das Kongressthema näher betrachten. Keine noch so gute Synthese könnte den ganzen Bedeutungs- und Beziehungsreichtum der Eucharistie erschöpfend darstellen. Der Katechismus der Katholischen Kirche sagt: „Die Teilnahme am göttlichen Leben und die Einheit des Volkes Gottes machen die Kirche zur Kirche; beide werden durch die Eucharistie sinnvoll bezeichnet und wunderbar bewirkt.“[27] In der Antiphon O Sacrum Convivium[28] hat uns der heilige Thomas von Aquin eine wunderbare Zusammenfassung der Eucharistie geschenkt: „O heiliges Mahl, in dem Christus unsere Speise ist: Gedächtnis seines Leidens, Fülle der Gnade, Unterpfand der künftigen Herrlichkeit.“

55. Die Messe ist die heilige Handlung, von der der heilige Augustinus sagt, sie sei der ganze Christus, das heißt Jesus Christus und sein Leib, die Kirche. Jesus Christus ist der eigentliche Vorsteher in der Eucharistie. Er ist es, der uns zuerst liebt, indem er uns zusammenruft, zu uns spricht, unsere Gebete annimmt und in der Kraft des Geistes sich dem Vater zu unserem Heil opfert. Er ist es, der uns mit dem Brot vom Himmel nährt, dem Brot des Lebens, dem wahren Brot. Die Eucharistie richtet uns aus auf die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Die Kirche ist ganz und gar angewiesen auf dieses Handeln Christi. Das Volk Gottes betet und bringt sich selbst dem Vater dar durch Christus, mit Christus und in Christus in der Einheit des Heiligen Geistes. Jede Gemeinschaft, die zur Feier der Messe zusammenkommt, und sei sie noch so klein, stellt in dieser großen eucharistischen Handlung die universelle Kirche dar. Deshalb ist die Messe ein öffentlicher Akt und keine private oder individuelle Angelegenheit.[29]

56. Um das Kongressthema im Blick zu behalten, werden wir in diesem zweiten Teil dieses Dokuments dem Verlauf der Eucharistiefeier folgen. Wenn wir die Teile und Texte der Messe aufmerksam studieren, eröffnet sich uns der ganze geistliche Schatz der Kirche. Die Messe selbst mit ihren Elementen ist ein Leitfaden zum Verständnis des Themas des Eucharistischen Weltkongresses 2012. Wir stellen fest, dass drei Dimensionen der Communio ineinander verwoben sind, die Communio mit Christus in unserem Nächsten, die Communio mit Christus in seinem Wort und die Communio mit Christus in den sakramentalen Zeichen von Brot und Wein. Ein Abschnitt aus der Emmauserzählung wird jeweils am Beginn unserer Betrachtungen stehen.

III. Die Eröffnungsriten:
Communio mit Christus in unserem Nächsten


Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus ... Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. ... So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. (Lk 24,13.15.28-29)


a) Der gekreuzigte und auferstandene Christus ruft uns zusammen

57. Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus bitten Jesus, bei ihnen zu bleiben. Dadurch wurde er sozusagen das Familienoberhaupt, und er versammelte sie zum eucharistischen Mahl. Jede Messfeier beginnt damit, dass Menschen sich an einem Ort versammeln, zusammengerufen von Jesus Christus selbst.

58. Wenn wir so zusammenkommen, ist es die Kirche, die sich an diesem Ort versammelt. Paulus verwendet an der Stelle, wo er über die Teilnahme am Herrenmahl schreibt („wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt“, 1 Kor 11,18), einen Ausdruck, in dem das griechische Wort für Kirche (ekklēsía) vorkommt, dem das hebräische Wort für die Versammlung des Volkes Gottes (qahal) entspricht. Jesus Christus, der immer seiner Kirche vorangeht und der der unsichtbare, aber eigentliche Vorsteher bei der Messfeier ist, versammelt sein priesterliches Volk um sich (vgl. 1 Petr 2,9). Er ist der Bräutigam seines ihm anverlobten Volkes, der Kirche. Er lädt uns ein, immer wieder neu an dem Gedächtnismahl teilzunehmen, in dem seine einmalige Heilstat real gegenwärtig wird. In unseren Gesängen bei der Messfeier vereinigen sich unsere vielen Stimmen zu einer einzigen und machen so deutlich, dass wir das eine Volk Gottes sind, ein Herz und eine Seele, zur Ehre Gottes.

59. Dass wir zur Messfeier zusammenkommen, ist so selbstverständlich, dass wir die tiefere Bedeutung dieser Versammlung leicht übersehen könnten. Doch in einer Zeit, in der – besonders in der Anonymität unserer Großstädte – unsere Kontakte mit anderen mehr über das Fernsehen, das Internet und den Mobilfunk erfolgen als im Gegenüber von Person zu Person, tut es uns gut, dieses so selbstverständliche und doch so bedeutungsvolle Wesensmerkmal der Messfeier neu zu entdecken: Sie führt Menschen zusammen, Menschen verschiedenen Alters, mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen und Interessen. Eine der ältesten Bezeichnungen für die Eucharistiefeier ist denn auch Zusammenkunft, sýnaxis, Versammlung.

60. Der Beginn der Messfeier ist gekennzeichnet durch eine Prozession, den Einzug. In Prozessionen, ob sie nun kürzer oder länger sind, kommt der Wegcharakter unseres Lebens zum Ausdruck. Wir befinden uns alle gemeinsam auf einer Pilgerreise. Das Volk Israel wanderte durch die Wüste in das gelobte Land „auf Adlerflügeln getragen“ (Ex 19,4) und geführt von Mose, Josua und anderen. Gott nährte sie mit dem Manna als Nahrung für diese Reise. Auch Jesus sammelte seine Jünger um sich und zog zusammen mit ihnen hinauf nach Jerusalem. In einem tieferen Sinn sprach Jesus von seinem Hinübergang aus dieser Welt zu dem, den er „Abba“, Vater, nannte. Wie wir am Beispiel der beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus sehen, versammelte der gekreuzigte und auferstandene Christus nach seinem Tod und seiner Auferstehung seine messianische Gemeinde, die nach dem scheinbaren totalen Scheitern seiner Mission versprengt war. Er verwandelte seine Jünger, sodass sie Zeugen der Botschaft wurden, die dann „der (neue) Weg“ genannt wurde. Wir erinnern uns, dass Jesus von sich selbst gesagt hatte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). In jeder Messfeier versammelt Jesus Christus dieses sein Volk, um das große Gedächtnis seines Leidens, seines Todes und seiner Auferstehung zu feiern. Dieses Gedächtnis verbindet uns zu einer Gemeinschaft und lässt uns Anteil haben am Sieg unseres Hauptes, dem neuen Josua, der uns auf unserer Pilgerschaft anführt in das neue gelobte Land der Communio mit Christus und untereinander.

61. Ganz am Anfang der Messe, wenn der Bischof oder der Priester, „in persona Christi“ handelnd, sagt: „Der Herr sei mit euch“ und die Gemeinde antwortet „Und mit deinem Geiste“, erkennen wir jedes Mal die geheimnisvolle Wirklichkeit, dass Jesus unter uns gegenwärtig ist und unsere Sehnsucht nach Gemeinschaft mit ihm überreichlich erfüllt. Er hat versprochen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)  Aber, wenn wir sagen: Jesus ist mitten unter uns, dann heißt das auch, dass er wünscht, dass wir dort sind, wo er ist, im innersten Herzen Gottes.

62. Am Beginn der Messe, wenn wir das Kreuzzeichen über uns machen, werden wir daran erinnert, dass wir uns nicht einfach in irgendeiner Kirche befinden, um einen fernen Gott zu verehren. Nein, wir sind nicht fern von Gott, vielmehr kam Gott uns in Jesus Christus nahe. Als getaufte Glaubende haben wir Anteil am Leben Gottes, wir haben Anteil an der innigsten Communio, die in Gott selbst zwischen Vater, Sohn und Geist besteht. Jesus steht als unser Hoherpriester und Vorbeter vor dem Thron der Gnade und tritt für uns ein. Durch das liturgische Zeichen des Kreuzes treten wir ein in eine Dynamik der Liebe, die uns in Jesus Christus erfasst, uns im Heiligen Geist zum Vater zieht und uns die Augen öffnet für unsere Brüder und Schwestern in der Gemeinschaft des Glaubens. Ja, wir befinden uns in einem Gebäude, das man Kirche nennt, aber zugleich und in Wirklichkeit befinden wir uns in einem heiligen Raum, den der Heilige Geist für uns geöffnet hat. In diesem geisterfüllten Raum des dreieinen Gottes, der die Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,8), werden wir eingeladen, jeden unserer Nachbarn als Schwester  oder Bruder zu erkennen, mit denen wir verbunden sind, weil Jesus Christus für jede und jeden von ihnen gestorben ist (vgl. 1 Kor 8,11).

b) Bußakt und Tagesgebet – In Solidarität miteinander

63. Unmittelbar nach der Zusage am Beginn der Messe, dass „der Herr mit uns“ ist, und im Bewusstsein der Größe des Geschehens, das wir feiern dürfen, und bevor wir das Wort Gottes hören, wird uns Gelegenheit gegeben innezuhalten, unsere Sünden zu bekennen und Gottes heilende Vergebung zu empfangen. Nur Gott kann Sünden vergeben. Doch im vierten Evangelium lesen wir, wie Jesus am Abend des ersten Tags der Woche den elf Aposteln die Macht gab, Sünden zu vergeben (Joh 20,21-23). Er hauchte sie dabei an, ein Zeichen des Heiligen Geistes, den er ihnen dazu verlieh. Die zur Messfeier versammelten Gläubigen bedürfen der Vergebung nicht nur als je Einzelne, sondern als eine Gemeinschaft, die solidarisch ist. Wir bitten um Vergebung im Vertrauen auf Maria, die Engel und Heiligen und auf alle Brüder und Schwestern. Und wir machen uns neu auf den Weg, der in der Taufe begonnen hat, den Weg der Liebe zu Gott und zum Nächsten aus ganzem Herzen und ganzer Seele. Das Taufgedächtnis und das Besprengen mit geweihtem Wasser am Beginn der Messe kann diese Verbindung zwischen unserer Taufe und unserer Teilnahme an der Eucharistie unterstreichen. Im Gesang des Gloria preisen wir Gott für alle seine guten Gaben, an erster Stelle für das Geschenk seines Sohnes.

64. Der Priester lädt uns ein: „Lasset uns beten“, bevor er das Tagesgebet spricht und damit den Eröffnungsteil der Messe beschließt. Er lädt uns ein, in Stille zu beten. Dann sammelt er alle Anliegen und Gebete, die wir in unseren Herzen tragen, und bringt sie im Kollektengebet der Kirche, dem Tagesgebet, vor Gott, den Vater, durch Christus, im Heiligen Geist. Ausgerüstet mit Glauben, Hoffnung und Liebe sind wir berufen, unser Leben in ein bedingungsloses Ja zu Gott zu verwandeln durch tätige Nächstenliebe und tägliches Gebet. Das wird jedes Mal nachdrücklich bekräftigt, wenn wir in der Messfeier unser Leben vor Gott tragen, unser persönliches Leben und das unserer Familie und auch die Freuden und Schmerzen, die Hoffnungen und Sehnsüchte der ganzen Kirche und aller Menschen. Wir brauchen diesen Augenblick stillen Gebets am Beginn der Messe, wenn wir an all das Gute denken, das wir Gott verdanken, und ihn um seine bleibende Hilfe bitten. Das Tagesgebet greift dann oft Aussagen des Festgeheimnisses oder der Kirchenjahreszeit auf.

