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PASTORALBESUCH IN ÖSTERREICH

BEGRÜSSUNGSZEREMONIE

ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.

Flughafen Wien-Schwechat
Donnerstag, 23. Juni 1988

 

Sehr verehrter Herr Bundespräsident!

Aufrichtig danke ich Ihnen für den freundlichen Willkommensgruß, den Sie mir als oberster Repräsentant der Republik Österreich soeben entboten haben. Mit Ihnen grüße ich alle hier anwesenden Vertreter des öffentlichen Lebens und zugleich auch alle Menschen in diesem geschätzten Land, dessen herzliche Gastfreundschaft ich schon vor fünf Jahren erfahren durfte.

Mein besonderer, brüderlicher Gruß gilt den österreichischen Bischöfen. Sie haben mich freundlicherweise eingeladen, Österreich ein zweites Mal zu besuchen. Im Jahre 1983 hatte sich eine große Zahl von Gläubigen in Wien zu einem Katholikentag unter dem Thema ”Hoffnung leben – Hoffnung geben“ versammelt. Dieses eindrucksvolle Fest des Glaubens ist mir in lebendiger Erinnerung. Ich bin davon überzeugt, daß die vielen Teilnehmer der Feiern in Wien und in Mariazell Freude und Glaubenszuversicht in ihre Pfarrgemeinden und Familien gebracht haben.

Mein zweiter Pastoralbesuch führt mich nun in die meisten anderen Diözesen Ihres Landes. Er wird mir die Gelegenheit bieten, die Vielgestaltigkeit Österreichs und den Reichtum seiner Glaubenszeugnisse noch besser kennenzulernen. Die Orte, an denen ich diesmal mit den Gläubigen zusammentreffen werde, sind mit Sorgfalt ausgewählt worden. Sie markieren einen großen Bogen durch die so ereignisreiche Geschichte des Landes, die zugleich eine Geschichte des Glaubens ist. Sie erinnern an Zeiten der Gnade und blühenden christlichen Lebens, aber auch an Heimsuchungen, die besonders prägend gewesen sind und bleiben: das antike Lauriacum, die Dome von Salzburg, Gurk und Wien, der Bergisel in Innsbruck, Eisenstadt nahe der ungarischen Grenze und das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen machen deutlich, was mit den Worten ”vielgerühmtes“, aber auch, ”vielgeprüftes Österreich“ in Ihrer Bundeshymne gemeint ist.

Alle katholischen Christen Österreichs lade ich am Beginn meines neuen Aufenthaltes in diesen Land dazu ein: Tragen wir an den Orten, an denen wir uns begegnen werden, das große und schwere Erbe der Vergangenheit wie auch die Freuden und Sorgen der Gegenwart in unserem gemeinsamen Gebet vor Gott. Erneuern wir unsere Treue zu unserer christlichen Berufung, die uns von unseren Vorfahren überkommen ist, und schöpfen wir neue Kraft aus der Feier der heiligen Eucharistie für ein frohes und überzeugtes Bekenntnis zu Christus und seiner Befreienden Botschaft in unserer Zeit.

Gott allein kann uns für unseren christlichen Auftrag in der Welt von heute den erforderlichen Mut und die sichere Orientierung geben. Dies sagt mit anderen Worten auch der Leitspruch für diesen Pastoralbesuch, der lautet: ”Ja zum Glauben – Ja zum Leben“. Nur ein entschlossenes Ja zum Glauben wird euch dazu befähigen, ein ebenso entschiedenes Ja zum Leben in allen seinen Formen und Phasen zu sagen und durchzuhalten. Unsere christliche Berufung ist eine Berufung zum Leben, die jegliche Kultur des Todes überwindet. Christus selbst sagt von seiner Sendung in diese Welt, daß er gekommen ist, damit die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben. 

Laßt uns darum in den kommenden Tagen gemeinsam unser Ja zum Glauben, das ein Ja zum Leben ist, aus unserer inneren Gemeinschaft mit Christus erneuern und vertiefen. Dazu erbitten wir besonders die Fürsprache der Gottesmutter in diesem ihr geweihten Marianischen Jahr. Helfen mögen uns zugleich die Heiligen dieses Landes, deren Gedenkstätten wir zusammen besuchen werden.

Ihnen, sehr verehrter Herr Bundespräsident, und allen Bürgern Ihres Landes danke ich schon jetzt aufrichtig für die vorzügliche Gastfreundschaft, die Sie mir und meiner Begleitung erneut in Ihrer landschaftlich so schönen und an kulturellem und religiösem Erbe so reichen österreichischen Heimat gewähren.

Möge das, was in diesen Tagen hier an Gutem geschieht, weiterwirken in eine für Österreich und seine Bürger segensreiche Zukunft!

 

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