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APOSTOLISCHE REISE
VON PAPST BENEDIKT XVI.
NACH KAMERUN UND ANGOLA
(17.-23. MÄRZ 2009)

BEGEGNUNG MIT DEN BISCHÖFEN VON KAMERUN

ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.

Kirche "Christ-Roi", Tsinga - Yaoundé
Mittwoch, 18. März 2009

 

... auf französisch:

Herr Kardinal,
liebe Brüder im Bischofsamt!

Diese Begegnung mit den Bischöfen der katholischen Kirche in Kamerun ist für mich eine große Freude. Ich danke dem Vorsitzenden eurer Bischofskonferenz, dem Erzbischof von Yaoundé, Simon-Vicot Tonyé Bakot, für die liebenswürdigen Worte, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Zum dritten Mal empfängt euer Land den Nachfolger Petri, und der Beweggrund meiner Reise ist, wie ihr wißt, vor allem eine Gelegenheit, um den Völkern des geliebten afrikanischen Kontinents zu begegnen und den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen das »Instrumentum laboris« der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika zu überreichen. Heute vormittag möchte ich durch euch alle Gläubigen, die eurer Hirtensorge anvertraut sind, liebevoll grüßen. Die Gnade und der Friede unseres Herrn Jesus Christus seien mit jedem von euch, mit allen Familien eures großen und schönen Landes, mit den Priestern, den Ordensmännern und Ordensfrauen, den Katechisten und allen, die mit euch in der Verkündigung des Evangeliums tätig sind!

In diesem dem hl. Paulus geweihten Jahr ist es besonders angebracht, uns der dringenden Notwendigkeit zu erinnern, das Evangelium allen zu verkünden. Dieser Auftrag, den die Kirche von Christus erhalten hat, bleibt eine Priorität, weil unzählige Menschen noch immer auf die Botschaft der Hoffnung und Liebe warten, die es ihnen erlauben wird, »befreit zu werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes« (Röm 8,21). Zusammen mit euch, liebe Brüder, sind daher alle eure Diözesangemeinschaften gesandt, vom Evangelium Zeugnis zu geben. Das Zweite Vatikanische Konzil hat nachdrücklich daran erinnert, daß »die missionarische Tätigkeit zuinnerst aus dem Wesen der Kirche hervorquillt« (Ad gentes, 6). Um das Volk Gottes bei dieser Aufgabe zu leiten und anzuspornen, müssen die Hirten zuallererst selbst Verkünder des Glaubens sein, um neue Jünger zu Christus zu führen. Die Verkündigung des Evangeliums ist das Wesensmerkmal des Bischofs, der auch wie der hl. Paulus ausrufen kann: »Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1 Kor 9,16). Um ihren Glauben zu stärken und zu läutern, brauchen die Gläubigen das Wort ihres Bischofs, der der Katechet im eigentlichen Sinn ist.

Um diesen Evangelisierungsauftrag zu übernehmen und über die Begegnungen im institutionellen Rahmen hinaus, die an sich notwendig sind, den vielfältigen Herausforderungen des Lebens in der heutigen Welt nachzukommen, muß die Hirten der Kirche eine tiefe Gemeinschaft verbinden. Die Qualität der Arbeiten eurer Bischofskonferenz, die das Leben der Kirche und der Gesellschaft in Kamerun gut widerspiegeln, ermöglicht euch, miteinander nach Antworten auf die vielfältigen Herausforderungen zu suchen, mit denen die Kirche konfrontiert wird, und durch eure Hirtenbriefe gemeinsame Weisungen zu geben, um den Gläubigen in ihrem Leben in Kirche und Gesellschaft zu helfen. Das lebendige Bewußtsein der kollegialen Dimension eures Dienstes muß euch dazu bewegen, untereinander die vielfältigen Formen der sakramentalen Brüderlichkeit herzustellen, die von gegenseitiger Annahme und Wertschätzung bis zu den unterschiedlichen Aufmerksamkeiten der Liebe und der konkreten Zusammenarbeit reichen (vgl. Johannes Paul II., Pastores gregis, 59). Eine wirksamere Zusammenarbeit zwischen den Diözesen, im besonderen hinsichtlich einer besseren Aufteilung der Priester in eurem Land, kann die Beziehungen brüderlicher Solidarität mit den ärmeren Diözesankirchen nur begünstigen, damit die Verkündigung des Evangeliums nicht mehr unter dem Priestermangel leidet. Diese apostolische Solidarität wird sich großzügig auf die Bedürfnisse der anderen Ortskirchen, besonders auf jene eures Kontinents, ausweiten. Auf diese Weise wird klar ersichtlich werden, daß eure christlichen Gemeinden nach dem Vorbild jener, die euch einst die Botschaft des Evangeliums gebracht haben, nun selbst eine missionarische Kirche sind.

