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HEILIG-JAHR-FEIER DER PRIESTER
EUCHARISTIEFEIER UND PRIESTERWEIHE
PREDIGT VON PAPST LEO XIV.
Petersdom, Confessio-Altar
Freitag, 27. Juni 2025
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Heute, am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu, dem Gebetstag zur Heiligung der Priester, feiern wir mit Freude diese Eucharistie zur Heilig-Jahr-Feier der Priester.
Ich wende mich daher zunächst an euch, liebe Mitbrüder im Priesteramt, die ihr zum Grab des Apostels Petrus gekommen seid, um die Heilige Pforte zu durchschreiten und um eure Taufgewänder und eure priesterlichen Gewänder erneut in das Herz des Erlösers zu tauchen. Für einige der hier Anwesenden erfolgt diese Geste an einem einzigartigen Tag ihres Lebens: dem Tag ihrer Priesterweihe.
Über das Herz Christi in diesem Zusammenhang zu sprechen, bedeutet, über das gesamte Geheimnis der Menschwerdung, des Todes und der Auferstehung des Herrn zu sprechen, das uns in besonderer Weise anvertraut wurde, damit wir es in der Welt gegenwärtig werden lassen. Denken wir daher im Licht der Lesungen, die wir gehört haben, gemeinsam darüber nach, wie wir zu diesem Heilswerk beitragen können.
In der ersten Lesung spricht der Prophet Ezechiel von Gott als einem Hirten, der seine Herde durchgeht und jedes Schaf einzeln zählt: Er sucht die Verlorenen, versorgt die Verwundeten, hilft den Schwachen und Kranken (vgl. Ez 34,11-16). Auf diese Weise erinnert er uns in einer Zeit großer und grausamer Konflikte daran, dass die Liebe des Herrn, von der wir uns umarmen und formen lassen sollen, universal ist und dass in seinen Augen – und folglich auch in unseren – kein Platz für Spaltungen und Hass jeglicher Art ist.
In der zweiten Lesung (vgl. Röm 5,5-11) erinnert uns der heilige Paulus dann daran, dass Gott uns versöhnt hat, »als wir noch schwach waren« (V. 6) und »Sünder« (V. 8). Er lädt uns dazu ein, uns dem verwandelnden Wirken seines Geistes, der in uns wohnt, zu überlassen, und zwar auf einem täglichen Weg der Umkehr. Unsere Hoffnung gründet auf dem Bewusstsein, dass der Herr uns nicht verlässt: Er begleitet uns immer. Wir jedoch sind aufgerufen, mit ihm zusammenzuwirken, vor allem indem wir die Eucharistie, »Quelle und […] Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens« (Zweites Vatikanisches Konzil, Lumen gentium, 11), in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen; sodann »durch den würdigen Empfang der Sakramente, vor allem durch die häufig geübte sakramentale Buße« (Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Presbyterorum ordinis, 18); und schließlich durch das Gebet, die Meditation des Wortes und den Dienst der Liebe, indem wir unser Herz immer mehr dem Herzen »des Vaters der Erbarmungen« (ebd.) angleichen.
Und das führt uns zum Evangelium, das wir gehört haben (vgl. Lk 15,3-7), in dem von der Freude Gottes – und eines jeden Hirten, der nach seinem Herzen liebt – über die Rückkehr auch nur eines einzigen seiner Schafe in den Schafstall die Rede ist. Es ist eine Einladung, die pastorale Liebe mit derselben Gesinnung des Vaters zu leben und in uns denselben Wunsch zu hegen: dass niemand verloren gehe (vgl. Joh 6,39), dass vielmehr alle, auch durch uns, Christus erkennen und in ihm das ewige Leben haben (vgl. Joh 6,40). Es ist eine Einladung, dass wir innig mit Jesus vereint (vgl. Presbyterorum ordinis, 14) zu Samen der Eintracht unter den Geschwistern werden, indem wir die Verlorenen auf unsere Schultern nehmen, denjenigen, die Fehler begangen haben, Vergebung schenken und diejenigen suchen, die sich entfernt haben oder ausgeschlossen wurden; und indem wir diejenigen, die an Leib und Seele leiden, in jener großen Liebe umsorgen, die aus der durchbohrten Seite des Gekreuzigten hervorgeht, alle Menschen erfasst und die Welt erfüllt. Papst Franziskus schrieb dazu: »Aus der Seitenwunde Christi fließt weiterhin jener Strom, der nie versiegt, der nicht vergeht, der sich immer neu denen darbietet, die lieben wollen. Nur seine Liebe wird eine neue Menschheit ermöglichen« (Enzyklika Dilexit nos, 219).
