EVANGELII GAUDIUM - page 84

- 83 -
Von Mensch zu Mensch
127. Nun, da die Kirche eine tiefe missionarische Erneuerung vollziehen
möchte, gibt es eine Form der Verkündigung, die uns allen als tägliche
Pflicht zukommt. Es geht darum, das Evangelium zu den Menschen zu
bringen, mit denen jeder zu tun hat, zu den Nächsten wie zu den
Unbekannten. Es ist die informelle Verkündigung, die man in einem
Gespräch verwirklichen kann, und es ist auch die, welche ein Missionar
handhabt, wenn er ein Haus besucht. Jünger sein bedeutet, ständig bereit
zu sein, den anderen die Liebe Jesu zu bringen, und das geschieht spontan
an jedem beliebigen Ort, am Weg, auf dem Platz, bei der Arbeit, auf einer
Straße.
128. Der erste Schritt dieser stets respektvollen und freundlichen
Verkündigung besteht aus einem persönlichen Gespräch, in dem der
andere Mensch sich ausdrückt und seine Freuden, seine Hoffnungen, die
Sorgen um seine Lieben und viele Dinge, von denen sein Herz voll ist,
mitteilt. Erst nach diesem Gespräch ist es möglich, das Wort Gottes
vorzustellen, sei es mit der Lesung irgendeiner Schriftstelle oder
erzählenderweise, aber immer im Gedanken an die grundlegende
Verkündigung: die persönliche Liebe Gottes, der Mensch geworden ist, sich
für uns hingegeben hat und als Lebender sein Heil und seine Freundschaft
anbietet. Es ist die Verkündigung, die man in einer demütigen,
bezeugenden Haltung mitteilt wie einer, der stets zu lernen weiß, im
Bewusstsein, dass die Botschaft so reich und so tiefgründig ist, dass sie
uns immer überragt. Manchmal drückt man sie auf direktere Weise aus,
andere Male durch ein persönliches Zeugnis, eine Erzählung, eine Geste
oder die Form, die der Heilige Geist selbst in einem konkreten Umstand
hervorrufen kann. Wenn es vernünftig erscheint und die entsprechenden
Bedingungen gegeben sind, ist es gut, wenn diese brüderliche und
missionarische Begegnung mit einem kurzen Gebet abgeschlossen wird,
1...,74,75,76,77,78,79,80,81,82,83 85,86,87,88,89,90,91,92,93,94,...185
Powered by FlippingBook