EVANGELII GAUDIUM - page 54

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relativieren oder zu verbergen. Dann entsteht ein Teufelskreis, denn so
sind sie nicht glücklich über das, was sie sind und was sie tun,
identifizieren sich nicht mit dem Verkündigungsauftrag, und das schwächt
ihren Einsatz. Schließlich ersticken sie die Missionsfreude in einer Art
Besessenheit, so zu sein wie alle anderen und das zu haben, was alle
anderen besitzen. Auf diese Weise wird die Aufgabe der Evangelisierung als
Zwang empfunden, man widmet ihr wenig Mühe und eine sehr begrenzte
Zeit.
80. Es entwickelt sich bei den in der Seelsorge Tätigen jenseits des
geistlichen Stils oder der gedanklichen Linie, die sie haben mögen, ein
Relativismus, der noch gefährlicher ist als der, welcher die Lehre betrifft.
Es hat etwas mit den tiefsten und aufrichtigsten Entscheidungen zu tun,
die eine Lebensform bestimmen. Dieser praktische Relativismus besteht
darin, so zu handeln, als gäbe es Gott nicht, so zu entscheiden, als gäbe es
die Armen nicht, so zu träumen, als gäbe es die anderen nicht, so zu
arbeiten, als gäbe es die nicht, die die Verkündigung noch nicht empfangen
haben. Es ist erwähnenswert, dass sogar, wer dem Anschein nach solide
doktrinelle und spirituelle Überzeugungen hat, häufig in einen Lebensstil
fällt, der dazu führt, sich an wirtschaftliche Sicherheiten oder an Räume
der Macht und des menschlichen Ruhms zu klammern, die man sich auf
jede beliebige Weise verschafft, anstatt das Leben für die anderen in der
Mission hinzugeben. Lassen wir uns die missionarische Begeisterung nicht
nehmen!
Nein zur egoistischen Trägheit
81. Wenn wir mehr missionarische Dynamik brauchen, die der Erde Salz
und Licht bringt, fürchten viele Laien, jemand könne sie einladen,
irgendeine apostolische Aufgabe zu erfüllen, und versuchen, jeder
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