Lumen Fidei - page 26

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bald erschöpft, und entdeckt, dass er sich nicht
einmal in der Treue zum Gesetz halten kann. Er
schließt sich ein und isoliert sich vom Herrn und
den anderen, und darum wird sein Leben leer,
werden seine Werke fruchtlos wie ein Baum fern
vom Wasser. Der heilige Augustinus drückt das
in seiner bündigen und wirkungsvollen Sprache
so aus:
»Ab eo qui fecit te noli deficere nec ad te«
—
»Von dem, der dich gemacht hat, entferne dich
nicht einmal, um zu dir zu gehen.«
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Wenn der
Mensch meint, zu sich selber zu finden, indem er
sich von Gott entfernt, dann scheitert sein Leben
(vgl.
Lk
15,11-24). Der Anfang des Heiles ist das
Sich-Öffnen für etwas Vorhergehendes, für eine
ursprüngliche Gabe, die das Leben bekräftigt
und im Sein bewahrt. Nur wenn man sich diesem
Ursprung öffnet und ihn anerkennt, vermag man
verwandelt zu werden, indem man zulässt, dass
das Heil in uns wirkt und so unser Leben frucht-
bar, reich an guten Früchten macht. Das Heil
durch den Glauben besteht in der Anerkennung
des Vorrangs der Gabe Gottes, wie der heilige
Paulus zusammenfasst: »Denn aus Gnade seid
ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener
Kraft — Gott hat es geschenkt« (
Eph
2,8).
20. Die neue Logik des Glaubens ist auf Chris-
tus hin ausgerichtet. Der Glaube an Christus ret-
tet uns, denn in ihm öffnet sich das Leben völlig
für eine Liebe, die uns vorausgeht und uns von
innen her verwandelt, die in uns und mit uns
15
De continentia
4,11:
PL
40, 356.
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