EVANGELII GAUDIUM - page 99

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engagieren, immer Jesus Christus schenken und dabei mit Petrus sagen:
» Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir «
(
Apg
3,6). Der Herr möchte uns einsetzen als lebendige, freie und kreative
Menschen, die sich von seinem Wort durchdringen lassen, bevor sie es
weitergeben. Seine Botschaft muss wirklich den Weg über den Prediger
nehmen, aber nicht nur über seine Vernunft, sondern indem es von seinem
ganzen Sein Besitz ergreift. Der Heilige Geist, der das Wort der Schrift
inspiriert hat, ist derjenige, »der heute wie in den Anfängen der Kirche in
all jenen am Werk ist, die das Evangelium verkünden und sich von ihm
ergreifen und führen lassen; er legt ihnen Worte in den Mund, die sie allein
niemals finden könnten
119
.
Die geistliche Lesung
152. Es gibt eine konkrete Weise, das zu hören, was der Herr uns in
seinem Wort sagen will, und uns von seinem Heiligen Geist verwandeln zu
lassen. Es ist das, was wir „
lectio divina
“ nennen. Sie besteht im Lesen des
Wortes Gottes innerhalb einer Zeit des Gebetes, um ihm zu erlauben, uns
zu erleuchten und zu erneuern. Dieses betende Lesen der Bibel ist nicht
von dem Studium getrennt, das der Prediger unternimmt, um die zentrale
Botschaft des Textes zu finden; im Gegenteil, es muss von hier ausgehen in
dem Versuch, zu entdecken, was
ebendiese Botschaft
seinem Leben sagen
will. Die geistliche Lesung eines Textes muss von seiner wörtlichen
Bedeutung ausgehen. Andernfalls geschieht es leicht, dass man den Text
das sagen lässt, was angenehm ist, was dazu dient, die eigenen
Entscheidungen zu bestätigen, was zu den eigenen geistigen Schablonen
passt. Das hieße letztlich, etwas Heiliges zum eigenen Vorteil zu nutzen
und diese Verwirrung auf das Volk Gottes zu übertragen. Man darf nie
119
Ebd.
, 75:
AAS
68 (1976), 65.
1...,89,90,91,92,93,94,95,96,97,98 100,101,102,103,104,105,106,107,108,109,...185
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