EVANGELII GAUDIUM - page 90

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ursprünglich liebevolle Dialog erstickt worden ist oder keine Frucht bringen
konnte.
138. Die Homilie darf keine Unterhaltungs-Show sein, sie entspricht nicht
der Logik medialer Möglichkeiten, muss aber dem Gottesdienst Eifer und
Sinn geben. Sie ist eine besondere Gattung, da es sich um eine
Verkündigung im Rahmen einer
liturgischen
Feier handelt; folglich muss
sie kurz sein und vermeiden, wie ein Vortrag oder eine Vorlesung zu
erscheinen. Der Prediger mag fähig sein, das Interesse der Leute eine
Stunde lang wach zu halten, aber auf diese Weise wird sein Wort wichtiger
als die Feier des Glaubens. Wenn die Homilie sich zu sehr in die Länge
zieht, schadet sie zwei Merkmalen der liturgischen Feier: der Harmonie
zwischen ihren Teilen und ihrem Rhythmus. Wenn die Verkündigung im
Kontext der Liturgie geschieht, wird sie eingefügt als Teil der Opfergabe, die
dem Vater dargebracht wird, und als Vermittlung der Gnade, die Christus
in der Feier ausgießt. Ebendieser Kontext verlangt, dass die Verkündigung
die Gemeinde und auch den Prediger auf eine Gemeinschaft mit Christus
in der Eucharistie hin ausrichtet, die das Leben verwandelt. Das erfordert,
dass das Wort des Predigers nicht einen übertriebenen Raum einnimmt,
damit der Herr mehr erstrahlt als der Diener.
Das Gespräch einer Mutter
139. Wir haben gesagt, dass das Volk Gottes durch das ständige Wirken
des Geistes in ihm fortwährend sich selber evangelisiert. Was bringt diese
Überzeugung für den Prediger mit sich? Sie erinnert uns daran, dass die
Kirche Mutter ist und zum Volk so predigt wie eine Mutter, die zu ihrem
Kind spricht im Bewusstsein, dass das Kind darauf vertraut, dass alles,
was sie es lehrt, zu seinem Besten ist, denn es weiß sich geliebt. Außerdem
weiß die gute Mutter alles anzuerkennen, was Gott in ihr Kind hineingelegt
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