IV. Die Liturgie des Wortes:
Communio mit Christus im Wort


Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht… Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss? (Lk 24,27.32)

a) Der zweifache Tisch des Wortes und des Lebensbrotes

65. In der Emmauserzählung tadelt der auferstandene Jesus die zwei Jünger, weil sie ihren Glauben zu wenig aus der Heiligen Schrift nähren: „Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.“ (Lk 24,25)  Bevor er ihre Augen öffnet, sodass sie ihn beim Brotbrechen erkennen, erschließt Jesus ihnen die Schriften und legt sie ihnen aus. Die Begegnung mit Jesus in der Heiligen Schrift ist eng verbunden mit ihrer persönlichen Begegnung mit ihm im Glauben und im Brechen des Brotes. Das sechste Kapitel des Johannesevangeliums macht ebenfalls deutlich, dass wir das Brot des Lebens nur empfangen können, wenn wir auf das Wort Jesus Christi hören, daran glauben und daraus leben.

66. Die Geschichte des Volkes Israel ist die Geschichte eines Volkes, das auf eindrucksvolle Weise vom Wort Gottes geleitet wird. Die Welt wurde geschaffen durch das Wort. Die Propheten verkündeten das Wort des Herrn. Dem Wort Gottes eignet nahezu eine personale Gegenwart. Das Volk Israel machte diese Erfahrung: „Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, … so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.“ (Jes 55,10 f.)  Auch in den Schriften des Apostels Paulus wird das Wort Gottes als etwas Lebendiges und Aktives dargestellt. Er vertraute die Ältesten in Ephesus dem Wort Gottes an, das die Kraft hat aufzubauen (Apg 20,32). Im Prolog des vierten Evangeliums lesen wir, dass alles, was Gott im Alten Testament gewirkt hat, in Jesus seine Erfüllung findet. Jesus ist das Fleisch gewordene Wort, er hat unter uns gewohnt (Joh 1,14). Es besteht ein enges Band zwischen Jesus, dem Wort, das vom Himmel herabgekommen ist, seinem Leben spendenden Wort in den Heiligen Schriften und dem Brot des Lebens, das er uns als geistliche Nahrung schenkt. Der Anfang des Ersten Johannesbriefs beschreibt das, was die Apostel gehört, gesehen, geschaut und verkündet haben, als das Wort des Lebens.

67. In Übereinstimmung mit der Tradition bis in die frühe Zeit der Kirche, wird in jeder Messfeier aus der Heiligen Schrift gelesen. In einer Schrift um 150 n. Chr. beschreibt der heilige Justin die Messe auf eine Weise, dass wir darin unschwer unsere heutige Messfeier erkennen können. Er liefert die Grundstruktur der Feier der Eucharistie, die bis zum heutigen Tag die gleiche geblieben ist. Er berichtet: „An dem Tag, den man Sonntag nennt, findet eine Versammlung aller statt ...; dabei werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange es angeht. Hat der Vorleser aufgehört, so gibt der Vorsteher in einer Ansprache eine Ermahnung und Aufforderung zur Nachahmung all dieses Guten.“[30]

68. Indem sie die Gegenwart Christi in seinem Wort bekennen, ziehen viele patristische und konziliare Texte eine Parallele zwischen der Eucharistie und der Wortverkündigung. Ignatius von Antiochien bekennt, dass er „zum Evangelium als dem Fleisch Jesu“ Zuflucht nahm.“[31]  Caesarius von Arles schreibt: „Sagt mir, Brüder und Schwestern, was denkt ihr ist wichtiger, das Wort Gottes oder der Leib Christi? Wenn ihr richtig antworten wollte, müsst ihr ohne Zweifel sagen, das Wort Gottes ist nicht weniger als der Leib Christi. Wenn wir also sehr achtsam sind, dass nichts von unseren Händen auf den Boden fällt, wenn man uns den Leib Christi reicht, müssten wir dann nicht die gleiche Sorgfalt walten lassen, dass vom Wort Gottes, das man uns reicht und anbietet, nichts unserem Herzen verloren geht? Das wäre aber der Fall, wenn unsere Gedanken woanders sind. Es ist nicht weniger schuldhaft, nachlässig auf das Wort Gottes zu hören, als den Leib Christi auf den Boden fallen zu lassen.“[32] Auch der heilige Hieronymus vergleicht den Leib und das Blut des Herrn mit der Kenntnis der Schriften: „Gewiss, da der Leib des Herrn wahre Speise ist und sein Blut wahrer Trank, … haben wir in unserem irdischen Leben in der Welt den Vorteil, nicht nur im Sakrament sein Fleisch essen und sein Blut trinken zu können, sondern auch im Lesen der Schriften. Die wahre Speise und der wahre Trank, die uns das Wort Gottes bietet, ist die Kenntnis der Schriften.“[33]  Und wir erinnern uns auch an das berühmte Wort des heiligen Hieronymus: „Unkenntnis der Schriften ist Unkenntnis Christi.“[34]
Das Zweite Vatikanische Konzil hat viel Wichtiges über die Bedeutung des Wortes Gottes gesagt.[35]  Es war eines der großen Verdienste des Konzils zu fordern: „Auf dass den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, soll die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden, so dass innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden.“[36]

69. Um die enge Beziehung zwischen der Liturgie des Wortes und der eucharistischen Liturgie deutlich zu machen, verwendet die Grundordnung des Römischen Messbuchs dieses Bild der beiden Tische, um die wir uns versammeln, der Tisch des Wortes und der Tisch des Leibes Christi: „Die heilige Messe besteht gewissermaßen aus zwei Teilen, der Liturgie des Wortes und der Eucharistischen Liturgie, die jedoch so eng miteinander verbunden sind, dass sie eine gottesdienstliche Einheit bilden. Denn in der Messe wird der Tisch sowohl des Gotteswortes als auch des Herrenleibes bereitet. Von dort sollen die Gläubigen Belehrung und Nahrung empfangen.“[37]

70. Der Hauptteil der Liturgie des Wortes besteht aus den Schriftlesungen und einem Psalm zwischen den Lesungen. Die Homilie, das Glaubensbekenntnis und das Allgemeine Gebet oder Gebet der Gläubigen schließt sich daran an und bildet den Abschluss. Das sind zugegebenermaßen viele Worte, die hier gesprochen und gehört werden, und bei der Flut von Worten in unserer heutigen Welt kann es leicht geschehen, dass wir ihrer überdrüssig werden und gegenüber ihrer Wirkung abstumpfen. Und doch haben wir alle schon einmal die Erfahrung gemacht, dass ein richtiges Wort zur rechten Zeit gesagt für uns eine große Hilfe war. Worte können trösten und ermutigen, sie können Freundschaft stiften und erneuern, sie können Liebe bekunden oder einen Entschluss bekräftigen. Worte vermitteln mehr als nur Informationen. Sie sind das Medium für zwischenmenschliche Beziehungen. Um wie viel mehr gilt dies für Jesus Christus, der zu uns spricht und gegenwärtig ist in seinem Wort, das in der Kirche verkündet wird, dem Wort das die Gemeinschaft der Kirche, die Communio aufbaut.[38]

b) In der Kraft des Geistes macht uns das Wort christusförmig und untereinander eins

71. Die große Bedeutung der Liturgie des Wortes liegt darin, dass die versammelte Gemeinde darin auf vielfältige und wirkmächtige Weise Jesus Christus in seinem Wort begegnen kann und so in der Communio mit ihm und untereinander wächst. Dies geschieht in der Kraft des Heiligen Geistes. So lesen wir in der Pastoralen Einführung in das Messlektionar: „Das im Gottesdienst fortwährend verkündete Wort Gottes ist durch die Kraft des Heiligen Geistes immer lebendig und wirksam und bezeugt so die immer tätige Liebe des Vaters zu den Menschen.“[39]  Die Liturgie des Wortes lässt uns in einen Dialog eintreten; dabei ist der Heilige Geist am Werk. In der Tat befähigt uns der Heilige Geist, wirksam auf das Wort Gottes zu antworten, sodass wir uns mit dem identifizieren, was uns in der Feier der Liturgie verkündet wird, und bereit und willens sind, das zu tun, was uns das Wort sagt (vgl. Jak 1,22).

72. Das Wort Gottes baut Gemeinschaft auf, nicht zuletzt dadurch, dass wir durch die Kraft des Heiligen Geistes christusförmig werden, und zwar durch die dialogische Begegnung mit Jesus Christus in seinem Wort, wenn wir uns dafür öffnen. Das Wort Gottes bewirkt in unserem Leben Teilhabe am Tod und an der Auferstehung Jesu; der alte Mensch muss, wie der heilige Paulus sagt, in uns sterben, damit der neue Mensch zum Leben kommt. Christus in uns bringt das zur Vollendung, was wir nach Gottes Plan sind (vgl. Eph 4,22 f.). Das Wort Gottes hält uns in einer lebendigen Verbindung mit dem Zeugnis der Apostel, das in der Heiligen Schrift zu uns gekommen ist, und hilft uns tiefer zu verstehen, was uns in der Taufe geschenkt wurde: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Und wenn Christus in uns lebt, dann sind wir alle eins: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus“ (Gal 3,28).

73. Vom Gleichnis Jesu über den Sämann, der aufs Feld ging, um zu säen (Mk 4,1-20), können wir lernen, dass das Wort Gottes die Keimkraft des Reiches Gottes enthält. Es kann reiche Frucht bringen. Dass das Wort, das in der Messe verkündet und gehört wird, solch mächtige Wirkungen in unserem Leben haben kann, können wir an zahlreichen Beispielen im Lauf der Kirchengeschichte sehen, wo Menschen aufgrund eines Wortes, das sie in der Messe gehört hatten, die Richtung ihres Lebens änderten. Ja, das Wort ist prophetisch und aufrüttelnd. Denken wir nur an den Mönchsvater Antonius. Als er in der Messe den Satz des Evangeliums hörte „wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach“ (Mt 19,21), und als er damit ernst machte, änderte sich sein Leben grundlegend. Er wurde der  Begründer der monastischen Tradition in der Kirche, einer Tradition, die zahllose Gemeinschaften zu einem radikalen Leben in Communio inspiriert hat. Ähnlich war es bei Franz von Assisi, der durch seine Begegnung mit dem Wort Gottes die franziskanische Reformbewegung ins Leben rief. Der Rat, den der heilige Johannes Chrysostomus in den frühen Jahrhunderten der Kirche einigen Männern gegeben hat, ist nach wie vor befolgenswert: „Wenn wir aus dem Gottesdienst kommen, sollten wir ... sogleich die Heilige Schrift zur Hand nehmen, Frau und Kind zusammenrufen und mit ihnen das, was in der Predigt gesagt wurde, wiederholen ...“[40].

c) Die Homilie, das Glaubensbekenntnis und das Gebet der Gläubigen

74. Man könnte sagen, die Homilie ist für die Liturgie des Wortes das, was die Brotbrechung für den Kommunionritus ist. Sie soll uns ermutigen, das Wort als das anzunehmen, was es in Wahrheit ist, nämlich als Wort Gottes, um es dann in den alltäglichen Anforderungen unseres Lebens zu verwirklichen. Das Wort Homilie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „vertrauliche Unterhaltung“ oder „Rede von Herz zu Herz“. Durch die Homilie wird das verkündete Wort Gottes zusammen mit der eucharistischen Liturgie zur „Botschaft von den Wundertaten Gottes in der Geschichte des Heils, d. h. im Mysterium Christi“[41].  In der Homilie werden die Schriftlesungen oder auch Texte aus dem Ordinarium oder Proprium der Tagesmesse unter bestimmten Gesichtspunkten ausgelegt, um den Hörern zu helfen, sich die Gesinnung Christi anzueignen. Dabei sollen sowohl das Mysterium, das gefeiert wird, als auch die besonderen Bedürfnisse der Hörer beachtet werden.[42]  Das Ziel der Homilie ist also, das Wort Gottes zu erschließen und den Menschen zu helfen, in ihrem Leben jene Communio mit Christus und untereinander zu verwirklichen, die eine Frucht der Eucharistie ist.

