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an die Liebe gebunden ist, weil die Liebe selber
Licht bringt. Das Glaubensverständnis beginnt,
wenn wir die groÃÂe Liebe Gottes empfangen, die
uns innerlich verwandelt und uns neue Augen
schenkt, die Wirklichkeit zu sehen.
27.âÂÂEs ist bekannt, wie der Philosoph Ludwig
Wittgenstein die Verbindung zwischen demGlau-
ben und der Gewissheit erläutert hat. Glauben ist
seiner Meinung nach ähnlich wie die Erfahrung
des Verliebtseins im Sinne von etwas Subjekti-
vem, das nicht als eine für alle gültige Wahrheit
aufgestellt werden kann.
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Dem modernen Men-
schen scheint es nämlich, als habe die Frage nach
der Liebe nichts mit der Wahrheit zu tun. Die
Liebe wird heute als eine Erfahrung angesehen,
die an die Welt der unbeständigen Gefühle ge-
bunden ist und nicht mehr an die Wahrheit.
Aber ist das wirklich eine angemessene Be-
schreibung der Liebe? In Wirklichkeit kann die
Liebe nicht auf ein Gefühl reduziert werden, das
kommt und geht. Sie berührt zwar unser Ge-
fühlsleben, doch um es für den geliebten Men-
schen zu öffnen und so einen Weg zu ihm zu
beginnen, d. h. aus der Verschlossenheit in das
eigene Ich heraus- und auf den anderen zugehen,
um eine dauerhafte Beziehung aufzubauen. Die
Liebe trachtet nach der Einheit mit dem gelieb-
ten Menschen. So stellt sich heraus, in welchem
Sinn die Liebe der Wahrheit bedarf. Nur insofern
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âÂÂVgl.
Vermischte Bemerkungen / Culture and Value
, G. H.
von Wright (ed.), Oxford 1991, 32-33; 61-64.