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des neuen Lebens im Glauben als einem Weg der
Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.
Glaube, Gebet und Dekalog
46.âÂÂZwei weitere Elemente sind bei der treuen
Weitergabe des Gedächtnisses der Kirche we-
sentlich. An erster Stelle das Gebet des Herrn, das
Vaterunser. Mit diesem Gebet lernt der Christ,
die persönliche geistliche Erfahrung Chris-
ti zu teilen, und beginnt, mit den Augen Christi
zu sehen. Von ihm her, dem Licht vom Licht,
vom eingeborenen Sohn des Vaters lernen auch
wir Gott kennen und können wir in anderen den
Wunsch entfachen, sich ihm zu nähern.
Ebenso wichtig ist ferner die Verbindung
zwischen Glaube und Dekalog. Wir haben ge-
sagt, der Glaube erscheint als ein Unterwegssein,
als ein Weg, der beschritten werden muss, der
offen ist für die Begegnung mit dem lebendi-
gen Gott. Im Licht des Glaubens, der völligen
Hingabe an den Gott, der rettet, erhält deshalb
der Dekalog seine tiefere Wahrheit, die in den
Einleitungsworten zu den zehn Geboten enthal-
ten ist: »Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus
ÃÂgypten geführt hat« (
Ex
20,2). Der Dekalog
ist nicht eine Auflistung negativer Vorschriften,
sondern eine Gesamtheit konkreter Weisun-
gen, um aus der Wüste des selbstbezogenen, in
sich verschlossenen Ich herauszukommen und
in Dialog mit Gott treten zu können, während
man sich von seiner Barmherzigkeit umfangen
lässt, um selber Barmherzigkeit zu bringen. So