... auf englisch: Liebe Brüder, der Bischof und seine Priester sind aufgerufen, die Bande enger Gemeinschaft zu unterhalten, die auf das eine Priestertum Christi gegründet sind, an dem sie, wenn auch in unterschiedlichem Maße, teilhaben. Die Qualität der Verbundenheit mit euren Priestern, euren hauptsächlichen und unersetzlichen Mitarbeitern, ist von größter Bedeutung. Wenn sie in ihrem Bischof einen Vater und Bruder sehen, der sie liebt, sie anhört, ihnen in ihren Prüfungen Trost zuspricht und ihren menschlichen und materiellen Bedürfnissen besondere Aufmerksamkeit widmet, werden sie dazu ermutigt, ihr Amt aus ganzem Herzen, würdig und fruchtbar auszuüben. Die Worte und das Beispiel ihres Bischofs haben eine Schlüsselrolle dabei, sie dahingehend zu inspirieren, daß sie ihrem geistlichen und sakramentalen Leben einen zentralen Platz in ihrem Dienst geben, und sie dazu anzuspornen, die besondere Rolle des Hirten vor allem als eines Mannes des Gebets zu entdecken und immer tiefer zu leben. Das spirituelle und sakramentale Leben ist ein außerordentlicher Schatz, der uns für uns selber und zum Wohl der uns anvertrauten Menschen geschenkt worden ist. Sodann bitte ich euch dringend, besonders wachsam zu sein, was die Treue von Priestern und Ordensleuten zu den Verpflichtungen betrifft, die sie bei ihrer Priesterweihe oder beim Eintritt ins Ordensleben übernommen haben, damit sie zur größeren Heiligkeit der Kirche und zur Ehre Gottes an ihrer Berufung festhalten. Die Glaubwürdigkeit ihres Zeugnisses verlangt, daß es zwischen dem, was sie lehren, und der Art und Weise, wie sie tagtäglich leben, keinen Unterschied gibt.

In euren Diözesen stellen sich viele junge Männer als Kandidaten für das Priesteramt vor. Dafür können wir dem Herrn nur danken. Es ist unbedingt erforderlich, daß eine ernsthafte Prüfung stattfindet. In diesem Sinne ermutige ich euch, trotz der organisatorischen Schwierigkeiten, die mitunter auf der pastoralen Ebene auftreten können, der Auswahl und Bildung der Ausbilder und geistlichen Begleiter Priorität einzuräumen. Sie müssen eine persönliche und fundierte Kenntnis der Priesteramtskandidaten haben und imstande sein, ihnen eine solide menschliche, geistliche und pastorale Ausbildung zu bieten, die sie zu reifen, ausgeglichenen und für das priesterliche Leben gut vorbereiteten Männern machen soll. Die ständige brüderliche Unterstützung eurerseits wird den Ausbildern helfen, ihre Aufgabe in der Liebe zur Kirche und ihrer Sendung zu erfüllen.

Seit den Anfängen des christlichen Glaubens in Kamerun haben Ordensmänner und Ordensfrauen einen wesentlichen Beitrag zum Leben der Kirche geleistet. Zusammen mit euch danke ich Gott dafür und freue mich über die Entwicklung des geweihten Lebens unter den Söhnen und Töchtern eures Landes, die in Ordensgemeinschaften, welche ihren Ursprung in eurem Land haben, auch charakteristisch afrikanische Charismen zum Ausdruck kommen läßt. Das Bekenntnis zu den evangelischen Räten erscheint in der Tat als »ein Zeichen, das alle Glieder der Kirche wirksam zur eifrigen Erfüllung der Pflichten ihrer christlichen Berufung hinziehen kann und soll« (Lumen gentium, 44).

In eurem Dienst der Verkündigung des Evangeliums werdet ihr auch von anderen pastoralen Mitarbeitern, insbesondere Katechisten, unterstützt. Sie haben bei der Evangelisierung eures Landes eine Schlüsselrolle gespielt und tun das bis heute. Ich danke ihnen für ihre Hochherzigkeit und Treue im Dienst der Kirche. Durch ihre Arbeit findet eine echte Inkulturation des Glaubens statt. Ihre menschliche, geistliche und lehrmäßige Bildung ist daher unerläßlich. Die materielle, moralische und geistliche Unterstützung, die sie von ihren Bischöfen erhalten, um ihre Sendung unter guten Lebens- und Arbeitsbedingungen erfüllen zu können, soll auch ein Ausdruck der Anerkennung von seiten der Kirche sein für die Bedeutung ihrer Verpflichtung, den Glauben zu verkünden und sein Wachstum zu stärken.

Unter den vielen Herausforderungen, vor denen ihr in eurer Verantwortung als Bischöfe steht, bereitet euch die Situation der Familie besondere Sorge. Die Schwierigkeiten, die durch die Auswirkung der Moderne und Säkularisierung auf die traditionelle Gesellschaft entstehen, veranlassen euch dazu, die wesentlichen Werte der afrikanischen Familie nachdrücklich zu verteidigen und ihrer sorgfältigen Evangelisierung hohen Vorrang zu geben. Bei der Entwicklung der Familienpastoral seid ihr darauf bedacht, ein besseres Verständnis des Wesens, der Würde und der Rolle der Ehe zu fördern, die eine unauflösliche und dauerhafte Verbindung voraussetzt.

