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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE DRITTE GRUPPE DER ARGENTINISCHEN BISCHÖFE
ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES


Donnerstag, 30. April 2009

 

Liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!

1. Es ist für mich ein Grund zu großer Freude, mich mit dieser Gruppe von Bischöfen der Kirche in Argentinien zum Abschluß ihres »Ad-limina«- Besuches zu versammeln. Ich begrüße euch ganz herzlich und wünsche euch, daß diese brüderliche Begegnung mit dem Nachfolger Petri euch helfe, den Herzschlag der universalen Kirche zu spüren und die Bande des Glaubens, der Gemeinschaft und der Disziplin zu festigen, die eure Teilkirche mit dem Apostolischen Stuhl verbinden. Gleichzeitig danke ich dem Herrn für diese neuerliche Gelegenheit, meine Brüder im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32) und an ihren Freuden und Sorgen, an ihren Erfolgen und Schwierigkeiten teilzunehmen.

Ich danke ganz herzlich für die liebenswürdigen Worte, die der Erzbischof von Tucumán und stellvertretende Vorsitzende der Argentinischen Bischofskonferenz, Luis Héctor Villalba, im Namen aller an mich gerichtet hat und mit denen er eure Gefühle der Liebe und Verbundenheit ebenso bekundete wie die der Priester, Ordensleute und gläubigen Laien eurer Gemeinden.

2. Liebe Brüder, Jesus, der Herr, hat uns ein Amt von höchster Bedeutung und Würde anvertraut, nämlich seine Botschaft des Friedens und der Versöhnung allen Völkern zu bringen, dem heiligen Volk Gottes mit väterlicher Liebe beizustehen und es auf dem Weg des Heils zu führen. Das ist eine Aufgabe, die zwar unsere persönlichen Verdienste und unsere armselige menschliche Fähigkeit bei weitem übersteigt, der wir uns aber mit Bescheidenheit und Hoffnung widmen, gestützt auf die Worte Christi: »Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, daß ihr euch aufmacht und Frucht bringt und daß eure Frucht bleibt« (Joh 15,16). Jesus, der Meister, der mit der Liebe eines Bruders und Freundes auf euch blickt, hat euch dazu berufen, mit ihm vertraut zu werden, und durch eure Weihe mit dem heiligen Öl der priesterlichen Salbung hat er die erlösende Kraft seines Blutes in eure Hände gelegt, damit ihr mit der Gewißheit, stets »in persona Christi capitis« zu handeln, inmitten des Volkes, das euch anvertraut ist, »lebendiges Zeichen des Herrn Jesus, des Hirten und Bräutigams, Lehrers und Hohenpriesters der Kirche« seid (Johannes Paul II., Pastores gregis, 7).

Bei der Ausübung seines Bischofsamtes muß sich der Bischof unter seinen Gläubigen stets verhalten wie der Diener (vgl. Lumen gentium, 27), wobei er sich ständig am Beispiel desjenigen inspiriert, der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (vgl. Mk 10,45). Tatsächlich ist Bischofsein ein Ehrentitel, wenn man ihn mit diesem Geist des Dienstes an den anderen lebt und demütig und uneigennützig an der Sendung Christi teilnimmt. Die häufige kontemplative Vertiefung in das Bild vom Guten Hirten wird euch bei euren Bemühungen für die Verkündigung und Verbreitung des Evangeliums als Vorbild und Ermutigung dienen, sie wird euch Ansporn sein, euch liebevoll und barmherzig um die Gläubigen zu kümmern, die Schwachen zu verteidigen und in einer beständigen und hochherzigen Zuwendung zum Gottesvolk zu leben (vgl. Pastores gregis, 43).

