EVANGELII GAUDIUM - page 67

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anmaßen, sie in den Verlust ihrer Erinnerung und ihrer Ideale zu führen.
Wenn sie aber das Zeugnis von wirklich brüderlichen und versöhnten
Gemeinschaften sehen, ist das immer ein Licht, das anzieht. Darum tut es
mir so weh festzustellen, dass in einigen christlichen Gemeinschaften und
sogar unter gottgeweihten Personen Platz ist für verschiedene Formen von
Hass, Spaltung, Verleumdung, üble Nachrede, Rache, Eifersucht und den
Wunsch, die eigenen Vorstellungen um jeden Preis durchzusetzen, bis hin
zu Verfolgungen, die eine unversöhnliche Hexenjagd zu sein scheinen. Wen
wollen wir mit diesem Verhalten evangelisieren?
101. Bitten wir den Herrn, dass er uns das Gesetz der Liebe verstehen
lässt. Wie gut ist es, dieses Gesetz zu besitzen! Wie gut tut es uns, einander
zu lieben, über alles hinweg! Ja, über alles hinweg! An jeden von uns ist die
Mahnung des heiligen Paulus gerichtet: » Lass dich nicht vom Bösen
besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute! « (
Röm
12,21). Und
weiter: » Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun « (
Gal
6,9). Alle
haben wir Sympathien und Antipathien, und vielleicht sind wir gerade in
diesem Moment zornig auf jemanden. Sagen wir wenigstens zum Herrn:
„Herr, ich bin zornig auf diesen, auf jene. Ich bitte dich für ihn und für sie.“
Für den Menschen, über den wir ärgerlich sind, zu beten, ist ein schöner
Schritt auf die Liebe zu, und es ist eine Tat der Evangelisierung. Tun wir es
heute! Lassen wir uns nicht das Ideal der Bruderliebe nehmen!
Weitere kirchliche Herausforderungen
102. Die Laien sind schlicht die riesige Mehrheit des Gottesvolkes. In
ihrem Dienst steht eine Minderheit: die geweihten Amtsträger. Das
Bewusstsein der Identität und des Auftrags der Laien in der Kirche ist
gewachsen. Wir verfügen über ein zahlenmäßig starkes, wenn auch nicht
ausreichendes Laientum mit einem verwurzelten Gemeinschaftssinn und
1...,57,58,59,60,61,62,63,64,65,66 68,69,70,71,72,73,74,75,76,77,...185
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