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das uns vorausgeht, und auf diese Weise kann sie
uns jenseits unseres kleinen und begrenzten Ich
vereinen. Es ist eine Frage nach dem Ursprung
von allem, in dessen Licht man das Ziel und so
auch den Sinn des gemeinsamen Weges sehen
kann.
Die Erkenntnis der Wahrheit und die Liebe
26.âÂÂKann der christliche Glaube in dieser Si-
tuation dem Gemeinwohl in Bezug auf das rech-
te Verständnis der Wahrheit dienlich sein? Um
darauf zu antworten, ist es nötig, über die dem
Glauben eigene Art der Erkenntnis nachzuden-
ken. Dabei kann uns ein Wort des heiligen Pau-
lus hilfreich sein, wenn er sagt, dass man »mit
dem Herzen glaubt« (
Röm
10,10). Das Herz ist
in der Bibel die Mitte des Menschen, wo alle
seine Dimensionen â Leib und Geist, die In-
nerlichkeit der Person sowie seine ÃÂffnung für
die Welt und die anderen; Verstand, Wille und
Gefühlsleben â miteinander verflochten sind.
Wenn also das Herz imstande ist, diese Dimen-
sionen zusammenzuhalten, dann deshalb, weil es
der Ort ist, an dem wir uns der Wahrheit und der
Liebe öffnen und zulassen, dass sie uns anrüh-
ren und in der Tiefe verändern. Der Glaube ver-
wandelt den ganzen Menschen, eben insofern er
sich der Liebe öffnet. In dieser Verflechtung des
Glaubens mit der Liebe versteht man die dem
Glauben eigene Gestalt der Erkenntnis, seine
ÃÂberzeugungskraft und seine Fähigkeit, unsere
Schritte zu erhellen. Der Glaube erkennt, weil er