Die Liturgie nimmt einen wichtigen Platz im Glaubensleben eurer Gemeinden ein. Diese kirchlichen Feiern sind gewöhnlich festlich und freudig und bekunden die Inbrunst der Gläubigen, die glücklich darüber sind, in der Kirche zusammenzusein und den Herrn zu preisen. Es ist daher wesentlich, daß die auf diese Weise zum Ausdruck gebrachte Freude das Gespräch und die Gemeinschaft mit Gott nicht behindern darf, sondern erleichtern soll, was durch eine wirksame Verinnerlichung der Struktur und der Worte der Liturgie erreicht wird, so daß sie Ausdruck dessen ist, was in den Herzen der Gläubigen in wirklicher Einheit mit allen anderen Teilnehmern geschieht. Die Würde der Feiern, besonders wenn sie unter Teilnahme großer Menschenmengen stattfinden, ist ein beredtes Zeichen dafür.

Die Ausbreitung von Sekten und esoterischen Bewegungen und der wachsende Einfluß abergläubischer Formen von Religiosität sowie der Relativismus stellen eine dringende Aufforderung dar, der Ausbildung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen neuen Impuls zu geben, besonders im Universitätsbereich und in den Intellektuellenkreisen. In diesem Zusammenhang möchte ich der Arbeit des »Institut Catholique« von Yaoundé und allen kirchlichen Einrichtungen, deren Auftrag es ist, das Wort Gottes und die Lehre der Kirche für alle zugänglich und verständlich zu machen, Ermutigung aussprechen und meine Anerkennung zollen.

... auf französisch: Ich freue mich zu erfahren, daß sich in eurem Land die gläubigen Laien immer mehr im Leben der Kirche und der Gesellschaft engagieren. Die zahlreichen Laienverbände, die sich in euren Diözesen entfalten, sind Zeichen für das Wirken des Geistes im Herzen der Gläubigen und tragen zu einer erneuerten Verkündigung des Evangeliums bei. Es ist mir eine Freude, die aktive Teilnahme von Frauenverbänden an den verschiedenen Wirkungsbereichen der Kirche ermutigend hervorzuheben, denn es zeigt ein tatsächliches Bewußtwerden der Würde der Frau und ihrer besonderen Berufung in der kirchlichen Gemeinschaft und in der Gesellschaft. Ich danke Gott für die von den Laien bekundete Bereitwilligkeit, zur Zukunft der Kirche und zur Verkündigung des Evangeliums bei euch ihren Beitrag zu leisten. Durch die Sakramente der christlichen Initiation und durch die Gaben des Heiligen Geistes sind sie befähigt und aufgefordert, im Dienst am Menschen und an der Gesellschaft das Evangelium zu verkünden. Ich ermuntere euch daher wärmstens, eure Anstrengungen fortzusetzen, um ihnen eine solide christliche Schulung zu bieten, die es ihnen erlaubt, »ihre Rolle einer christlichen Durchdringung der zeitlichen (politischen, kulturelle, wirtschaftlichen, sozialen) Ordnung voll auszufüllen, worin ja das charakteristische Engagement der weltlichen Berufung der Laien besteht« (Ecclesia in Africa, 75).

Im Zusammenhang mit der Globalisierung, die wir erleben, bringt die Kirche den bedürftigsten Menschen ein besonderes Interesse entgegen. Seine Sendung veranlaßt den Bischof, Verteidiger der Rechte der Armen zu sein, zur Übung der Nächstenliebe, Bekundung der Liebe des Herrn zu den Kleinen, aufzufordern und zu ermutigen. Auf diese Weise werden die Gläubigen dazu angeleitet, ganz konkret zu erfassen, daß die Kirche eine echte Familie Gottes ist, die in der brüderlichen Liebe verbunden ist, was jeden Ethnozentrismus und jeden übertriebenen Partikularismus ausschließt und zur Versöhnung und zur Zusammenarbeit zwischen den Ethnien zum Wohl aller beiträgt. Außerdem will die Kirche durch ihre Soziallehre in den Herzen der aus der Gesellschaft Ausgeschlossenen die Hoffnung wecken. Pflicht der Christen, besonders der Laien, die soziale, wirtschaftliche, politische Verantwortung haben, ist es auch, sich von der Soziallehre der Kirche leiten zu lassen, um zum Aufbau einer gerechteren Welt beizutragen, wo jeder in Würde leben können wird.

Herr Kardinal, liebe Brüder im Bischofsamt, zum Abschluß unserer Begegnung möchte ich noch einmal meiner Freude darüber Ausdruck verleihen, daß ich mich in eurem Land befinde und dem Volk von Kamerun begegne. Ich danke euch für euren herzlichen Empfang, Zeichen der hochherzigen afrikanischen Gastfreundschaft. Die Jungfrau Maria, Unsere Liebe Frau von Afrika, wache über alle eure Diözesangemeinschaften. Ich vertraue ihr das ganze Volk von Kamerun an und erteile euch sowie den Priestern, den Ordensmännern und Ordensfrauen, den Katechisten und allen Gläubigen eurer Diözesen gerne von Herzen den Apostolischen Segen.

 

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