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in Beziehung. Er kommt von anderen, gehört
anderen, und sein Leben wird gröÃÂer durch die
Begegnung mit anderen. Und auch die eigene
Kenntnis, das Selbstbewusstsein ist von relatio-
naler Art und ist an andere gebunden, die uns
vorangegangen sind â an erster Stelle unsere
Eltern, die uns das Leben und den Namen ge-
geben haben. Die Sprache selbst, die Worte, mit
denen wir unser Leben und unsere Wirklichkeit
deuten, kommt durch andere auf uns; sie ist im
lebendigen Gedächtnis der anderen bewahrt. Die
Kenntnis unserer selbst ist nur möglich, wenn
wir an einem gröÃÂeren Gedächtnis teilhaben. So
geschieht es auch im Glauben, der die mensch-
liche Weise des Verstehens zur Fülle bringt. Die
Vergangenheit des Glaubens, jener Akt der Liebe
Jesu, der in der Welt ein neues Leben hervorge-
bracht hat, kommt auf uns durch das Gedächtnis
der anderen, der Zeugen, und ist lebendig in dem
einzigartigen Subjekt des Gedächtnisses, der Kir-
che. Die Kirche ist eine Mutter, die uns lehrt, die
Sprache des Glaubens zu sprechen. In seinem
Evangelium hat der heilige Johannes Nachdruck
auf diesen Aspekt gelegt, indem er Glaube und
Gedächtnis zusammenfügte und beide dem Wir-
ken des Heiligen Geistes assoziierte, der â wie
Jesus sagt â »euch an alles erinnern wird« (
Joh
14,26). Die Liebe, die der Geist ist und in der
Kirche wohnt, hält alle Zeiten untereinander ge-
eint und macht uns zu âÂÂZeitgenossenâ Jesu. So
leitet er unser Unterwegssein im Glauben.