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BOTSCHAFT VON PAPST JOHANNES PAUL II.
FÜR DIE FASTENZEIT 198
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Dienstag, 6. März 1984

 

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wie oft haben wir schon den erregenden Text aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums gehört und verstanden: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt …, wird er sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid …; denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben“!

Ja, der Erlöser der Welt macht sich den Hunger aller seiner Brüder zu eigen. Er leidet mit denen, die ihren Leib nicht ernähren können: alle jene Familien, die von fehlender oder zu geringer Arbeitsmöglichkeit betroffen sind. Und doch kann und muss unsere Erde alle ihre Bewohner ernähren, von den Kindern im zarten alter bis zu den alten Menschen, die Menschen aller Berufe und Stände.

Christus leidet aber in gleicher Weise mit all denen, die zu Recht nach Gerechtigkeit und Achtung vor ihrer Menschenwürde hungern, mit denen, die ihrer Grundrechte beraubt sind, mit denen, die in ihrer elenden Lage im Stich gelassen oder, schlimmer noch, ausgebeutet werden.

Christus leidet mit denen, die nach einem umfassenden und gerechten Frieden hungern, wo dieser zerstört oder von so vielen Konflikten und von einer an Wahnsinn grenzenden Überbewaffnung bedroht ist. Dürfen wir denn vergessen, dass es unsere Aufgabe ist, die Welt zu gestalten und nicht, sie zu zerstören?

Mit einem Wort, Christus leidet mit allen Opfern einer materiellen, moralischen und geistigen Verelendung.

„Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; …ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; …ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen“ (Mt 25,35.36). An jeden einzelnen von uns werden diese Worte am Jüngsten Tage gerichtet werden. Aber schon jetzt sind sie uns Appell und Gericht.

Von unserem Überfluss oder sogar vom Notwendigen etwas abzugeben, ist kein spontaner Zug unserer Natur. Das ist genau der Grund, warum unsere Augen in brüderlicher Gesinnung immer wieder auf Person und Leben unserer Mitmenschen gelenkt werden müssen und wir in uns selbst diesen Hunger und Durst nach Teilen, nach Gerechtigkeit und Frieden wecken müssen, damit wir wirklich zum Handeln kommen und uns daran beteiligen, den hartgeprüften Menschen und Völkern zu helfen.

Liebe Brüder und Schwestern! In dieser Fastenzeit im Jubiläumsjahr der Erlösung bitte ich Euch: Lasst Euch bekehren, versöhnt Euch ehrlicher mit Gott und Euren Mitmenschen! Ein solcher Bußgeist, eine solche Bereitschaft zum Teilen und zur freiwilligen Beschränkung wird sich dann in konkreten Gesten ausdrücken, zu denen Euch Eure Ortskirchen sicherlich einladen werden.

„Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber“. Diese Aufforderung des heiligen Paulus an die Korinther ist durchaus noch aktuell (2 Kor 9,7). Ich wünsche Euch, dass Ihr tiefe Freude verspüren mögt, wann immer Ihr Eure Nahrung teilt, dem fremden Gastfreundschaft bietet, zur Unterstützung der Armen beitragt, den Arbeitslosen Arbeit verschafft, Eure Verantwortung in Staat und Beruf ehrlich und mutig ausübt, den Frieden lebt im Kreis Eurer Familie, wie in allen Euren menschlichen Bindungen. Das alles ist konkrete Liebe zu Gott, zu der wir uns bekehren müssen. Eine Liebe, die sich nicht trennen lässt vom oft so dringenden Dienst an unserem Nächsten. Machen wir es möglich, dass Christus am Jüngsten Tag mit Recht zu uns sprechen kann: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“! 



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