75. Im Credo, dem Glaubensbekenntnis, das in der Sonntagseucharistie gesprochen bzw. gesungen wird, sind die großen Geheimnisse unseres Glaubens zusammengefasst. Das Credo ist wie ein Ausweis, der in der Sprache des Glaubens unsere Communio im Glauben bescheinigt. Der Katechismus formuliert das so: „Gläubig das Credo beten heißt, mit Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist in Verbindung treten; es heißt aber auch, mit der Gesamtkirche verbunden zu werden, die uns den Glauben überliefert und in deren Gemeinschaft wir glauben.“[43]  Wenn in den Inschriften auf frühchristlichen Grabstätten der Ausdruck „in pace“ (im Frieden) vorkommt, dann war das nicht nur der Gebetswunsch „ruhe in Frieden“, sondern das Bekenntnis, dass die verstorbene Person in der Glaubensgemeinschaft der Kirche gelebt hatte. Jedes Mal, wenn wir das Credo sprechen, bekennen wir unseren Glauben an den dreieinen Gott, die tiefste Quelle und das höchste Vorbild der Communio der Kirche. Die Kirche ist dazu berufen, „das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk“[44] zu sein.

76. Nach dem Glaubensbekenntnis halten wir im Gebet der Gläubigen Fürbitte für die Anliegen der gesamten Kirche und das Heil der ganzen Welt. In diesem Allgemeinen Gebet dehnen wir die Reichweite unserer Communio über die Grenzen der an diesem bestimmten Ort versammelten Gebetsgemeinde hinaus aus. Wir beten voll Zuversicht, im Vertrauen auf die Zusage Jesu: „Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten“ (Mt 18,19). Hier stehen wir mit Jesus vor dem Thron der Gnade und treten ein für die ganze Menschheit. Fürbittendes Gebet ist eine Gebetsform, die die Christen vom Synagogengottesdienst übernommen und von Anfang an in ihren Eucharistiefeiern praktiziert haben. Die Fürbitten als das Gebet der Gläubigen sind nicht etwas Selbstverständliches. Die Katechumenen werden vor den Fürbitten entlassen. Es ist ein Vorrecht, zu dieser Gebetsgemeinschaft zu gehören, zu dieser Communio mit Christus und miteinander.

V. Die eucharistische Liturgie:
Communio mit Christus in der Eucharistie


Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. (Lk 24,30)

a) In Entsprechung zum Letzten Abendmahl

77. Wo der Evangelist Lukas den Höhepunkt der Emmausgeschichte beschreibt, lässt er den auferstandenen Christus die gleichen Handlungen vollziehen wie bei der wunderbaren Brotvermehrung und beim Letzten Abendmahl. Er nimmt das Brot, spricht das Dankgebet, bricht das Brot und teilt es aus. Das eucharistische Verständnis dieser Handlung ist offensichtlich. Bei allen vier in der Heiligen Schrift überlieferten Berichten von der Einsetzung der Eucharistie (Mt 26,17-35; Mk 14,12-31; Lk 22,7-38; 1 Kor 11,23-26) finden wir einen schon in den apostolischen Gemeinden verwendeten liturgischen Text vor, in dem die Worte und Handlungen Jesu beim Letzten Abendmahl zusammenfassend wiedergegeben sind.

78. Die Nr. 72 der Grundordnung des Römischen Messbuchs macht uns aufmerksam, dass die eucharistische Liturgie den Worten und Handlungen Christi beim Letzten Abendmahl, wie sie uns in der Heiligen Schrift und der Tradition überliefert sind, entspricht:

●     Bei der Gabenbereitung werden Brot und Wein und etwas Wasser zum Altar gebracht, die gleichen Elemente, die auch Jesus in seine Hände nahm.

●     Im Eucharistischen Hochgebet wird Gott Dank gesagt für das ganze Werk der Erlösung, und die dargebrachten Gaben werden zum Leib und zum Blut Christi, der Quelle unserer Communio miteinander.

●     Durch die Brotbrechung und in der Kommunion empfangen die Gläubigen, obwohl sie viele sind, alle von dem einen Brot den Leib Christi und von dem einen Kelch das Blut des Herrn auf die gleiche Weise, wie die Apostel diese aus den Händen Christi empfangen haben.

b) Die Gabenbereitung: Zeichen der Liebe, der Danksagung und der Communio

79. Zu Beginn der eucharistischen Liturgie werden die Gaben von Brot und Wein, die in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden, zum Altar gebracht. Es sind einfache Elemente, Zeichen der Liebe Gottes, die im Kleinen die Gaben der Schöpfung versinnbilden, die Gott uns geschenkt hat und die wir durch unserer Hände Arbeit und unsere Schöpferkraft mitgestaltet haben. Die Darbringung der Gaben auf dem Altar greift die Geste Melchisedeks auf und „legt die Gaben des Schöpfers in die Hände Christi. In seinem Opfer vollendet Jesus alle menschlichen Bemühungen, Opfer darzubringen.“[45]

80. In den Worten zur Darbringung von Brot und Wein klingt die in der jüdischen Liturgie übliche Segensformel, die Berakah, an. Der Berakah-Segen ist nicht bloß ein rituelles Segensgebet über Dinge, sondern vielmehr eine Danksagung an Gott für die Wohltaten und Wunder, die er für sein Volk gewirkt hat. Darin kommen Bewunderung und Glaube zum Ausdruck, aber auch die Bereitschaft, auf den Ruf Gottes zu antworten, der einen Bund mit seinem Volk geschlossen und es dadurch zu einer Einheit verbunden hat. Weil Gott uns zuerst geliebt hat und uns entgegen gekommen ist und uns segnet, nur deshalb können wir das Wunder unserer Erlösung feiern, Gott dafür danken und ihn preisen.

81. Diese Darbringung von Brot und Wein an dieser Stelle der Messfeier ist ein Zeichen, das uns auch auf das vorbereiten soll, was anschließend geschieht. Gott wird dieses Brot und diesen Wein in den auferstandenen Leib und das verklärte Blut seines Sohnes verwandeln. Dann dürfen wir teilhaben an seinem verherrlichten Leben in der Form von Speise und Trank, die uns nähren und uns zu einer Gemeinschaft zusammenschließen. Wenn wir bei der Kommunion das Brot, das in das Brot vom Himmel verwandelt ist, kauen, hinunterschlucken und verdauen und es so gewissermaßen zerstören, dann werden wir durch diese „Zerstörung“ in Wirklichkeit aufgebaut in Christus in der Communio miteinander. Durch die Bereitung der Gaben öffnen wir uns nicht nur für Gott, der Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandeln wird, sondern wir machen uns bereit, selbst in Werkzeuge der Communio verwandelt zu werden. Das Wasser, das dem Wein im Kelch beigemischt wird, kann man auch in diesem Sinn als unsere menschliche Natur verstehen, die sich mit der Selbsthingabe Jesu Christi vereinigen soll, deren Gedächtnis wir in der Eucharistie feiern und die uns eint.

82. Die Gabenbereitung hilft uns auch zu verstehen, dass wir in eine Liturgie hineingenommen sind, die man eine kosmische Liturgie nennen könnte, in der die gesamte Schöpfung sich auf ein letztes Ziel hin bewegt, nämlich die Verherrlichung Gottes und die Verwandlung der Welt. Die Eucharistie ist darauf ausgerichtet, hier und jetzt damit zu beginnen, den ganzen Kosmos christusförmig zu machen, sodass er hineingenommen wird in die Anbetung Gottes, damit, wie der heilige Paulus schreibt, „Gott herrscht über alles und in allem“ (1 Kor 15,28). Die Tatsache, dass wir Brot und Wein, einfache Elemente der Schöpfung, verwenden, erinnert an die Heiligkeit der Schöpfung. Die Welt ist nicht etwas Indifferentes, sozusagen nur Rohmaterial, das man nach Belieben benutzen könnte. Vielmehr ist sie von Gott geschaffen und bildet einen wesentlichen Teil des göttlichen Plans. Als Teil dieser Schöpfung sind wir Menschen berufen, Söhne und Töchter in dem einen Sohn Gottes, Jesus Christus, zu werden (vgl. Eph 1,4-12). Die Eucharistie hat eine kosmische Ausrichtung. Teilhard de Chardin hat darüber sehr schön in dem Band „Lobgesang des Alls“ geschrieben.

83. Vielfach werden in der Messe im Rahmen der Gabenbereitung Geld- oder Sachspenden eingesammelt und zum Altar gebracht, um das enge Band zwischen der Eucharistie und dem Gebot der Nächstenliebe zu betonen. Wir wissen, dass die Christen von Anfang an die sozialen Konsequenzen ihres Glaubens ernst nahmen und deshalb anfingen, ihren Besitz zu teilen (vgl. Apg 4,32) und die Armen zu unterstützen (vgl. Röm 15,26) als Ausdruck ihres Lebens in Communio. Beschreibungen der Eucharistie aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts erwähnen eine Spendensammlung für die Waisen und Witwen und jene, die durch Krankheit oder andere Ursachen in Not waren. Denken wir z. B. an die Worte des heiligen Justin: „Wer ... die Mittel und guten Willen hat, gibt nach seinem Ermessen, was er will, und das, was da zusammenkommt, wird bei dem Vorsteher hinterlegt; dieser kommt damit Waisen und Witwen zu Hilfe, solchen, die wegen Krankheit oder aus sonst einem Grunde bedürftig sind, den Gefangenen und den Fremdlingen.“[46]  Auch der heilige Johannes Chrysostomus kann hier angeführt werden: „Willst du also Christi Leib ehren? Geh nicht an ihm vorüber, wenn du ihn nackt siehst; ehre ihn nicht hier (in der Kirche) mit seidenen Gewändern, während du dich draußen auf der Straße nicht um ihn kümmerst, wo er vor Kälte und Blöße zugrunde geht! ... was nützt es dem Herrn, wenn sein Tisch voll ist von goldenen Kelchen, er selber dagegen vor Hunger stirbt? ... Du lässt einen goldenen Kelch herstellen und reichst ihm dafür nicht einmal einen Becher kalten Wassers. ... Geradeso denke auch bei Christus, wenn er verlassen und fremd umhergeht und um ein Obdach bittet; denn anstatt ihn aufzunehmen, schmückst du den Fußboden seines Hauses, die Wände und die Kapitelle der Säulen, hängst Lampen an silbernen Ketten auf, und ihn selbst, der im Kerker gefesselt liegt, willst du nicht einmal sehen?“[47]


c) Das Eucharistische Hochgebet: Gemeinschaftlicher Akt der Danksagung an den Vater

84. Im Eucharistischen Hochgebet haben wir die Herzmitte und den Gipfelpunkt der Eucharistie erreicht. Dieses Gebet ist ein Akt der Danksagung an Gott, den Vater, durch Jesus Christus in der Kraft des Heiligen Geistes. Im Verlauf dieses Gebets gedenken wir der großen Taten, die Gott gewirkt hat, Brot und Wein werden in den Leib und das Blut Christi verwandelt und auch wir werden zu einem Leib und einem Geist in Christus umgeformt. Wir schließen uns dem einen und einzigen vollkommenen Opfer der Liebe an, dem Opfer Jesu, der sein Leben für uns hingegeben hat.

85. Der Priester, der hier Christus als das Haupt der Kirche repräsentiert und damit „in persona Christi“ handelt, eröffnet das Eucharistische Hochgebet mit einem Dialog mit den Gläubigen: „Der Herr sei mit euch ... Erhebet die Herzen ...“.  Kraft ihres königlichen Priestertums antwortet die gläubig teilnehmende Gemeinde: „Das ist würdig und recht“. In der darauf folgenden Präfation wird dem Vater gedankt für das gesamte Werk der Schöpfung, der Erlösung und Heiligung.

