EVANGELII GAUDIUM - page 77

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evangelisierten Volkes verschönert der Heilige Geist die Kirche, indem er
ihr neue Aspekte der Offenbarung zeigt und ihr ein neues Gesicht schenkt.
In der Inkulturation führt die Kirche »die Völker mit ihren Kulturen in die
Gemeinschaft mit ihr ein«
90
, denn »jede Kultur bietet Werte und positive
Formen, welche die Weise, das Evangelium zu verkünden, zu verstehen
und zu leben, bereichern können«
91
.
Auf diese Weise wird die Kirche »zur
sponsa ornata monilibus suis
, „Braut, die ihr Geschmeide anlegt“ (vgl.
Jes
61,10) «
92
.
117. Wenn sie richtig verstanden wird, bedroht die kulturelle
Verschiedenheit die Einheit der Kirche nicht. Der von Vater und von Sohn
gesandte Heilige Geist ist es, der unsere Herzen verwandelt und uns fähig
macht, in die vollkommene Gemeinschaft der Heiligsten Dreifaltigkeit
einzutreten, wo alles zur Einheit findet. Er schafft die Gemeinschaft und
die Harmonie des Gottesvolkes. Der Heilige Geist ist selbst die Harmonie,
so wie er das Band der Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn ist.
93
90
J
OHANNES
P
AUL
II., Enzyklika
Redemptoris missio
(7. Dezember 1990), 52:
AAS
83 (1991), 300;
vgl. Apostolisches Schreiben
Catechesi Tradendae
(16. Oktober 1979), 53:
AAS
71 (1979), 1321.
Er
ist derjenige, der einen vielfältigen und verschiedenartigen Reichtum der
Gaben hervorruft und zugleich eine Einheit aufbaut, die niemals
Einförmigkeit ist, sondern vielgestaltige Harmonie, die anzieht. Die
Evangelisierung erkennt freudig diesen vielfältigen Reichtum, die der
Heilige Geist in der Kirche erzeugt. Es würde der Logik der Inkarnation
nicht gerecht, an ein monokulturelles und eintöniges Christentum zu
denken. Obwohl es zutrifft, dass einige Kulturen eng mit der Verkündigung
des Evangeliums und mit der Entwicklung des christlichen Denkens
verbunden waren, identifiziert sich die offenbarte Botschaft mit keiner von
ihnen und besitzt einen transkulturellen Inhalt. Darum kann man bei der
91
J
OHANNES
P
AUL
II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Ecclesia in Oceania
(22. November
2001), 16:
AAS
94 (2002), 384.
92
D
ERS
., Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Ecclesia in Africa
(14. September 1995), 61:
AAS
88 (1996), 39.
93
Vgl. T
HOMAS VON
A
QUIN
,
S. Th.
I, q. 39, a. 8 cons. 2: » Wenn man den Heiligen Geist ausschließt,
der die Verbindung zwischen dem Vater und dem Sohn ist, kann man die Einigkeit beider nicht
verstehen «; vgl. auch I, q. 37, a. 1, ad 3.
1...,67,68,69,70,71,72,73,74,75,76 78,79,80,81,82,83,84,85,86,87,...185
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