PAPST FRANZISKUS
GENERALAUDIENZ
Mittwoch, 5. Oktober 2016
Apostolische Reise nach Georgien und Aserbaidschan
Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!
Am vergangenen Wochenende habe ich eine Apostolische Reise nach Georgien und Aserbaidschan unternommen. Ich danke dem Herrn, der sie mir gewährt hat, und bringe den zivilen und religiösen Autoritäten dieser beiden Länder erneut meinen Dank zum Ausdruck, insbesondere dem Patriarchen von ganz Georgien Ilia II. – sein Zeugnis hat mir im Herzen und in der Seele gutgetan – sowie dem Ratspräsidenten der kaukasischen Muslime. Ein brüderlicher Dank ergeht an die Bischöfe, die Priester, die Ordensleute sowie an alle Gläubigen, die mich ihre herzliche Zuneigung spüren ließen.
Diese Reise war die Fortsetzung und Vollendung meiner Reise nach Armenien, die ich im Juni unternommen habe. Auf diese Weise konnte ich – mit Gottes Hilfe – den Plan verwirklichen, alle drei kaukasischen Länder zu besuchen, um die katholische Kirche zu stärken, die dort lebt, und um den Weg dieser Völker zum Frieden und zur Brüderlichkeit zu ermutigen. Das haben auch die beiden Mottos dieser letzten Reise hervorgehoben: für Georgien »Pax vobis« und für Aserbaidschan »Wir alle sind Brüder«.
Beide Länder haben uralte historische, kulturelle und religiöse Wurzeln, aber gleichzeitig leben sie in einer neuen Phase: Denn beide feiern in diesem Jahr den 25. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit, nachdem sie für einen großen Teil des 20. Jahrhunderts unter sowjetischer Herrschaft standen. Und in dieser Phase treffen sie auf zahlreiche Schwierigkeiten in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Die katholische Kirche ist aufgerufen, präsent zu sein, nahe zu sein, besonders im Zeichen der Nächstenliebe und der Förderung des Menschen; und sie versucht, dies in Gemeinschaft mit den anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften sowie im Dialog mit den anderen Religionsgemeinschaften zu tun, in der Gewissheit, dass Gott der Vater aller ist und wir Brüder und Schwestern sind.
In Georgien geschieht diese Sendung natürlich durch die Zusammenarbeit mit den orthodoxen Brüdern und Schwestern, die die große Mehrheit der Bevölkerung bilden. Ein sehr wichtiges Zeichen war daher die Tatsache, dass mich bei meiner Ankunft in Tiflis zusammen mit dem Präsidenten der Republik auch der ehrwürdige Patriarch Ilia II. am Flughafen empfangen hat. Die Begegnung mit ihm an jenem Nachmittag war sehr bewegend, ebenso wie der Besuch in der Patriarchalkathedrale, wo die Reliquie des Untergewands Christi verehrt wird, Symbol der Einheit der Kirche. Diese Einheit wird gestärkt vom Blut vieler Märtyrer der verschiedenen christlichen Konfessionen. Zu den Gemeinschaften, die am schwersten gelitten haben, gehört die assyrisch-chaldäische Gemeinschaft, mit der ich in Tiflis einen tiefen Augenblick des Gebets für den Frieden in Syrien, im Irak und im ganzen Nahen Osten erlebt habe.
Die Messe mit den katholischen – lateinischen, armenischen und assyrisch-chaldäischen – Gläubigen von Georgien wurde am Gedenktag der heiligen Theresia vom Kinde Jesus, Patronin der Missionen, gefeiert: Sie erinnert uns daran, dass die wahre Mission nie Proselytismus ist, sondern die Anziehung zu Christus, ausgehend von der tiefen Vereinigung mit ihm im Gebet, in der Anbetung und in der konkreten Nächstenliebe. Sie ist Dienst an Jesus, der im Geringsten der Brüder gegenwärtig ist. Das ist es, was die Ordensmänner und Ordensfrauen tun, denen ich in Tiflis ebenso wie später in Baku begegnet bin: Sie tun es mit dem Gebet und mit karitativen Werken sowie mit Werken zur Förderung des Menschen. Ich habe sie ermutigt, fest im Glauben zu stehen, mit Erinnerung, Mut und Hoffnung. Und dann sind da die christlichen Familien: Wie kostbar ist ihre Gegenwart zur Aufnahme, Begleitung, Klärung und Eingliederung in die Gemeinschaft!
Dieser vom Evangelium geprägte Stil der Präsenz als Same des Reiches Gottes ist womöglich noch notwendiger in Aserbaidschan, wo die Mehrheit der Bevölkerung aus Muslimen besteht und die Katholiken wenige Hundert sind. Aber gottlob haben sie gute Beziehungen zu allen und halten die brüderlichen Bande mit den orthodoxen Christen aufrecht. Daher haben wir in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, zwei Augenblicke erlebt, die der Glaube im richtigen Verhältnis zueinander zu halten vermag: die Eucharistie und die interreligiöse Begegnung. Die Eucharistie mit der kleinen katholischen Gemeinde, wo der Heilige Geist die verschiedenen Sprachen in Einklang bringt und die Kraft zum Zeugnis schenkt:
Und diese Gemeinschaft in Christus verhindert keineswegs den Dialog mit allen, die an Gott glauben, sondern spornt sogar an, ihn zu suchen, um gemeinsam eine gerechtere und brüderlichere Welt aufzubauen. Daher habe ich mich an die aserbaidschanischen Autoritäten gewandt mit dem Wunsch, dass die offenen Fragen gute Lösungen finden und alle kaukasischen Völker im Frieden und in gegenseitiger Achtung leben mögen. Gott segne Armenien, Georgien und Aserbaidschan und begleite den Weg seines heiligen Volkes, das in jenen Ländern pilgert.
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Herzlich heiße ich alle Brüder und Schwestern deutscher Sprache willkommen. Ich grüße die Pilger des Bistums Mainz und die Gläubigen der Pfarrei St. Johannes Baptist aus Garrel in Begleitung von Bischof Timmerevers. Einen besonderen Gruß richte ich an die jungen Teilnehmer an der Informationswoche der Päpstlichen Schweizergarde sowie an die zahlreichen Schulgruppen, vor allem an die Gruppe des Anne-Frank-Gymnasiums in Werne. Der Herr stärke euch in eurem christlichen Leben und segne euch alle.
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