86. Im Eucharistischen Hochgebet klingen zahlreiche Communio-Motive an. So werden zum Beispiel der Ortsbischof genannt und das ganze Kollegium der Bischöfe in Einheit mit dem Papst. Wir beten nicht nur für sie, sondern wir bringen unsere Einheit, unsere Communio mit ihnen zum Ausdruck. Im Dritten Eucharistischen Hochgebet lautet diese Bitte so: „... stärke [deine Kirche] im Glauben und in der Liebe: deinen Diener, unseren Papst N., unseren Bischof N. und die Gemeinschaft der Bischöfe, unsere Priester und Diakone, alle, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind, und das ganze Volk deiner Erlösten.“ In der frühen Kirche wurde den Christen, die auf Reisen unterwegs waren, häufig ein Brief ihres Bischofs mitgegeben, der ihre Einheit mit ihm bestätigte. Der jeweilige Bischof vor Ort überprüfte diesen Brief dann anhand der Liste aller Bischöfe, die die volle Einheit mit der Kirche und das ganze Glaubensbekenntnis bewahrt hatten. Befand sich der Name des Bischofs, der den Brief ausgestellt hatte, auf der Liste, wurde der oder die Reisende zur Kommunion in dieser Stadt zugelassen, weil er oder sie die Gemeinschaft im Glauben besaß.
Der Name des Papstes wird im Eucharistischen Hochgebet genannt, weil er aufgrund seines Petrusamtes in jeder Eucharistiefeier Zeichen und Diener der Einheit der Gesamtkirche ist.[48]

87. Zum Abschluss des Eucharistischen Hochgebets nach der Großen Doxologie rufen wir alle gemeinsam „Amen“; es ist ein kraftvolles „Ja“, das wir Gott sagen. In diesem großen „Amen“ bekennen wir, dass wir glauben, was hier gesagt wurde, dass wir uns dieses Gebet zu eigen machen und uns zu dem verpflichten, was darin enthalten ist. Unser persönliches Bekenntnis „ich glaube“ geht ein in das „wir glauben“ der Gemeinschaft der Kirche, die hier um den gekreuzigten und auferstandenen Christus versammelt ist.

88. Noch viele weitere Aspekte in den Eucharistischen Hochgebeten könnten hier meditiert werden. Wir beschränken uns in diesem Dokument auf einige Gesichtspunkte, die sich besonders auf das Communio-Thema des Eucharistischen Kongresses beziehen.

            (1) Epiklese: Zur Einheit zusammengeführt durch den Heiligen Geist

89. In der Messe ist der Heilige Geist auf intensivste Weise am Werk. Er, die dritte göttliche Person, bewirkt die Communio der Kirche und verbindet uns auf innigste Weise in Christus. Die Herabrufung des Heiligen Geistes im Eucharistischen Hochgebet wird Epiklese genannt. Schon im Schöpfungsbericht lesen wir, dass der Geist Gottes über dem Wasser schwebte und die Erschaffung der Welt bewirkte. Und als die Zeit erfüllt war, ließ sich der Geist auf Maria herab und bewirkte die Menschwerdung des Sohnes Gottes und damit den Beginn der neuen Schöpfung. Im Eucharistischen Hochgebet rufen wir den Geist an, das Wunder einer neuen Schöpfung, das Wunder der Gnade zu wirken. Wir werden daran erinnert, dass das, was wir in der Eucharistie feiern, nicht unsere Leistung ist. Es kommt von Gott. In der Epiklese bittet die Kirche den Vater, den Heiligen Geist (oder die Kraft seines Segens) zu senden, um die Gaben von Brot und Wein zu heiligen, sodass sie zum Leib und Blut Jesu Christi werden, und um alle, die an der Eucharistie teilhaben, zu einem Leib und einem Geist zu einen.

90. So hören wir zum Beispiel im Dritten Eucharistischen Hochgebet, dass der Vater durch die Kraft des Heiligen Geistes die Schöpfung belebt und heiligt und uns zu einer Einheit zusammenführt: „Ja, du bist heilig, großer Gott, und alle deine Werke verkünden dein Lob. Denn durch deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, und in der Kraft des Heiligen Geistes erfüllst du die ganze Schöpfung mit Leben und Gnade. Bis ans Ende der Zeiten versammelst du dir ein Volk ...“. Nachdem so die Kraft des Geistes als die Quelle des Lebens und der Heiligung gepriesen wurde, wird diese Kraft jetzt angerufen, als Höhepunkt seines Wirkens die Gaben von Brot und Wein zu heiligen, sodass sie für uns der Leib und das Blut Christi werden: „Darum bitten wir dich, allmächtiger Gott: heilige unsere Gaben durch deinen Geist ...“ Entsprechend unserer lobpreisenden Segensbitte (Berakah) bei der Darbringung der Gaben geschieht jetzt die Konsekration der Gaben durch den Heiligen Geist. Und nach den Einsetzungsworten und dem Gedenken an Christi Tod und Auferstehung wird der Heilige Geist in der Kommunion-Epiklese auf die versammelte Gottesdienst-Gemeinde herabgerufen: „Schau gütig auf die Gaben deiner Kirche. Denn sie stellt dir das Lamm vor Augen, das geopfert wurde und uns nach deinem Willen mit dir versöhnt hat. Stärke uns durch den Leib und das Blut deines Sohnes und erfülle uns mit seinem Heiligen Geist, damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus.“

91. Diese Anrufung des Geistes über die zur Eucharistie versammelte Gemeinde hängt eng zusammen mit dem Thema des Eucharistischen Kongresses. Durch die Kraft des Heiligen Geistes werden die Elemente von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt, aber der Geist wird auch über die versammelten Menschen herabgerufen; denn sie sind der Leib Christi und sollen immer mehr der Gabe entsprechen und die Communio verwirklichen, die Gott ihnen in der Kommunion schenkt. „So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.“ (Eph 4,13)

92. Die Epiklese lehrt uns etwas Wichtiges über uns selbst. Die Kirche hat als eine gesellschaftliche Größe zahlreiche institutionelle Organisationsformen. Doch das Wirken des Heiligen Geistes ist unabdingbar, um unsere innere Einheit zu schaffen. Ohne den Heiligen Geist wäre unser Leben als Gemeinschaft tot. „Ohne ihn wäre es nutzlos zu planen, zu organisieren, Normen und Leitlinien zu erlassen, auf alles vorbereitet zu sein und alles ‚unter Kontrolle’ zu haben. Wir hätten vielleicht ein vorbildliches Unternehmen, eine beispielhafte Gesellschaft. Aber eine Gemeinschaft von Menschen wird Leib Christi nur, wenn sie gehalten und beseelt ist vom Geist Christi, und dies im Sinne der eucharistischen Epiklese.“[49]

            (2) Anamnese: Ein gemeinschaftliches Gedenken

93. In den vergangenen Jahren wurde die reiche biblische Bedeutung des Begriffs „Gedächtnis“ (Anamnese) neu entdeckt. Dieser Begriff liegt dem liturgischen Gedenken zugrunde.[50] Wir gedenken dessen, was Jesus getan hat, nicht im Sinne eines Geschichtsunterrichts, sondern im Sinne von Ereignissen, die uns hier und heute betreffen.

94. Tatsächlich hat das Volk Gottes seit der Zeit des Mosaischen Gesetzes der wunderbaren Rettungstaten Gottes gedacht, denen es seine Entstehung als Volk verdankte. Insbesondere ist die Paschafeier zum Gedächtnis (zikkarón) des Gründungsgeschehens der Geschichte Israels als Volk Gottes geworden. Die Riten der jährlichen Paschafeier gedachten des Übergangs von der Sklaverei zur Freiheit. Beschrieben werden diese Riten in Ex 12,1-28. Es ist ein Mahl, bei dem ein Lamm geschlachtet und gegessen wird. Das Blut des Lammes wird an die Türpfosten gestrichen, um den Todesengel abzuwehren, der die Erstgeborenen der Ägypter tötete. Wenn die Juden dieses Fest feiern, erzählen sie nicht einfach ein vergangenes Ereignis, nein, das Ereignis, das in der Vergangenheit geschehen ist, wird wirksam in der Gegenwart. Durch die Feier nehmen sie teil am Gründungsgeschehen ihrer Identität als Volk Gottes und rüsten sich zugleich für die Zukunft.

95. Das Letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern am Abend vor seinem Leiden und Tod gehalten hat, war das Paschamahl (Mt 26,2.17-19; Mk 14,12-17; Lk 22,7-14). Nachdem sie das Paschalamm gegessen hatten, nahm Jesus das Brot und den Wein, segnete sie und sprach: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ und „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,19-20). Mit diesen Handlungen und Worten deutete Jesus seinen Tod am Kreuz im Sinn des geopferten Paschalamms. Er wird die Menschheit erretten aus der Sklaverei der Sünde mit all ihren Spaltungen und Egoismen und sie hineinführen in die Freiheit der Kinder Gottes in der Gemeinschaft, der Communio untereinander.

96. Das Paschamahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte, war eine sakramentale Vorwegnahme seines Leidens und seines Todes, seiner Auferstehung und der Ausgießung des Heiligen Geistes. Das Brot machte er zum Zeichen seines für uns hingegebenen Leibes und den Wein zum Zeichen seines für uns vergossenen Blutes. Brot und Wein wurden zu sakramentalen Zeichen des eschatologischen Bundes, der in ihm seine Erfüllung fand. Er trug seinen Jüngern auf, seines Tuns zu gedenken: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19; 1 Kor 11,25).

97. Die Kirche begeht die eucharistische Gedächtnisfeier in Treue zu diesem Auftrag Jesu. Es ist keineswegs nur eine bloße Erinnerung an ein vergangenes Ereignis. Die Kirche verkündet in dieser Feier wirksam die Versöhnungstat Gottes in Christus. Wir gedenken aber nicht nur des Leidens Jesu Christi zum Heil der ganzen Kirche, sondern wir selbst nehmen „heute“ daran teil und treten in die Bewegung seiner Selbsthingabe ein. Durch die Kraft des Heiligen Geistes wird das einmalige Ereignis des Kreuzestodes Jesu in jeder Messfeier gegenwärtig. Oder, anders gesagt, wir nehmen teil an diesem großen Ereignis und werden dadurch zu einer Gemeinschaft zusammengefügt, und zwar nicht nur zusammen mit denen, mit denen wir die Messe feiern, sondern mit allen, die sich zur Eucharistie versammeln an allen Orten und zu allen Zeiten.[51]

98. Durch die Eucharistie werden wir also zu Zeitgenossen des Stiftungsaktes, in dem unsere Gemeinschaft mit Christus und untereinander begründet wurde. Im Katechismus der Katholischen Kirche lesen wir:

„In der Liturgie der Kirche bezeichnet und verwirklicht Christus vor allem sein Pascha-Mysterium. Während seines Erdenlebens kündigte Jesus durch sein Lehren das Pascha-Mysterium an und nahm es in seinen Taten vorweg. Als dann seine Stunde gekommen war [Vgl. Joh 13,1;17,1], durchlebte er das einzige Ereignis der Geschichte, das nicht vergeht: Jesus stirbt „ein für allemal“ (Röm 6,10; Hebr 7,27; 9,12), wird begraben, ersteht von den Toten und sitzt zur Rechten des Vaters. Dieses tatsächliche Ereignis, welches sich in unserer Geschichte ereignet hat, ist ganz und gar einmalig: Alle anderen Ereignisse geschehen einmal, dann gehen sie vorüber, versinken in der Vergangenheit. Das Pascha-Mysterium Christi hingegen kann nicht in der Vergangenheit bleiben, denn durch seinen Tod hat er den Tod besiegt. Alles, was Christus ist, und alles, was er für alle Menschen getan und gelitten hat, nimmt an der Ewigkeit Gottes teil, steht somit über allen Zeiten und wird ihnen gegenwärtig. Das Ereignis des Kreuzes und der Auferstehung ist etwas Bleibendes und zieht alles zum Leben hin.“[52]

99. Jede Eucharistiefeier bewirkt für uns „heute“ auch die endzeitliche Versammlung des Volkes Gottes. Mit anderen Worten, jede Messfeier hier und heute ist ein echter Vorgeschmack des Festmahls am Ende der Zeiten, das die Propheten vorhergesagt haben (vgl. Jes 25,6-9) und das im Neuen Testament als Hochzeitsmahl des Lammes beschrieben wird (Offb 19,7-9). Wenn der Zelebrant im Dritten Eucharistischen Hochgebet nach dem Gedenken an die Auferstehung und Himmelfahrt Christi die Worte spricht: „... und erwarten seine Wiederkunft“, werden wir daran erinnert, dass das Gedächtnis des Stiftungsereignisses unseres Glaubens uns in Kontakt bringt mit unserer gemeinsamen Zukunft, wenn Christus kommt in Herrlichkeit. Aus diesem Grund bekennen wir auch in der Anamnese-Akklamation: „... bis du kommst in Herrlichkeit“. In jeder Messfeier denken wir an unsere Zukunft und werden zu ihr hingezogen.

