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verwandeln zu lassen. Das ist das Paradox: In der
immer neuen Hinwendung zum Herrn findet der
Mensch einen beständigen Weg, der ihn von der
Bewegung des Sich-Verlierens befreit, der ihn die
Götzen unterwerfen.
14.âÂÂIm Glauben Israels erscheint auch die Fi-
gur des Mose, des Mittlers. Das Volk kann das
Angesicht Gottes nicht sehen; Mose kommt die
Aufgabe zu, auf dem Berg mit JHWH zu spre-
chen und allen den Willen des Herrn mitzutei-
len. Mit dieser Präsenz des Mittlers hat Israel
gelernt, in Einheit seinen Weg zu gehen. Der
Glaubensakt des Einzelnen gliedert sich in eine
Gemeinschaft ein, in das gemeinsame Wir des
Volkes, das im Glauben wie ein einziger Mensch
ist, âÂÂmein erstgeborener SohnâÂÂ, wie Gott ganz
Israel nennt (vgl.
Ex
4,22). Die Vermittlung wird
hier nicht ein Hindernis, sondern eine ÃÂffnung:
In der Begegnung mit den anderen öffnet sich
der Blick auf eine Wahrheit, die gröÃÂer ist als
wir selbst. Jean Jacques Rousseau beklagte sich,
Gott nicht persönlich sehen zu können: »Wie
viele Menschen zwischen Gott und mir!«
11
»Ist
es so einfach und natürlich, dass Gott zu Mose
gegangen ist, um mit Jean Jacques Rousseau zu
sprechen?«
12
Von einem individualistischen und
begrenzten Verständnis der Bekanntschaft her
kann man den Sinn der Vermittlung nicht ver-
stehen, diese Fähigkeit, an der Sicht des anderen
11
ÃÂmile
, Paris 1966, 387.
12
Lettre à Christophe de Beaumont
(1793), Lausanne 1993, 110.