3. Als wesentlichen Teil eures bischöflichen Dienstes in der Kirche – ein wahres »amoris officium« (vgl. hl. Augustinus, In Io. Ev., 123,5) – möchte ich euch herzlich auffordern, in euren Diözesangemeinden die Übung der Nächstenliebe zu fördern, besonders gegenüber den bedürftigsten Menschen. Mit eurer Nähe und eurem Wort, mit der materiellen Hilfe und dem Gebet, mit der Aufforderung zu Dialog und Verständnis und mit dem Licht, das aus dem Evangelium kommt, sollt ihr ein konkretes und sichtbares Zeugnis der Liebe Christi unter den Menschen geben, um unablässig die Kirche als Familie Gottes aufzubauen, die stets gastfreundlich und barmherzig gegenüber den Ärmsten ist, so daß in allen Diözesen bei der Erfüllung des Auftrags Christi die Liebe vorherrsche (vgl. Christus Dominus, 16). Außerdem möchte ich angesichts des Aktivismus oder einer säkularisierten Sicht der karitativen Arbeit der Christen auch die Bedeutung des Gebetes bekräftigen (vgl. Deus caritas est, 37). Dieser ständige Kontakt mit Christus im Gebet verwandelt das Herz der Gläubigen dadurch, daß er es für die Bedürfnisse der anderen öffnet, ohne sich jedoch »nach den Ideologien der Weltverbesserung zu richten, sondern sich von dem Glauben führen zu lassen, der in der Liebe wirksam wird« (ebd., 33).

4. In besonderer Weise möchte ich euch die Priester, eure engsten Mitarbeiter, anvertrauen. Möge die Umarmung im Geiste des Friedens, mit der ihr sie am Tag ihrer Priesterweihe aufnehmt, tagtäglich lebendige Wirklichkeit sein und zur immer weiteren Vertiefung der Bande der Liebe, der Achtung und des Vertrauens beitragen, die euch kraft des Weihesakraments mit ihnen verbinden. Während ich die Opferbereitschaft und die Hingabe eurer Priester an ihren Dienst anerkenne, möchte ich auch sie auffordern, sich immer mehr dadurch mit dem Herrn zu identifizieren, daß sie sich durch ihre Tugenden und das gute Beispiel als wahre Vorbilder der Herde erweisen und die Herde Gottes liebevoll weiden (vgl. 1 Petr 5,2–3).

5. Ihre besondere Berufung läßt die gläubigen Laien danach trachten, das soziale Leben richtig zu gestalten und die irdischen Realitäten mit dem Licht des Evangeliums zu erleuchten. Mögen die Laien im Bewußtsein der in der Taufe übernommenen Verpflichtungen und von der Liebe Christi beseelt aktiv an der Sendung der Kirche wie auch am sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben ihres Landes teilnehmen! In diesem Sinn sollen sich die Katholiken unter ihren Mitbürgern durch die vorbildliche Erfüllung ihrer Bürgerpflichten sowie durch die Übung der menschlichen und christlichen Tugenden auszeichnen, die zur Verbesserung der persönlichen, sozialen und beruflichen Beziehungen beitragen. Ihr Engagement wird sie auch dazu veranlassen, besonders jene Werte zu fördern, die für das Gemeinwohl der Gesellschaft wesentlich sind: den Frieden, die Gerechtigkeit, die Solidarität, das Wohl der auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gegründeten Familie, den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod und das Recht und die Pflicht der Eltern, ihre Kinder entsprechend ihren eigenen moralischen und religiösen Überzeugungen zu erziehen.

Abschließend möchte ich euch bitten, allen Mitgliedern eurer Diözesankirchen meinen herzlichen Gruß zu überbringen. Sagt den Altbischöfen, den Priestern, den Seminaristen, den Ordensmännern und Ordensfrauen und allen gläubigen Laien, daß der Papst ihnen für ihr Wirken für den Herrn und die Sache des Evangeliums dankt, daß er auf ihre Treue zur Kirche hofft und vertraut. Liebe Bischöfe Argentiniens, ich danke euch für eure Hirtensorge und versichere euch meiner geistlichen Nähe und meines ständigen Gebets. Ich vertraue euch aus ganzem Herzen dem Schutz Unserer Lieben Frau von Luján (Nuestra Señora de Luján) an und erteile euch einen besonderen Apostolischen Segen.

 

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