100. Wegen dieser dynamischen eucharistischen Bedeutung von „Gedächtnis“ und „Gedenken“, wo Vergangenheit und Zukunft gewissermaßen hier und jetzt in unsere Gegenwart hereinragen, sind wir nie so nah bei unseren verstorbenen Brüdern und Schwestern wie in der Messfeier. Unsere Communio mit denen, die uns vorausgegangen sind „bezeichnet mit dem Siegel des Glaubens“ (Erstes Hochgebet) wird jedes Mal erneuert. So lesen wir in Lumen gentium Nr. 50: „Bei der Feier des eucharistischen Opfers sind wir also sicherlich dem Kult der himmlischen Kirche innigst verbunden.“ In diesem Kontext verstehen wir dann auch die Worte der heiligen Monika vor ihrem Tod zu ihren Söhnen, dem heiligen Augustinus und seinem Bruder: „Nur um das eine bitt ich euch, dass ihr am Altar des Herrn meiner gedenkt, wo ihr auch seid“.[53]

            (3) Wandlung: Jesus Christus ist wirklich, wahrhaft und wesenhaft gegenwärtig,
            er verwandelt unsere Gemeinschaft


101. Das Eucharistische Hochgebet ist ein Gebet der Danksagung und der Heiligung. Der gekreuzigte und auferstandene Christus handelt durch die Kraft des Heiligen Geistes und teilt durch die Elemente Brot und Wein sein verherrlichtes Leben mit. Brot und Wein werden verwandelt in den Leib und das Blut Christi „in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann“ (Phil 3,21). Von den Anfängen der Kirche bis heute wird geglaubt und bekannt, dass diese Wandlung durch die Kraft des Wortes Christi und das Wirken des Heiligen Geistes geschieht. Das Konzil von Trient fasst zusammen:

„Weil aber Christus, unser Erlöser, sagte, das, was er unter der Gestalt des Brotes darbrachte, sei wahrhaft sein Leib, deshalb hat in der Kirche Gottes stets die Überzeugung geherrscht, und dieses heilige Konzil erklärt es jetzt von neuem, durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung genannt.“[54]

102. Die Art und Weise der Gegenwart Christi in den eucharistischen Gestalten ist einzigartig. In der Erläuterung zur Lehre der Eucharistie stellt die Anglikanisch/Römisch-katholische Internationale Kommission fest: „Vor dem Eucharistiegebet gibt der Glaubende auf die Frage: ‚Was ist dies?’ zur Antwort: ‚Es ist Brot.’ Nach dem Eucharistiegebet antwortet er auf dieselbe Frage: ‚Es ist wahrhaft der Leib Christi, das Brot des Lebens.’“[55]  Unser Herr Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch, ist „wahrhaft, wesentlich und wirklich“ gegenwärtig unter den äußerlich sichtbaren Gestalten von Brot und Wein.[56]  Brot und Wein werden in eine neue Seinsweise erhoben, um die Liebe Jesu Christi zum Ausdruck zu bringen. „Wenn nun sowohl der Mischbecher als auch das zubereitete Brot das Wort Gottes aufnehmen und zur Eucharistie, zum Blut und Leib Christi werden und wenn daraus die Substanz unseres Fleisches gestärkt wird und besteht, wie können sie dann bestreiten, dass das Fleisch aufnahmefähig ist für Gottes Geschenk, das das ewige Leben ist?“[57]

103. Den Begriff der Realpräsenz müssen wir verstehen auf dem Hintergrund der großen Taten Gottes in der Geschichte, da er sich ein Volk schuf in Gemeinschaft mit ihm und untereinander. Die ganze Heilsgeschichte hindurch lesen wir vom Wohnen Gottes (shekinah) in seinem Volk – er wohnt in der Welt, er ist gegenwärtig in Israel. In Jesus Christus ist Gott Fleisch geworden und wohnt unter uns. Jesus Christus ist jetzt auf verschiedene Weise in seiner Kirche gegenwärtig: in seinem Wort, im Gebet der Kirche, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 18,20), in den Armen, den Kranken und Gefangenen (vgl. Mt 25,31-46), in den Sakramenten. Aber auf ganz besondere Weise ist er gegenwärtig in den eucharistischen Gestalten. Der gekreuzigte und auferstandene Christus ist mit Leib und Blut zugegen unter den Gestalten von Brot und Wein, sodass er sich uns durch diese Gestalten mitteilen und in seinen Leib umgestalten kann.

104. Durch diese verwandelten Elemente teilt uns Jesus Christus sein endgültiges Leben in Communio mit dem Vater mit. Die in den Leib und das Blut Christi verwandelten Gestalten von Brot und Wein ziehen uns hinein in die Dynamik einer kontinuierlichen Umgestaltung und bringen uns dem Ziel näher, nach dem wir uns sehnen – der endgültigen Verwandlung von allem in der Communio mit Christus und untereinander: „Wir alle ... werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn.“ (2 Kor 3,18). Unsere eigenen Belange, unsere Sorge für die Familie, unsere Arbeit und unsere Beziehungen mit andern Menschen werden hineingenommen in diese Umgestaltungs-Dynamik. Jedes Mal, wenn wir an der Messe teilnehmen, bringen wir etwas Neues dar, damit es umgestaltet werde, vor allem das, was in unseren Beziehungen zu andern verhärtet oder schwierig ist, aber auch schmerzliche Situationen, seien sie gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, kultureller oder ökologischer Art, seien sie lokal oder global, von denen wir vielleicht durch die Medien erfahren haben. Die Eucharistie ist Zeugnis, Garant und Vorwegnahme unserer Umgestaltung zur Communio, unserer eigenen und der der ganzen Welt.

            (4) Opfermahl: Wir haben teil an der Opferhingabe Christi

105. Die Eucharistie ist ein Opfermahl. Wie wir schon gesehen haben, wird in der Eucharistie das Kreuzesopfer repräsentiert, also vergegenwärtigt. In der Tat sind das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie ein einziges Opfer, dessen Ziel unsere Communio ist.

106. Im Alten Testament finden wir eine enge Verknüpfung zwischen „Bund“, „Opfer“ und „Opfermahl“ bzw. „Bundesmahl“. Im Buch Exodus (24,1-11) lesen wir, dass Gottes neue Beziehung zu seinem auserwählten Volk (der Bund) besiegelt wurde durch das Vergießen von Tierblut (Opfer) und das gemeinsame Essen von der Opferspeise (Kommunion). Mose sprach über das Blut: „Das ist das Blut des Bundes, den der Herr ... mit euch geschlossen hat“ (Ex 24,8). Danach besprengte er den Altar (Zeichen für Gott) und das Volk mit dem Blut, eine Gebärde, die die Lebensgemeinschaft zum Ausdruck bringt, die Gott zwischen sich und Israel geschaffen hat. Das gemeinsame Essen von der Opferspeise kann man als Opfermahl bezeichnen, durch das sich das Volk zu dieser Bundesbeziehung verpflichtete und durch das es eins wurde, da es an den Segnungen Gottes Anteil erhielt. Als dann die Zeit gekommen war, wurde ein neuer Bund verheißen, einer, der in die Herzen der Glaubenden eingraviert werden sollte (vgl. Jes 55,3; Jer 31,31-34).

107. In seinem öffentlichen Leben betonte Jesus die Notwendigkeit einer echten inneren Frömmigkeit anstatt bloßer äußerlicher Opfer und Rituale. Sein ganzes Leben war geprägt von selbstloser Liebe zu den Menschen. Im Brief an die Hebräer lesen wir: „Darum spricht Christus bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen: an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sagte ich: Ja, ich komme – so steht es von mir in der Schriftrolle –, um deinen Willen, Gott, zu tun.“ (Hebr 10,5-7)  Die Sendung Jesu bestand ganz und gar darin, sein Leben hinzugeben, sodass wir eins seien. Die Mähler, die er mit anderen teilte, machen dieses Bestreben deutlich. Seine „Liebe bis zur Vollendung“, wie Johannes es ausdrückt (Joh 13,1), vollendete sich in seinem Leiden und seinem Tod.

108. Beim Letzten Abendmahl hinterließ uns Jesus sozusagen eine Deutung seines Opfertodes am Kreuz. Er bezog die Worte des Mose auf sich: „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes“ (Mt 26,28) oder, wie wir bei Lukas lesen: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,20). Er deutet seinen Tod als stellvertretendes Leiden für uns. Wenn er auf seinem Weg nach Jerusalem gesagt hatte, „der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45), so hat er dies am Kreuz bis zum Äußersten durchlebt. Das Opfer Jesu war nicht ein „Ding“. Es war seine Selbsthingabe aus Liebe. Er selbst und sein Opfer sind eins. Er ist Opferpriester und Opfergabe in einem. Der Apostel Paulus sollte diesen Gedanken weiter vertiefen, wenn er ausführt, dass Jesus nach dem Willen Gottes unsere Stelle am Kreuz eingenommen hat: „Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden“ (2 Kor 5,21). Er, der Sohn Gottes, „entäußerte sich“ um unsertwillen, damit wir am Leben Gottes Anteil erhalten. Er sollte die Gottferne und die Todesverlassenheit erfahren, damit wir Gott erkennen, der uns nahe ist, der mit uns ist, der unter uns ist in unserer Communio miteinander. Paulus schreibt: „Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen“ (2 Kor 8,9).