Der priesterliche Dienst ist ein Dienst der Heiligung und Versöhnung für die Einheit des Leibes Christi (vgl. Lumen gentium, 7). Deshalb fordert das Zweite Vatikanische Konzil die Priester auf, jede Anstrengung zu unternehmen, um »alle in der Liebe zu vereinen« (Presbyterorum ordinis, 9), indem sie die Unterschiede in Einklang bringen, damit »niemand sich fremd fühlen kann« (ebd.). Und es legt ihnen die Einheit mit dem Bischof und im Presbyterium ans Herz (ebd., 7-8). Denn je mehr Einheit unter uns herrscht, desto besser werden wir auch andere in die Herde des Guten Hirten führen können, um als Brüder und Schwestern in dem einen Haus des Vaters zu leben.
Diesbezüglich hat der heilige Augustinus in einer Predigt anlässlich seines Weihetages von einer freudvollen Frucht der Gemeinschaft gesprochen, die Gläubige, Priester und Bischöfe vereint und ihre Wurzel darin hat, dass sich alle durch dieselbe Gnade und Barmherzigkeit erlöst und gerettet fühlen. In eben jenem Zusammenhang sagte er den berühmten Satz: »Für euch bin ich nämlich Bischof, mit euch bin ich Christ« (Sermo 340, 1).
In der feierlichen Messe zu Beginn meines Pontifikats habe ich vor dem Volk Gottes einen großen Wunsch zum Ausdruck gebracht: »Eine geeinte Kirche, Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment für eine versöhnte Welt wird« (18. Mai 2025). Heute möchte ich diesen Wunsch erneut mit euch allen teilen: Lasst uns versöhnt, vereint und verwandelt durch die Liebe, die überreich aus dem Herzen Christi strömt, gemeinsam auf seinen Spuren wandeln, demütig und entschlossen, fest im Glauben und offen für alle in der Liebe. Lasst uns den Frieden des Auferstandenen in die Welt tragen, mit jener Freiheit, die daraus entsteht, dass wir uns vom Vater geliebt, erwählt und gesandt wissen.
Und bevor ich zum Schluss komme, wende ich mich nun an euch, liebe Weihekandidaten, die ihr in Kürze durch die Handauflegung des Bischofs und durch eine erneute Ausgießung des Heiligen Geistes zu Priestern geweiht werdet. Ich möchte euch ein paar einfache Dinge sagen, die ich jedoch für eure Zukunft und für die Zukunft der Seelen, die euch anvertraut werden, für wichtig halte. Liebt Gott und die Brüder und Schwestern, seid großzügig, seid eifrig in der Feier der Sakramente, im Gebet, insbesondere in der Anbetung, und in der Ausübung eures Amtes; seid eurer Herde nahe, schenkt eure Zeit und eure Kräfte allen, ohne euch zu schonen, ohne Unterschiede zu machen, wie es uns die durchbohrte Seite des Gekreuzigten und das Beispiel der Heiligen lehren. Denkt in diesem Zusammenhang auch daran, dass die Kirche in ihrer jahrtausendealten Geschichte wunderbare Gestalten priesterlicher Heiligkeit hervorgebracht hat und auch heute noch herbvorbringt: Von den ersten Gemeinden an gab es unter ihren Priestern Märtyrer, unermüdliche Apostel, Missionare und Vorbilder der Liebe. Bewahrt diesen Reichtum: Interessiert euch für ihre Geschichten, studiert ihr Leben und ihre Werke, ahmt ihre Tugenden nach, lasst euch von ihrem Eifer anstecken, ruft oft und beharrlich ihre Fürsprache an! Unsere Welt bietet allzu oft fragwürdige und unbeständige Vorbilder für Erfolg und Ansehen. Lasst euch davon nicht beeindrucken! Schaut vielmehr auf das solide Beispiel und die Früchte des oft verborgenen und bescheidenen Apostolats derer, die in ihrem Leben dem Herrn und ihren Geschwistern mit Glauben und Hingabe gedient haben, und bewahrt ihr Andenken durch eure Treue.
Vertrauen wir uns schließlich alle dem mütterlichen Schutz der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Priester und Mutter der Hoffnung, an: Möge sie unsere Schritte begleiten und stützen, damit wir unser Herz täglich mehr dem Herzen Christi, des höchsten und ewigen Hirten, gleichgestalten können.
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