109. Wir haben also Anteil an der Communio, die eine Frucht des Opfers Christi ist und die wir als Geschenk empfangen. Aber in der Messfeier erhalten wir zudem das Vorrecht, uns dem Opfer Christi anzuschließen. Schon in unserer Taufe hat Christus uns in sein Opfer hineingezogen, da wir Glieder an seinem Leib wurden. Wir bringen uns selbst Tag für Tag als „lebendiges und heiliges Opfer“ (Röm 12,1) dar. Aber in der Messe sind Christus und seine Kirche vereint im Opfer des Lobes, wie wir im Vierten Eucharistischen Hochgebet hören: „Sieh her auf die Opfergabe, die du selbst deiner Kirche bereitet hast, und gib, dass alle, die Anteil erhalten an dem einen Brot und dem einen Kelch, ein Leib werden im Heiligen Geist, eine lebendige Opfergabe in Christus zum Lob deiner Herrlichkeit.“ Unser Gebet, unser Lobpreis und unsere Selbsthingabe werden in sein Opfer hineingenommen, das die Kirche darbringt „durch ihn, mit ihm und in ihm“. In der Eucharistie wird das Opfer Christi auch zum Opfer der Glieder an seinem Leib. Der heilige Augustinus schreibt:

„... dass die gesamte erlöste Gemeinde, d. i. die Vereinigung und Gemeinschaft der Heiligen, als ein allumfassendes Opfer Gott dargebracht wird durch den Hohenpriester, der seinerseits auch sich für uns, damit wir der Leib eines so erhabenen Hauptes seien, dargebracht hat in seinem Leiden nach seiner Knechtsgestalt. Denn diese hat er dargebracht, in dieser wurde er dargebracht, weil er in ihr Mittler ist, in ihr Priester und Opfer zugleich. [...] Das ist das Opfer der Christen: ‚die vielen ein Leib in Christus’. Dieses Opfer feiert die Kirche auch durch das den Gläubigen bekannte Sakrament des Altares, worin ihr vor Augen gehalten wird, dass sie in dem, was sie darbringt, selbst dargebracht wird.“[58]

110. Das auf dem Altar gegenwärtige Opfer Christi gibt allen Generationen von Christen die Möglichkeit, mit seinem Opfer vereint zu sein. In den römischen Katakomben wird die Kirche oft als eine betende Frau dargestellt, mit weit ausgebreiteten Armen, in der Haltung einer Orante. Ihre Haltung erinnert an Jesus, der mit ausgestreckten Armen am Kreuz hing. Die Aussage ist eindeutig: In der Communio mit Christus opfert sich die Kirche selbst und tritt fürbittend für alle ein.[59]  Was ist das, was wir darbringen können? Wir bieten Gott unsere Leiden und Gebete an, unsere Arbeiten und unsere Taten der Liebe. Wenn wir sie mit Christus und seiner Ganzhingabe verbinden, erhält alles einen neuen Wert. Auch das Unscheinbarste, das wir darbringen, erhält einen neuen Wert. Wenn wir uns für die selbstlose Liebe Jesu Christi öffnen, berührt und verwandelt er alle unseren begrenzten Bemühungen, eine Communio miteinander aufzubauen. Durch die Vereinigung mit der Selbsthingabe Jesu wird alles von Liebe durchdrungen. Das ist keine geringfügige Sache. Indem wir uns selbst und die Welt um uns mit dem Opfer Christi verbinden, leisten wir einen Beitrag zu dem, was Teilhard de Chardin die „Amorisation“ (die Verwandlung in Liebe, von „amor“, dem lateinischen Wort für Liebe) des Alls nannte.

111. Unsere Teilhabe an der Selbsthingabe des Sohnes wird zu einem Gebet, nicht nur für die Lebenden, sondern auch für die heimgegangenen Brüder und Schwestern, die in Christus gestorben, aber noch nicht vollkommen in der Liebe geläutert sind. Der heilige Cyrill von Jerusalem schreibt: „Dann beten wir auch für ... alle vor uns Entschlafenen ..., obwohl sie Sünder sind! Wir ... bringen den geopferten Christus für unsere Sünden dar. So machen wir uns und ihnen den menschenliebenden Gott geneigt.“[60]  Aber nicht nur das! Unser Gebet geschieht in der Communio mit denen, die schon in der Herrlichkeit des Himmels sind, besonders mit Maria. „Die Kirche bringt das eucharistische Opfer in Gemeinschaft mit der heiligen Jungfrau Maria dar sowie im Gedenken an sie und alle Heiligen. In der Eucharistie steht die Kirche mit Maria gleichsam zu Füßen des Kreuzes, mit dem Opfer und der Fürbitte Christi vereint.“[61]

VI. Die Kommunionriten: Wir sagen „Amen“ zu dem, was wir sind

Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn. (Lk 24,31)

a) Wir empfangen die heilige Kommunion

112. Die Kommunionriten ergeben sich logisch aus der Dramaturgie der Eucharistiefeier, die wir bisher betrachtet haben. Die Gemeinde hat sich an einem Ort versammelt. Gottes Heilsplan ist vor uns ausgebreitet worden, als die Heiligen Schriften verkündet wurden, und unsere Antwort darauf haben wir in der Darbringung der Gaben zum Ausdruck gebracht. Das Dankgebet wurde gesprochen. Brot und Wein wurden verwandelt in den Leib und das Blut Christi, und auch wir selbst wurden umgestaltet in einen Leib und einen Geist in Christus. Jetzt ist die Zeit gekommen, die heilige Kommunion zu empfangen.

113. Das Vaterunser eröffnet die Kommunionriten. Eingefügt zwischen dem Eucharistischen Hochgebet und der Kommunionspendung „fasst es einerseits alle Bitten und Fürbitten, die in der Epiklese geäußert werden, zusammen, andererseits bittet es um Einlass zum himmlischen Hochzeitsmahl, welches in der sakramentalen Kommunion vorweggenommen wird“[62]. Das Gebet des Herrn ist das Grundgebet der Kirche. Es zeigt uns, wer wir sind, und zugleich offenbart es uns den Vater. In der Communio mit Christus können wir darauf vertrauen, dass wir mit Christus die Schwelle der göttlichen Heiligkeit überschreiten und erkennen können, dass wir einen Vater haben und dass wir alle Schwestern und Brüder sind. Das bringen wir auch im Austausch des Friedensgrußes zum Ausdruck.

114. In Nr. 80 der Grundordnung des Römischen Messbuchs lesen wir: „Da die Eucharistiefeier das österliche Mahl ist, ist es angebracht, dass die in rechter Weise disponierten Gläubigen nach der Weisung des Herrn seinen Leib und sein Blut als geistliche Speise empfangen. Darauf sind die Brotbrechung und die anderen vorbereitenden Riten ausgerichtet, wodurch die Gläubigen zur Kommunion unmittelbar hingeführt werden.“ Die Brotbrechung ist ein symbolischer Akt, der uns zeigt, dass wir alle an dem einen Brot vom Himmel teilhaben, das wir jetzt empfangen werden. Bei der Brotbrechung wird ein Stückchen der Hostie (fermentum genannt) dem Kelch beigemischt. Nach einer möglichen Deutung soll uns dieser alte Brauch daran erinnern, dass jede Eucharistiefeier in Einheit mit dem Bischof von Rom geschieht. Mehrere Jahrhunderte lang sandte der Papst ein Stückchen des in seiner Messfeier konsekrierten Brotes an die Priester, die an ihren Orten der Eucharistie vorstanden, um zu bestätigen, dass sie die Eucharistie in der Communio mit ihm feierten. Dieses Brotstücken (fermentum genannt) wurde dann vor der Kommunion dem Kelch beigemischt, um zu unterstreichen, dass die Eucharistie das Sakrament der Einheit der Kirche ist. Der Begriff fermentum (Sauerteig) deutete möglicherweise auch darauf hin, dass die Eucharistie der Sauerteig des christlichen Lebens ist und dass die Christen durch die Eucharistie, geeint in dem einen Leib Christi, wie ein Sauerteig die ganze Welt durchdringen sollen.

115. Da die Eucharistie, die wir empfangen, „Brot vom Himmel“ und „Kelch des Heiles“ ist, ermahnt uns der heilige Justin: „Niemand darf daran teilnehmen, als wer unsere Lehren für wahr hält, das Bad zur Nachlassung der Sünden und zur Wiedergeburt empfangen hat und nach den Weisungen Christi lebt.“[63]  Wenn der Kommunionspender uns die Hostie zeigt und sagt „Der Leib Christi“, dann ist darin auch die Frage eingeschlossen, ob wir selbst der Leib Christi sind, das heißt, ob wir in der Communio mit Christus und mit seinen Schwestern und Brüdern leben. Und wenn wir dazu „Amen“ sagen können, dann dürfen wir den Leib Christi als unsere Nahrung empfangen.

116. Wir empfangen den Leib Christi, sodass wir gemeinsam wahrhaft und in zunehmendem Maß der Leib Christi in der Welt sein können. Wie der heilige Augustinus von Hippo es formuliert: „In der Eucharistie sollen wir sein, was wir sehen, und empfangen, was wir sind.“ Und er fährt fort: „Du antwortest ‚Amen’ auf das, was du bist, und durch deine Antwort sagst du Ja dazu; denn du hörst ‚Der Leib Christi’ und du antwortest ‚Amen’.“ [64]  Dieses Amen, das wir sagen, wenn wir die Kommunion empfangen, ist die Fortsetzung des großen Amen, in dem wir bekennen, dass wir bereit sind, in die lebendige Communio einzutreten, die Christus uns durch seinen Tod und seine Auferstehung eröffnet hat.

b)  Die Eucharistie macht uns eins

117. Die herausragende Wirkung der Eucharistie, wie der heilige Thomas von Aquin und viele andere in der Tradition gelehrt haben, ist unsere wirkliche, mystische Einverleibung in Christus. In diesem Sinn deutet zum Beispiel der heilige Augustinus die Tatsache, dass Jesus in der Kommunion sich uns hingibt, wenn er sagt: „Ich bin das Brot der Starken: wachse und du wirst mich essen. Und nicht du wirst mich in dich verwandeln wie die Speise für deinen Leib, sondern du wirst in mich gewandelt werden.“ [65] Auch der große mittelalterliche Theologe Albert der Große lehrt: „Dieses Sakrament verwandelt uns in den Leib Christi, und zwar so, dass wir Bein von seinem Bein und Fleisch von seinem Fleisch, Glieder von seinen Gliedern werden.“[66]  Und als guter Lehrer erläutert er das Gemeinte: „Immer wenn zwei Dinge sich so vereinen, dass das eine im andern aufgeht, verwandelt das mächtigere das schwächere in sich selbst. Da nun diese Speise eine Kraft hat, die mächtiger ist als jene, die sie essen, verwandelt diese Speise jene, die sie essen, in sich selbst.“[67]  Und voll Dankbarkeit ruft er aus: „Welchen Dank schulden wir Christus, der uns mit seinem Leben spendenden Leib in sich selbst verwandelt, sodass wir sein heiliger, reiner und göttlicher Leib werden.“[68]  Die heilige Theresia vom Kinde Jesu, eine Kirchenlehrerin aus jüngerer Zeit, schreibt: „Jeden Morgen verwandelt Jesus eine weiße Hostie in sich selbst, um dir sein Leben mitzuteilen. Nicht genug damit, mit einer Liebe, die noch viel größer ist, möchte er dich in sich verwandeln.“[69]  Das Zweite Vatikanische Konzil zitiert Papst Leo den Großen: „Nichts anderes wirkt die Teilhabe an Leib und Blut Christi, als dass wir in das übergehen, was wir empfangen.“[70]

118. Wenn wir diese herausragende Wirkung der Eucharistie betrachten, unsere Umwandlung in Christus, dann können wir ermessen, was es bedeutet, dass die Eucharistie uns auf einzigartige Weise zu einem Leib und einer Seele macht. Papst Benedikt führt aus, dass dieser Umwandlungsprozess, der schon in der Wandlung von Brot und Wein begonnen hat, jetzt an Bedeutung zunimmt und zu weiteren Veränderungen führt:

„Leib und Blut Jesu Christi werden uns gegeben, damit wir verwandelt werden. Wir selber sollen Leib Christi werden, blutsverwandt mit ihm. Wir essen alle das eine Brot. Das aber heißt: Wir werden untereinander eins gemacht. Anbetung wird, so sagten wir, Vereinigung. Gott ist nicht mehr bloß uns gegenüber der ganz Andere. Er ist in uns selbst und wir in ihm. Seine Dynamik durchdringt uns und will von uns auf die anderen und auf die Welt im Ganzen übergreifen, dass seine Liebe wirklich das beherrschende Maß der Welt werde.“[71]

119. So entsteht eine neue Lebensgemeinschaft, die alle unsere Erfahrungen des Miteinander-Teilens übersteigt und eine wahre menschliche Gemeinschaft hervorbringt. Die einigende Kraft des Leibes Christi kann alle Kräfte, die in uns selbst und in der Welt um uns die Einheit zu zerstören versuchen, überwinden. Papst Benedikt vergleicht diesen ganzen Prozess mit einer „Kernspaltung im Innersten des Seins“. „Nur von dieser innersten Explosion des Guten her, die das Böse überwindet, kann dann die Kette der Verwandlungen ausgehen, die allmählich die Welt umformt.“[72]

120. Durch den Empfang der Eucharistie sind wir aufgerufen, in Wort und Tat einer neuen Zukunft Gestalt zu geben, sodass diese Zukunft jetzt schon als gegenwärtig erahnt und erfahren werden kann und wir spüren können, was wir einmal sein werden. Augenblicke des Schweigens und der Stille in unseren Eucharistiefeiern bieten die Gelegenheit, nicht nur über Vergangenes nachzudenken und Gegenwärtiges zu feiern, sondern unsere Herzen auch zu öffnen für die Zukunft, die Gott verheißen hat, die vollendete Communio mit Christus und untereinander. Die Eucharistie öffnet uns die Augen unseres Herzens, sodass wir einen Schimmer des neuen Himmels und der neuen Erde erhaschen können.

c) Geistliche Kommunion

121. Nicht alle, die an der Messfeier teilnehmen, mögen in der Lage sein, die Kommunion in dieser Messe zu empfangen, aber jede und jeder ist imstande, die so genannte „geistliche Kommunion“ zu vollziehen, indem sie sich in einem Akt der Anbetung in die Dynamik der Selbsthingabe hinein begeben, die in der Messe gefeiert wird. Die heilige Teresa von Avila schreibt: „Wenn du die Kommunion nicht empfängst und nicht an der Messfeier teilnimmst, kannst du eine geistliche Kommunion vornehmen, was eine überaus nützliche Praxis ist. Die Liebe Gottes wird dadurch machtvoll in dich eingesenkt.“[73]  Wir sind alle geeint durch den Heiligen Geist. Jene, die nicht in der Lage sind, die Kommunion zu empfangen, können in ihrem Herzen die Sehnsucht danach wecken und sich und ihren Schmerz in diesem Augenblick mit dem Opfer Jesu Christi vereinigen. In neuerer Zeit wurde es vielerorts üblich, jene, die die sakramentale Kommunion nicht empfangen können, wie z. B. Kinder vor der Erstkommunion oder nichtkatholische Erwachsene, zum Empfang eines Segens vortreten zu lassen.

VII. Die Abschlussriten:
Wir sind eins, auf dass alle eins seien


Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr... Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt... Da erzählten ... sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

a) Die Entlassung

122. Der vom Diakon oder vom Priester gesprochene Ruf „Gehet hin in Frieden“ ist ein Entlassruf und zugleich ein Ruf der Sendung, „damit jeder Gott lobend und preisend zu seinen guten Werken zurückkehre“[74]. Die Entlassung der Emmausjünger hat etwas Geheimnisvolles an sich. Unmittelbar nachdem sie den auferstandenen Christus erkannt hatten, entschwand er ihren Augen. Wie sollen wir das deuten? Es ist gut, die Aufmerksamkeit auf dieses Detail zu lenken; denn wir erfahren hier etwas Wichtiges über die Auswirkung unserer Begegnung mit Christus in der Eucharistie. Als die beiden Jünger sich dem Wort Gottes geöffnet und die Eucharistie in ihr Leben aufgenommen hatten, konnten sie das österliche Leben, das Jesus Christus ihnen geschenkt hatte, übernehmen und seine Gegenwart in der Welt bezeugen: „Für mich ist Christus das Leben“ (Phil 1,21). Sie sind umgestaltet in Christus. Christus setzt sein Leben sozusagen in ihnen und unter ihnen fort. Wir denken hier an ein Gebet, das der heiligen Teresa von Avila zugeschrieben wird: „Christus hat jetzt keinen anderen Leib als den deinen, keine anderen Hände als die deinen, keine anderen Füße als die deinen. Durch deine Augen muss jetzt das Erbarmen Christi in die Welt schauen. Mit deinen Füßen muss er umherziehen und Gutes tun. Mit deinen Händen muss er jetzt segnen.“ Wir selbst sind es, die jetzt gemeinsam die Wege Christi weitergehen auf den Pfaden der Welt.

123. So wie der gekreuzigte und auferstandene Christus seine Gegenwart uns in der Eucharistie auf vielfältige Weise vermittelt, besonders am zweifachen Tisch des Wortes und der Eucharistie, so werden in der Liturgie des Lebens wir selbst es sein, wir, die „zwei oder drei“, die in seinem Namen versammelt sind, die jetzt seine Gegenwart vermitteln müssen, damit sie durch uns für andere ertastbar und sichtbar wird (vgl. Mt 18,20). Es wird unser Glaube sein, der in der Liebe wirksam ist (vgl. Gal 5,6), der die Wärme und Freude der Eucharistie mit anderen teilen muss. In einem gewissen Sinn können wir noch weiter gehen und sagen, dass der gekreuzigte und auferstandene Christus, der in der Kraft des Geistes der Kirche vorangeht und uns versammelt und mit seinem Wort und Sakrament nährt, dass dieser Christus auch die Frucht unseres Zeugnisses für ihn (das selbst wieder sein Geschenk an uns ist!) in der Kirche sein will. Zitieren wir die Dienerin Gottes Dorothy Day: „Wir müssen die Gegenwart Gottes praktizieren. Er sagte, wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, dann ist er selbst in ihrer Mitte. Er ist bei uns in unseren Küchen, an unseren Tischen, in den Menschenschlangen vor unseren Armentafeln, bei unseren Gästen, auf unseren Farmen... Was wir tun können, ist nicht viel. Aber es ist so wie bei dem Jungen mit seinen paar Broten und Fischen. Christus nahm sie und vermehrte sie. Er wird den Rest machen.“[75]

b) Von der Fußwaschung Jesu lernen

124. Die Abschlussriten senden uns aus, damit wir eucharistisch leben. Wenn wir verstehen wollen, was damit gemeint ist, können wir auf Jesus schauen, der uns in der Fußwaschung ein Beispiel gegeben hat, das seine selbstlose, hingebende Liebe widerspiegelt, deren wir in der Messfeier gedenken. Im vierten Evangelium wird uns das Letzte Abendmahl als der Ort vorgestellt, wo Jesus durch letzte symbolische Handlungen gezeigt hat, was die Eucharistie zuinnerst bedeutet und welche sozialen und zwischenmenschlichen Konsequenzen sich daraus ergeben. Seine „Liebe bis zur Vollendung“ (Joh 13,1) wurde offenbar, als Jesus den Jüngern die Füße wusch. Er legte sein Obergewand ab und vollzog an ihnen diesen niederen Dienst; aus Liebe machte er sich zum Sklaven, um seinen Freunden zu dienen. In diesem symbolischen Akt der Fußwaschung gibt Jesus den Jüngern ein Beispiel des Dienens, dem sie folgen sollen; sie sollen Ihr Leben füreinander hingeben: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13,15); auch ihr sollt einander die Füße waschen (vgl. Joh 13,14).

125. Später, in den Abschiedsreden, wird Jesus nochmals sein neues Gebot verkünden, das uns auch in der Eucharistie entgegen tritt: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,12) Dadurch, dass wir einander dienen, können andere sehen, dass wir Jünger Jesu Christi sind (vgl. Joh 13,34 f.). „Eucharistisch leben“ bedeutet, dass wir uns dieser Verantwortung stellen und am Aufbau einer Welt mitarbeiten, die durchtränkt ist von der Logik einer geschwisterlichen Communio, die uns die Eucharistie schenkt und lehrt. In der Messe werden wir „mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel“ (Eph 1,3). Jetzt öffnet sich die Tür, damit wir hinausgehen und in unserem Leben und mit unseren Worten das Evangelium bezeugen. Jede und jeder von uns verlässt die Versammlung, um unsere verschiedenen Wege zu gehen, aber wir sind nicht allein gelassen. Wir behalten einander im Herzen, um das fortzusetzen, was sich in der Eucharistie an uns ereignet hat und immer wieder ereignet, nämlich Beziehungen aufzubauen und zu stärken und in Communio zu leben, wo immer wir sind. Auch in der eucharistischen Anbetung außerhalb der Messe wird all das fortgesetzt und intensiviert, was in der Feier der Eucharistie selbst geschieht.[76]

126. Wenn wir die Messe verlassen, beginnt das, was wir gefeiert haben, allmählich seine Wirkung zu entfalten. „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ (2 Kor 13,13), die wir erfahren haben, bleiben in uns und tragen Frucht. Wir können zuversichtlich hinausgehen, denn in der Messe hat die Kirche den Vater gebeten, „den Heiligen Geist zu senden, damit dieser das Leben der Gläubigen zu einer lebendigen Opfergabe für Gott mache: durch die geistige Umgestaltung nach dem Bild Christi, durch die Sorge um die Einheit der Kirche und durch die Beteiligung an seiner Sendung im Zeugnis und im Dienst der Liebe“.[77]

VIII. Schlusswort

127. Pierre Julien Eymard, der Gründer der Kongregation vom heiligsten Sakrament, schrieb: „Jesus Christus will uns sein Andenken hinterlassen…, sein Meisterstück, das unaufhörlich seine Liebe zur Menschheit bekundet. Er ist der Erfinder dieses Meisterstücks, seine Hände haben es gestaltet, er schenkt es uns als seine wertvollste Gabe. Er macht es zu seinem letzten Vermächtnis; sein Tod verleiht diesem Meisterstück Leben und Herrlichkeit. Was ist dieses wertvollste Andenken an die Liebe Jesu Christi? Es ist die Eucharistie.“[78]  In unseren theologischen und pastoralen Überlegungen zur Vorbereitung auf den Eucharistischen Weltkongress haben wir uns mit diesem „Meisterstück“ Jesu Christi beschäftigt; wir haben es betrachtet unter der Rücksicht des Leitgedankens, der über dem Eucharistischen Kongress steht, der Communio mit Christus und untereinander.

128. Wenn wir diese Überlegungen nun beschließen, sind wir uns der Unzulänglichkeit unserer Worte bewusst. Wenn alles gesagt und getan ist, ist es vielleicht das Beste, einfach alle, die am Kongress teilnehmen, einzuladen: Kommt zur Eucharistie, nehmt Jesus Christus in euch auf, damit er mit seinem Licht und seiner Liebe eure Herzen verwandle. Heute, wie durch alle Jahrhunderte hindurch, lädt uns die Eucharistie leise aber hartnäckig ein, uns in das Obergemach zu begeben, wo die Eucharistie eingesetzt wurde und wo die Kirche als Gottes Familie geboren wurde, die ein Herz und eine Seele in der Communio mit Christus und untereinander ist. In diesem Obergemach entdecken wir in der Eucharistie den Herzschlag Jesu Christi, und wir erkennen, was er für uns getan hat. Er liebte uns bis zur Vollendung, so sehr, dass er – in der Eucharistie – bei uns bleibt, zu jeder Zeit und an jedem Ort, und zwar in dem, worin seine Liebe in höchstem Maß zum Ausdruck kommt, in seinem Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung. Die heilige Theresia vom Kinde Jesu sprach aus der Tiefe ihres Herzens, als sie, überwältigt von der ungeschuldeten Liebe, die uns in der Eucharistie begegnet, ausrief: „O Jesus, lass mich es dir sagen: deine Liebe reicht bis zur Torheit. ... Wie sollte angesichts dieser Torheit mein Herz dir nicht entgegenstürzen?“[79]

129. Der Eucharistische Kongress bietet die Gelegenheit, uns neu von diesem Geschenk der Liebe ergreifen zu lassen und in unseren Herzen die Liebe zu Jesus Christus zu erneuern, der will, dass wir vollkommen in der Liebe und heilig werden (vgl. 1 Thess 4,3), dass wir nach Heiligkeit streben, nicht als eine persönliche Leistung, sondern als ein Beitrag zum Aufbau einer geschwisterlichen Welt. Unsere Communio steht im Dienst universeller Solidarität. Wir überlassen das Schlusswort dieses Dokuments einer jungen Frau, die erst kürzlich selig gesprochen wurde, Chiara Luce Badano, die aus der Liebe zur Eucharistie die Kraft schöpfte, trotz ihrer geschwächten Gesundheit für andere zu leben. Die Eucharistie schenkte ihr Leben, Licht und Liebe, so sehr, dass dies ihre letzten Worte zu ihrer Mutter sein konnten: „Sei glücklich, denn ich bin es auch“. Es ist das Glück der Communio mit Christus und untereinander.


[1] Vgl. Gaudium et Spes (GS), 4.

[2] Vgl. Patrick Corish, The Irish Catholic Experience, Dublin 1985, S. 246.

[3] Vgl. Benedikt XVI, Schreiben an die Katholiken Irlands (19.03.2010)

[4] Ebd., 5.

[5] Anglikanisch/Römisch-Katholische Internationale Kommission, Schlussbericht, Einleitung, Windsor 1981, Nr. 5-6, zitiert nach: Harding Meyer u. a. (Hg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung 1931-1982, Paderborn/Frankfurt/M. 1983, S. 137.

[6] Vgl. Lumen gentium (LG), 1-4.

[7] Johannes Paul II., Novo Millennio ineunte (2001), 43, deutsch in: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls (VAS) 150.

[8] GL, 11. Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche (KKK), 1322-1419.

[10] Der volkstümliche Hymnus Audite omnes von Secundinus, einem Zeitgenossen und Mitmissionar des hl. Patrick, geht auf Patrick und die Eucharistie ein. Der Text dieses Hymnus findet sich im Antiphonar von Bangor. (Eine englische Übersetzung bietet Ludwig Bieler, The Works of St. Patrick, London 1953.) Die Instructio XIII des hl. Kolumban ist ein schöner und zutiefst mystischer Text über die Eucharistie, ganz in der Sprache des Johannesevangeliums (vgl. Lektionar zum Stundenbuch I/8, Freiburg u. a. 1979, S. 21 f. und 25 f., Dienstag und Mittwoch der 28. Woche im Jahreskreis.) Eine  kritische Ausgabe der Werke des hl. Kolumban ist G. S. M. Walker, Sancti Columbani Opera. Scriptores Latini Hiberniae, Bd. 11, Dublin 1957. Vgl. Finbarr Clancy, Vive in Christo ut Christus in te, The Christology of St. Columbanus, in: T. Finan & V. Twomey (Hg.), Studies in Patristic Christology, Dublin 1998, S. 163-195. Eucharistische Hymnen finden sich auch im Stowe Missal aus dem 9. Jh.

[11] Text und Kommentar in Vincent Ryan, The Shaping of Sunday: Sunday and Eucharist in the Irish Tradition, Dublin 1997.

[12] Vgl. T. Lane, Reflecting on Knock: Before our merciful Lamb, Dublin 2007.

[14] Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Der Gebrauch der Volkssprache bei der Herausgabe der Bücher der römischen Liturgie Liturgiam authenticam (2001), deutsch in: VAS 154.

[16] Vgl. Kardinal Walter Kasper, Harvesting the Fruits. Basic Aspects of Christian Faith in Eucmenical Dialogue, Continuum, London 2009, deutsche Übersetzung: Die Früchte ernten. Grundlagen christlichen Glaubens, Paderborn 2011.

[17] Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Ut unum sint (1993), 9, deutsch in: VAS 121.

[18] Ebd., 35.

[19] GS, 22.

[20] GS, 11 und 45.

[21] Vgl. Schlussdokument der Außerordentlichen Bischofssynode 1985, deutsch in: VAS 68 68; Johannes Paul II., Novo Millennio ineunte (2001), 43, deutsch in: VAS 150; Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est (2005), 1, deutsch in: VAS 171.

[22] Vgl. Novo Millennio ineunte, 43, deutsch in: VAS 150.

[23] Gerhard Lohfink, Braucht Gott die Kirche? Zur Theologie des Volkes Gottes, Freiburg 1998, S. 81.

[24] Vgl. LG, 14-16; GS, 92; Paul VI., Enzyklika Ecclesiam suam (1964), Nr. 96-114.

[25] Johannes Paul II., Schreiben Dominicae cenae (1980), Nr. 6, deutsch in: VAS 15.

[26] Johannes Paul II. Enzyklika Ecclesia de eucharistia (2003), Nr. 8, deutsch in: VAS 159.

[27] KKK, 1325.

[28] Zweite Vesper am Hochfest des Leibes und Blutes Christi, Antiphon zum Magnificat.

[29] Siehe SC, 27, 48.

[30] Justin, Apologie, I, 67: PG 6,429, zitiert nach Bibliothek der Kirchenväter, Bd. 12, übers. v. Gerhard Rauschen, Kempten u. a. 1913, S. 136.

[31] Ignatius von Antiochien, Ad Philad., 5, PG 5,699-700, zitiert nach Schriften des Urchristentums, Bd. 1, Die Apostolischen Väter, hgg. von Joseph A. Fischer, Darmstadt 1993, S. 197.

[32] Caesarius von Arles, Predigt, 78,2: PL 39, 2319, eigene Übersetzung.

[33] Hieronymus, Comm. in Eccles.: PL 23, 1092, eigene Übersetzung.

[34] Hieronymus, Comm. in Isaias, Prol.: PL 24, 17, eigene Übersetzung.

[35] Siehe besonders Dei Verbum (DV).

[36] SC, 51.

[37] Grundordnung des Römischen Messbuchs (GORM), 28.

[38] SC, 7, vgl. auch 33.

[39] Pastorale Einführung in das Messlektionar (PEM), 4.

[40] Johannes Chrysostomus, In Ev. Matth., 5,1: PG 57,55, zitiert nach Bibliothek der Kirchenväter, Bd. 23, übers. v. Johannes Chr. Baur, Kempten u. a. 1915, S. 84.

[41] PEM, 24, vgl. SC, Nr. 35, 2.

[42] Vgl. Ritenkongregation, Instruktion Inter Oecumenici (1964), Nr. 54.

[43] KKK, 197.

[44] LG, 4. Siehe Cyprian, De Orat. Dom. 23: PL 4,583.

[45] KKK, 1350.

[46] Justin, Apologie, I, 67: PG 6,329, zitiert nach Bibliothek der Kirchenväter, Bd. 12, übers. v. Gerhard Rauschen, Kempten u. a. 1913, S. 136.

[47] Johannes Chrysostomus, In Ev. Matth., 50,3.4: PG 58, 509, zitiert nach Bibliothek der Kirchenväter, Bd. 26, übers. v. Johannes Chr. Baur, Kempten u. a. 1916, S. 107-109.

[48] KKK, 1369.

[49] Luis Alonso Schökel, Eucharistie feiern. Biblische Meditationen zum Verständnis der heiligen Messe. München 1989, S. 84.

[50] Siehe SC, 47. Siehe auch Ad Gentes (AG), 14.

[51] Anglikanisch/Römisch-Katholische Internationale Kommission, Die Lehre von der Eucharistie, Windsor 1971, Nr. 5; vgl. 3, deutsch in: Harding Meyer u. a. (Hg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung 1931-1982, Paderborn/Frankfurt a. M. 1983, S. 140 f.

[52] KKK, 1085.

[53] Augustinus, Confessiones, IX, 11, 27: PL 32, 775, zitiert nach Augustinus, Bekenntnisse, übers. v. Joseph Bernhart, Frankfurt/M. u. a. 1955, S. 166.

[54] Konzil von Trient (1551), DS 1642.

[55] Anglikanisch/Römisch-katholische Internationale Kommission, Die Lehre von der Eucharistie: Erläuterung (S (Salisbury 1979), Nr. 6, zitiert nach: Harding Meyer u. a. (Hg.), Dokumente wachsender Übereinstimmung 1931-1982, Paderborn/Frankfurt/M., 1983, S. 146.

[56] Vgl. Paul VI, Enzyklika Mysterium Fidei (1965), Nr. 45. Vgl. Konzil von Trient, Dekret über die Eucharistie, Kap. 1.

[57] Irenäus von Lyon, Adv. Haer., Gegen die Häresien V, 2, 3, übersetzt von Norbert Brox, Fontes Christiani, Bd. 8/5, Freiburg u. a. 2001, S. 35.

[58] Augustinus, Gottesstaat, 10,6: PL 41, 283; vgl. Röm 12,5, zitiert nach: Bibliothek der Kirchenväter, Bd. 16, übers. v. Alfred Schröder, Kempten u. a. 1914, S. 82.

[59] Vgl. KKK, 1368.

[60] Cyrill von Jerusalem, Catech. Myst. 5, 9 und 10; PG 33, 1116-1117, zitiert nach: Cyrill von Jerusalem, Mystagogische Katechesen, übers. v. Georg Röwerkamp, Fontes Christiani, Bd. 7, Freiburg u. a. 1992, S. 154 f.

[61] KKK, 1370.

[62] Ebd., 2770.

[63] Justin, Apologie, I, 66; PG 6:428, zitiert nach Bibliothek der Kirchenväter, Bd. 12, übers. v. Gerhard Rauschen, Kempten u. a. 1913, S. 134 f.

[64] Augustinus, Predigten, 272; PL 38,1246-1248, eigene Übersetzung.

[65] Augustinus, Confessiones, VII, 10: PL 32,742, zitiert nach Augustinus, Bekenntnisse, übers. v. Joseph Bernhart, Frankfurt/M. u. a. 1955, S. 120.

[66] Albert der Große, De Euch., D. 3 tr. 1, c. 5, eigene Übersetzung.

[67] Albert der Große, In IV Sent., D. 9, a.2, eigene Übersetzung.

[68] Albert der Große, De Euch., D. 3, tr. 1, c. 8, n. 2, eigene Übersetzung.

[69] Poésie de Sainte Thérèse de l’Enfant-Jesus, Office centrale de Lisieux, 1951, S. 31, eigene Übersetzung.

[70] LG, 26. Siehe Leo der Große, Serm. 63, 7; PL 54, 357 C.

[71] Benedikt XVI., Weltjugendtag 2005 in Köln, Predigt beim Abschlussgottesdienst am 21.08.2005, VAS 169, Bonn 2005, S. 86.

[72] Ebd.

[73] Teresa von Avila, Camino de Perfección, Kap. 35, eigene Übersetzung.

[74] GORM, 90c.

[75] Dorothy Day, in: The Catholic Worker, 1940.

[76] Vgl. Kommunionspendung und Eucharistieverehrung außerhalb der Messe (21.06.1973), Freiburg u. a. 1976, Nr. 81, S. 51.

[77] KKK, 1109.

[78] Pierre Julien Eymard, Œvres complêtes, XIII, S. 819, PD 42,6, eigene Übersetzung.

[79] Geschichte einer Seele, Selbstbiographie der hl. Theresia vom Kinde Jesu, Kirnach-Villingen 1928, Kap. 11, 50, S. 225.

 

 

 

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